Die Gerolzhöfer Künstlerin Silvia Kirchhof wird in Sömmersdorf die Inszenierung des Abenteuerstücks "Robin Hood – eine Legende" im kommenden Jahr 2022 übernehmen. Nach der überraschenden Absage des bisherigen, äußerst erfolgreichen Regie-Duos Marion Beyer und Hermann J. Vief, hat der Verein Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf jetzt die in der Region bekannte Regisseurin für seine Eigenproduktion engagiert.
In "Schockstarre" sei der Vereinsvorstand gewesen, als die bisherigen Regisseure absagten, absagen mussten, erklärt Co-Vorsitzender Norbert Mergenthal. Die beiden frei schaffenden Theater- und Kulturpädagogen Beyer und Vief waren in den letzten zehn Jahren in Sömmersdorf für zwei gefeierte Passionsspiel-Saisons, für zwei "Don Camillo"-Sommertheater und eben für "Robin Hood" verpflichtet worden. Für dieses Stück, das sie selbst schrieben, besetzten sie bereits die 70 Rollen, ließen das Bühnenbild entwerfen und suchten die Live-Musik aus.
Regisseur-Duo setzt anderen beruflichen Schwerpunkt
Beide Regisseure haben als weiteres berufliches Standbein eine Referententätigkeit in der Theaterausbildung am Institut für Jugendarbeit in Gauting. Corona-bedingte Ausfälle und Absagen – auch die Sömmersdorfer Aufführungen mussten auf 2022 verschoben werden – sorgten bei ihnen für Ängste um ihre berufliche Existenz. Daher werden sie künftig ihr Hauptaugenmerk auf Gauting legen und 2022 keine Zeit für Robin Hood haben, so Mergenthal.
Weil der Verein aber mit neuen Herausforderungen umzugehen wisse, wurde der freischaffenden Künstlerin, Sängerin, Schauspielerin, Clownerin und Theatermacherin Silvia Kirchhof die Regie für das Abenteuerstück angetragen. Die Gerolzhöferin hat sie sich mit dem Ensemble des "Kleinen Stadttheater Gerolzhofen" bereits einen Namen gemacht. Große Inszenierungen von ihr waren beispielsweise "Fräulein Schmitt und der Aufstand der Frauen" auf dem Gerolzhöfer Marktplatz und das vielumjubelte Wandeltheater "Luther und Echter: Du musst daran glauben" in der Gerolzhöfer Altstadt.
Hohes Niveau des Spiels soll erhalten bleiben
"Die Latte ist von Marion und Hermann sehr hochgelegt worden und wir spielen mittlerweile in einer gewissen Liga", sagt Mergenthal. Dem Vereinsvorstand war daher wichtig, dass das hohe Niveau des Spiels gehalten wird.
"Es ist eine Ehre für mich, dass ich gefragt wurde", bekennt die 52-jährige Silvia Kirchhof. Der Stoff um den legendären Helden im Sherwood Forest gefalle ihr und passe mit seiner Botschaft auch in die Zeit. Sie arbeite gerne mit Menschen und traue sich zu, die unterschiedlichen Personen zusammenzuführen. Auch wenn sie Respekt vor der großen Freilichtbühne in Sömmersdorf und den vielen Action-Szenen mit Kämpfen, Pferden oder Feuer habe. Denn bisher habe sie eher auf kleinem Raum inszeniert.
"Ich habe gespürt, hier herrscht ein guter Geist", meint sie. Und die Basis in Sömmersdorf sei ein Geschenk, weil schon sehr viel vorhanden sei, bei den Spielern und beim Verein. Da sie derzeit nur das Wandeltheaterstück "Herr Vogel – Ein Märchen über die Suche nach dem Glück" für September 2021 in Gerolzhofen inszeniert und 2022 kein großes Projekt geplant habe, sagte sie zu. Vorher informierte sie den Vereinsvorstand des Kleinen Stadttheaters sowie Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak. "Sie freuen sich für mich und haben mir gratuliert", sagt Kirchhof.
Konkurrenz zwischen den Kulturorten vermeiden
Ein Konkurrenzdenken zwischen den beiden Kulturorten im Landkreis wolle man auf jeden Fall vermeiden, sagen die drei Sömmersdorfer Vereinsvorsitzenden. "Wir sollten und wollen unsere Arbeit gegenseitig befruchten", so Johannes Gessner.
Für die "Powerfrau" Kirchhof ist es eine ungewohnte Situation, ein bereits angelegtes Theaterstück weiterzuführen, bekennt sie. Aber sie hat freie Hand, wenn sie Texte, Szenen, Bühnenbild oder Musik ändern wolle. "Da ist nichts in Stein gemeißelt", sagt Co-Vorstand Dieter Mergenthal. Mit den bisherigen Regisseuren hat sie sich bereits verständigt. "Ich werde versuchen, dass es harmonisch weitergeht".
Im Herbst sollen die Proben beginnen, ab dem nächsten Frühjahr geht es in die intensive Phase, immer vorbehaltlich der aktuellen Corona-Lage. Geplante Aufführungen sind am 23., 24., 30. und 31. Juli sowie am 5. und 6. August 2022.
Die nächsten Fränkischen Passionsspiele hat der Verein vom turnusgemäßen Jahr 2023 auf 2024 verschoben. "Wir brauchen für die Passion mindestens zwölf Monate Vorbereitungszeit", so Norbert Mergenthal, der wie alle ehrenamtlich arbeitet. "Aber wenn wir zu der Zeit selbst bei Robin Hood auf der Bühne stehen, geht das nicht." Er selbst wird bei "Robin Hood" den "Little John" mimen, Dieter Mergenthal den Geächteten Oswin und Johannes Gessner den grausamen Guy von Gisborn. "Nur wegen des Theaterspielens machen wir das doch alles hier".