Dicht an dicht hängen die Gewänder aus Leinen, Baumwolle, Samt oder Leder an den Kleiderstangen im Bühnenhaus. Stählerne Soldatenhelme liegen auf dem Tisch, Lederstiefel und Gürtel ragen aus den Kisten am Boden. Für 75 Schauspieler des Abenteuerstücks "Robin Hood – eine Legende" auf der Freilichtbühne Sömmersdorf braucht es Kostüme und unzählige Requisiten. Eine Herausforderung für den Verein und für Kostümbildnerin Elisabeth Trott.
Das Maßband um den Hals gehängt, dicke Taschen voller Kleider in den Händen taucht Elisabeth Trott bei den Proben auf. Sie nimmt Maß am Kopfumfang von Johanna Kassner, die als Lady Isabelle, Gattin von Prinz John, im "Robin Hood"-Stück vom 23. Juli bis 6. August mitspielt. Ein Hut für sie wird noch gebraucht.
Zwar ist der Fundus des Vereins Fränkische Passionsspiele gut gefüllt mit Kostümen. Aber ein Jesus-Gewand oder ein Kleid eines jüdischen Hohenpriesters ist kaum für ein Theaterstück im mittelalterlichen England zu verwenden. "Ich habe zwar ein paar alte Apostelgewänder aussortiert, abgeschnitten und umgenäht", meint die ehrenamtlich agierende Kostümbildnerin. Aber vieles musste neu geschneidert, ausgeliehen oder auch gekauft werden.
Viele Kostüme mussten neu geschneidert, ausgeliehen oder gekauft werden
Beim Ändern von vorhandenen Kostümen, bei Ergänzungen oder Neuanfertigungen wird die 67-Jährige von einigen Sömmersdorfer Frauen unterstützt. An der Nähmaschine helfen Annemarie Rüth, Elke Grünewald, Rosi Kirchhof und Karin Mergenthal immer wieder mit.
Hier wird ein dunkler Umhang um eine Kapuze ergänzt, damit im Theaterstück ein König Richard nicht sofort erkannt wird. Dort müssen die Beine einer alten Soldatenhose enger genäht werden.
Gemeinsam mit Regisseurin Silvia Kirchhof hat Elisabeth Trott recherchiert und eine Liste erstellt, welche Rolle welches Kostüm samt Zubehör braucht. "Ich habe viel im Internet geschaut", denkt sie zurück. Schließlich sollen die Kostüme der Zeit Robin Hoods, der Zeit des Mittelalters, entsprechen.
Wie etwa die Gugel, eine kapuzenartige Kopfbedeckung, die auch die Schultern bedeckt und die eigens für die Geächteten genäht wurde. Einfache Leinen- oder Wollkleidung ist für die Dorfbevölkerung bestimmt, Samt dominiert die Weste des Guy von Gisborne oder die herrschaftlichen Gewänder mit Goldbordüren der Lady Isabelle.
"Manche Spielerinnen müssen sich auch mehrmals umziehen", erklärt die Sömmersdorferin. Lady Marian zum Beispiel oder ihre Hofdame Lady Catherine, die vier verschiedene Kleider tragen.
Die Schwerter stellt leihweise die Bühne Heidenheim zur Verfügung
Weil Regisseurin Silvia Kirchhof mit ihrem "Kleinen Stadttheater Gerolzhofen" über einen eigenen Kostümfundus verfügt, konnten die Sömmersdorfer dort einiges ausleihen. Auch von anderen Amateurbühnen oder vom Theater Schloss Maßbach trug Elisabeth Trott Kleidung zusammen. "Wir Bühnen helfen uns gegenseitig", erklärt sie. Eine große Leihgebühr wird nicht verlangt. Auch etliche metallene Schwerter kamen leihweise von der Bühne Heidenheim. Einige Gewänder besorgte sie bei Kostümverleihen in Nürnberg, Erfurt oder Berlin.
Manches wurde auch gekauft, so wie die Kettenhemden, die die Soldaten des Sheriffs von Nottingham unter ihrer Uniform tragen. Den Schauspielern wird dabei einiges abverlangt: Das Kettenhemd wiegt allein 15 Kilogramm und ist gegen Rost eingeölt. Ein Untergewand hält das ölige Metallgeflecht vom Körper fern. Damit die dazugehörige Kettenhaube nicht am Kopf klebt, hat Elisabeth Trott einfache Skimützen darunter besorgt.
Damit wird es unter dem drei Kilo schweren Nasalhelm aus Stahl noch wärmer, weiß Florian Selzam, der das schwere Kostüm anprobiert. "Wir Soldaten müssen damit einmal rund um die Bühne rennen, da ist man ganz schön geschafft", sagt der schlanke junge Mann. "Aber wir sollen ja im Stück auch erschöpft wirken".
Trotz aller Erschwernis steht für ihn der Spaß an oberster Stelle, das besondere Gemeinschaftsgefühl rund um das Theaterspiel. "Das gehört bei uns einfach dazu, seit ich denken kann", sagt er.
Manche Requisiten wurden auf Flohmärkten ersteigert
Im Untergeschoss des Bühnenhauses finden sich neben weiteren Kostümen zahlreiche Requisiten für das Lager der Geächteten, für die Burg und das Dorf Nottingham: Leiterwagen, kleine Fässer, Körbe, Krüge, Töpfe oder Reißigbesen, aber auch Pfeile und Köcher oder die Goldkiste des Bischofs von Blackcanons.
Vieles haben die Sömmersdorfer von zuhause mitgebracht, manches hat Elisabeth Trott auf Flohmärkten erstanden. Die Kostümbildnerin weiß, dass jedes Detail für das Schauspiel wichtig ist, dass alles zum Gesamtbild beiträgt.