Der Henker wartet schon auf dem Podest des Galgens. Den hat der Sheriff von Nottingham vor seiner Burg errichten lassen, um Robin Hood hängen zu sehen. Aber der Geächtete findet Unterschlupf im Sherwood Forest, von dem aus er seinen Feldzug für die Gerechtigkeit startet. Was im Sommer 2022 auf der Freilichtbühne Sömmersdorf als Abenteuerstück gespielt wird, ist jetzt schon im Bühnenmodell zu erahnen, das zum Start des Kartenvorverkaufs am 22. November vorgestellt wurde.
Noch fehlt das Getümmel von echten Menschen und Tieren. Aber das 2,50 auf 1,50 Meter große Miniaturmodell der Freilichtbühne verspricht jede Menge mittelalterlicher Atmosphäre und Action. Beispielsweise von einem Turnier, das auf dem Vorplatz vor dem Bühnenhaus, dem Nottingham Castle, stattfinden wird.
"Hier in der Innenbühne ist die Tribüne aufgebaut, für den Sheriff und Prinz John", erklärt Nobert Mergenthal, einer von drei Vorsitzenden des Vereins Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf. 70 Schauspieler aus dessen Ensemble wollen im nächsten Sommer in sechs Vorstellungen das Publikum mitnehmen zu "Robin Hood, eine Legende".
So nennt sich das zweieinhalb Stunden-Theaterstück, das die ursprünglich beauftragten Regisseure Marion Beyer und Hermann J. Vief selbst schrieben. Nach ihren Vorstellungen hat der Berliner Profi André Putzmann das Bühnenbild ausgearbeitet und als Modell im Maßstab 1 : 14 gebaut.
Feste Bühnenhaus mit acht Meter breitem Tor
Das feste Bühnenhaus mit dem acht Meter breiten Tor mutiert dabei zur Burg von Nottingham, mit Zinnen auf dem Dach, einem Kerker im Turm und einem hölzernen, bespielbaren Gang über der Toröffnung. "Der Übergang muss freitragend sein", weiß Vereinsbeirat Kurt Stark, zuständig für den Bühnenbau. Nicht ganz einfach, zumal ein zehn Meter langes Gerüst nötig ist, das mit Holz verkleidet wird.
Drei Szenen sollen auf der Innenbühne dargestellt werden, erläutert Co-Vorsitzender Dieter Mergenthal: Der Rittersaal der Burg, die Tribüne beim Turnier und die Aufbahrung von Prinz John. "Wir brauchen eine große Tafel, herrschaftliche Stühle, verschiedene Fahnen, Bilder, Kronleuchter", zählt Kurt Stark auf. Einblendungen auf der LED-Wand an der Rückseite der Innenbühne sorgen für die passende Atmosphäre.
Auf der rechten Seite der 35 Meter breiten Freilichtbühne hat Bühnenbildner Putzmann ein Dorf in angelsächsischem Fachwerk auf verschiedenen Ebenen erstehen lassen. Kleine Holz-Lehm-Hütten schmiegen sich hier an- und übereinander. Dort, wo bei den Passionsspielen 2018 das Grab Jesu lag, ist jetzt ein Pferdestall vorgesehen.
"In dem Dorf wird Leben sein, mit vielen Menschen, Hühnern, Gänsen und Schafen", verspricht Regisseurin Silvia Kirchhof. "Das wird knackig inszeniert, ohne Längen und mit viel Action". Was der skrupellose Sheriff von Nottingham und sein Handlanger Guy von Gisborne mit ihren Männern in dem Dorf anrichten werden, deutet die Regisseurin an: "Mit vielen tollen Effekten werden da Brandschatzung und Plünderung dargestellt". Dass auf die ehrenamtlichen Sömmersdorfer Bühnenbauer daher sehr viel Arbeit wartet, ist allen klar.
Echte Waldkulisse des Sherwood Forest
Auf der gegenüberliegenden Bühnenseite erwächst vor echter Waldkulisse der Sherwood Forest mit dem Lager der Geächteten. Sieben bis zu fünf Meter hohe eingetopfte Bäume hat der Verein dafür bereits bestellt. "Wir denken dabei nachhaltig: Die Bäume werden wir hinterher hinter dem Bühnenhaus einpflanzen", erklärt Norbert Mergenthal. Denn bei den letzten Baumaßnahmen hatten einige Bäume gelitten, die nun ersetzt werden.
Auch eine Art Flusslauf wird die Bühne erhalten. Er wird für die berühmte Kampfszene zwischen Robin Hood und Little John gebraucht. Gleich daneben, am linken Bühnenrand, wird ein Live-Orchester das Theaterstück musikalisch begleiten.
Einige größere Bauten, etwa der Wagen von Bruder Tuck oder der Prunkwagen des Bischofs von Blackcanons, zählen zu den besonderen Requisiten, die die ehrenamtlichen Helfer bauen müssen.
Alle Details hat André Putzmann genau beschrieben und bemessen, zeigt Stark auf zahlreiche Zeichnungen in einem dicken Ordner. Im Dezember will Stark mit seinem Team – Michael Garbe, Martin Morath, Georg Full, Erwin Ernst und Dieter Müller – mit dem Möbelbau beginnen. Die Bauten für die Fassaden auf der Bühne sollen im Januar und Februar errichtet werden, rechtzeitig zu den ersten Außenproben im Frühjahr.
"Mindens vier Wochen lang wird dann Putzmann mit einer Bühnenmalerin aus Berlin kommen, um die Fassaden zu bemalen", sagt Norbert Mergenthal und weist auf dessen ersten Arbeitseinsatz auf der Passionsspielbühne 2018 hin, als Putzmann das alte Jerusalem eindrucksvoll erstehen ließ.
Dass auch bei "Robin Hood" das Bühnenbild die Atmosphäre für ein spannendes Freilichttheater schafft, davon sind alle Verantwortlichen überzeugt. "Wir hoffen nur, dass uns die Pandemie keinen Strich durch die Rechnung macht", seufzt Mergenthal.