Gudrun Grieser hat jetzt eine neue Auszeichnung. Eine, die noch niemand bekommen hat. Den Goldenen Rückert.
Beim Empfang zu ihrem 70. Geburtstag in der Rathausdiele überreicht der Oberbürgermeisterin a.D Nachfolger Sebastian Remelé eine goldfarbene Rückertbüste von Ottmar Hörl. Die passt nicht nur farblich perfekt zum todschicken Ensemble des Geburtstagskindes, sondern auch zum Schlusswort ihrer Rede. „Von allen Ehren mir am meisten wert ist die, womit die Vaterstadt mich ehrt“, zitiert eine sichtlich ergriffene Gudrun Grieser Friedrich Rückert.
Die Vaterstadt ist eigentlich Würzburg. Aber es sollte wohl so ein, dass sie in Schweinfurt landet, meint sie bei ihrem Rückblick auf ihren Weg, ihre Arbeit, ihre Erfolge.
Als Referendarin war sie von Schweinfurt nicht so begeistert, dann wollte sie unbedingt hin, als Studienrätin für Englisch und Geschichte. Aber das Ministerium wollte sie auf ein renommiertes Gymnasium nach Coburg schicken. Das hat sie nicht akzeptiert. „Das Ministerium kapitulierte schließlich, den Rest kennen Sie.“
Markenzeichen eiserner Wille
Die kleine Anekdote passt zu den Eigenschaften, die andere Grieser zu schreiben. Das Wort Macherin fällt öfter am Sonntag in der Rathausdiele, als ihre 18 Jahre als Oberbürgermeisterin gewürdigt werden. Regierungspräsident Paul Beinhofer spricht von einem eisernen Willen, von straff und perfekt angelegter Handlungsweise. Argumenten sei sie immer aufgeschlossen gegenüber gestanden. Staatssekretär Gerhard Eck attestiert Gudrun Grieser, glasklare Ziele zu haben, sie zu verfolgen und solange zu kämpfen, bis sie erreicht sind.
Remelé, Eck und Beinhofer wollen Grieser Respekt dafür, was sie in Schweinfurt angepackt und verändert hat. Es sei ihr gelungen, die Stadt aus einer tiefen Krise zu führen. „Sie haben dieser Stadt ihren Stempel aufgedrückt, sie waren prägend im besten Sinn des Wortes“, sagt Remelé. Die wirtschaftliche Krise damals bei ihrem Amtsantritt 1992 habe Grieser als Chance gesehen, nicht fatalistisch.
Entscheidende Weichen gestellt
Der Weg daraus sei eine Gemeinschaftsleistung gewesen: „Sie können motivieren, inspirieren, delegieren.“ Schweinfurt hat sich von einer reinen Industriestadt zu einer Stadt der Industrie und der Kultur, der Dienstleistung und des Tourismus gewandelt, so Remelé. Dafür habe Grieser die Weichen gestellt. Grieser bekommt aber noch etwas Besonderes in der Rathausdiele: Ein Geburtstagsständchen. Da singt zum Beispiel ihr Vorgänger Kurt Petzold mit, ihr langjähriger Stellvertreter Otto Wirth.
Großartiges Musikprogramm
Ganz besonders freut sie sich über die musikalische Umrahmung des Empfangs: Janina Rauscher (Flöte) und Jareem Wilmore am Klavier zeigen, welch hohes Niveau die Ausbildung an der Musikhochschule hat.
„Es war die größte Ehre meines Lebens“, sagt Grieser über ihre 18 Jahre als Oberbürgermeisterin. Als sie vom Podium heruntertritt verbeugt sie sich. Es gibt dicken Applaus. Sicherlich auch von Leuten, die ihren starken Willen, ihr Machertum, ihre Entschlossenheit damals vielleicht nicht immer so geschätzt haben. Grieser sagt selbst, die CSU habe sie sehr gut getragen, in ihrer Amtszeit, aber auch manchmal ertragen. Geradlinigkeit, das ist auch ein Wort, das bei diesem Empfang öfter fällt.
Erwähnen möchte ich, dass der Grundstein für manchen Erfolg bereits vom Vorgänger gelegt wurde.