Erstmals hat auch der Maschinenring Gerolzhofen in diesem Jahr eine Drohne im Einsatz, um Rehkitze aufzuspüren und vor dem Mähtod zu bewahren. Der Schwebheimer Landwirt Jonathan Peter wurde dafür engagiert. Er hat sich im vergangenen Jahr das 6000 Euro teure Fluggerät angeschafft, auch dank eines Zuschusses.
Seit Anfang Mai ist die Mahd in vollem Gange und die Gefahr für Rehkitze besonders hoch. Denn die jungen Tiere, die Ende April/Anfang Mai zur Welt kamen, werden von ihrer Mutter in den Wiesen abgelegt. Das hohe Gras soll als Schutz dienen, denn die Geis kehrt nur zum Säugen zurück zum Nachwuchs.
Erster Einsatzort für den Drohnenpiloten Jonathan Peter ist der Schönbornsche Gutshof in Wadenbrunn bei Kolitzheim. "Wir machen das, um demjenigen, der später mäht, die Sicherheit zu geben, dass kein Tier mehr im Feld liegt", verdeutlichte Jakob Kleinhans. Deshalb muss möglichst rasch nach dem Befliegen gemäht werden.
Die Landwirte sind verpflichtet, vor dem Mähen die Flächen abzusuchen, um die Kitze aufzuspüren, damit sie später nicht mit dem Mähwerk verletzt oder gar getötet werden. Manche Landwirte laufen die Felder zu Fuß ab, was sehr mühsam ist. Auch ist der Reh-Nachwuchs so gut versteckt, dass er mit bloßen Augen nur schwer aufzufinden ist. Die mit einer Wärmebildkamera ausgestattete Drohne erleichtert es den Landwirten, die kleinen Tiere im Vorfeld aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen.
In zwei Etappen sucht Drohnenpilot Peter die Schönbornschen Grundstücke ab, insgesamt 60 Hektar Fläche. Schon am Vorabend hatte er die ihm gemeldeten Flächen mit ihren Koordinaten in die Drohne einprogrammiert, damit er am frühen Morgen die richtigen Ecken anfliegen kann. Schon um 5 Uhr beginnt die Suche. Dann ist der Boden noch kühl und die Tiere sind auf der Wärmebildkamera der Drohne gut zu erkennen.
Beim ersten Einsatz drei Kitze entdeckt
Der Pilot lässt in Wadenbrunn die Drohne steigen. Beim Überfliegen des Feldes erscheinen auf dem Monitor des Steuergeräts kleine schwarzen Punkte. Sie werden sie markiert und später größer gezoomt. So kann der Pilot erkennen, ob es sich um ein Tier handelt.
Beim ersten Einsatz entdeckt Peter gleich drei Kitze, die auf der zum Mähen anstehenden Wiese nicht weit von der Straße zwischen Kolitzheim und Gaibach versteckt liegen. Zusammen mit Jakob Kleinhans vom Gutshof und dem eigens als Fachmann hinzu geholten Jäger Urban Borst geht's ins Feld, um die kleinen Tiere zu bergen. Vorsichtig werden sie in einen Korb mit Gras gelegt und auf das daneben liegende Grundstück gebracht. Anfassen darf man die Tiere nur mit Handschuhen, damit kein menschlicher Geruch anhaftet. Das Muttertier würde das Junge sonst nicht mehr annehmen.
Das Auffinden sei gar nicht so einfach, sagen die Helfer. Die Tiere sind so gut versteckt, dass sie erst zu sehen sind, wenn man direkt vor ihnen steht. Auch haben sie noch keinen Fluchtreflex. Das schützt sie vor Wildtieren, die ihnen gefährlich werden könnten.
"Man hat schon ein gutes Gefühl, wenn man so ein Kitz rausträgt", sagt Jonathan Peter, der den Umgang mit Tieren zuhause auf seinem Hof in Schwebheim gewohnt ist.
Noch bis 15. Juni werden die Wiesen abgesucht
Beim zweiten Einsatz auf einer 30 Hektar großen Fläche haben die drei Helfer zunächst eine Wiese am Waldrand vor sich, eine Stelle, wo sich häufig Rehe aufhalten, weiß Jäger Borst. Wieder steigt die Drohne auf eine Flughöhe von 45 bis 50 Meter und erneut wird das Feld in Streifen mit 30 Meter Breite abgesucht. Zwei Rehe tauchen auf, ältere Tiere. Sie flüchten.
Einige Hasen werden geortet, die typischen Löffel-Ohren sind auf dem vergrößerten Bild der Kamera gut zu erkennen. Junge Hasen übrigens würden wegrennen, wenn der Traktor kommt, erklären die Helfer.
Diesmal wird kein Rehkitz gefunden. Der Drohnenpilot hat an diesem Tag seine Arbeit erledigt. Die Hauptflugzeit ist für Jonathan Peter vorbei. Die meisten Kitze hat er Anfang Mai gefunden. Die Drohnen fliegen trotzdem aber noch weiter. Denn auch jetzt werden noch regelmäßig Kitze gefunden, die noch so jung und klein sind, dass sie nicht vor dem Mähwerk flüchten können. "Wir müssen mindestens bis Ende Juni mit abgelegten Kitzen in den Grünflächen rechnen und sie kurz vor der Mahd mit Wärmebilddrohnen abfliegen", sagt Norbert R. Heinz, der Bezirksvorsitzende Unterfranken im Bund Bayerischer Jagdaufseher.
Insgesamt hatten sich beim Maschinenring Gerolzhofen vier bis fünf Landwirte für den Drohneneinsatz gemeldet, informiert Mitarbeiter Christoph Friedrich. Dass es nicht mehr seien, liege auch daran, "weil es bei uns in der Region wenig Grünland gibt". Er ist sich aber sicher, dass die Drohneneinsätze zum Schutz der Kitze in Zukunft zunehmen werden.
In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass die Grünflächen nur bis zum 15. Juni mit den Wärmebilddrohnen abgesucht wurden. Das stimmt nicht. Die Rehkitzrettung wurde zu diesem Stichtag nicht eingestellt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.