Es ist ein Montagmorgen, früh um halb vier. Jens Höhn aus Ermershausen trifft sich an diesem Morgen mit seinem Rehkitzretter-Team in Altenstein. Es ist noch lau zu dieser frühen Stunde: gute Voraussetzungen für Höhn uns sein Team, nach jungen Rehkitzen zu suchen. Sie wollen die Tiere vor dem Mähtod retten.
Mit im Gepäck dabei ist eine Drohne, ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera. Mithilfe moderner Technik sucht das Retterteam an diesem Morgen nach jungen Rehkitzen, die sich zum Schutz vor Fressfeinden tief im Wiesengras verbergen.
Sind Rehkitze auf den Wiesen?
Jens Höhn, Eike Döllner, Johannes Schobig aus Ermershausen, Dominik Zirkel aus Unteressfeld(Lkr. Rhön-Grabfeld), Eva Vorndran aus Junkersdorf und Kristin Schleyer aus Maroldsweisach begrüßen sich an diesem Morgen am Treffpunkt in Altenstein. Auch der ortsansässige Landwirt Sebastian Denninger ist dabei. Seine Wiesen sollen an diesem Tag nach Rehkitzen abgesucht werden.
Sebastian Denninger und Jens Höhn legen auf der Motorhaube eines Autos Pläne aus und legen gemeinsam die Reihenfolge der Wiesen fest, die sie absuchen wollen. Dann geht es los zum ersten Einsatz - auf der "Ebene", eine Wiese nördlich von Altenstein. Die Retter platzieren Drohne und technisches Equipment und bauen ein Stativ auf. Daran sind die Bildschirme für Wärmebildkamera und einem GPS gesteuerten Flurplan befestigt.
Die Suche funktioniert in den Morgenstunden am besten
Auf diesem zeigt der Landwirt Sebastian Denninger dem Drohnenpiloten Jens Höhn sein Wiesengrundstück. Schon schwirrt die Drohne ab in den Nachthimmel. Das Helferteam steht direkt bereit: Sobald die Wärmebildkamera ein Rehkitz entdeckt, laufen sie in dessen Richtung.
Am besten funktioniert so eine Drohnensuche am frühen Morgen, wenn der Boden noch nicht von der Sonne aufgeheizt ist, erklärt der 38-jährige Höhn. Das habe mit der Funktionsweise der Wärmebildkamera zu tun – und der Anzeige von Wärmequellen. "Da kann man Kitze leichter orten", so der Drohnenpilot. Auf dem Bildschirm sind nun zwei kleine Punkte zu erkennen, die sich schnell bewegen. Die Retter vermuten, dass es sich dabei um Katzen handelt, die wegrennen – und nicht um Rehkitze.
Arbeit im Auftrag der Tierschutzinitiative Haßberge
Weiter geht es deshalb nun zu einem Wiesengrundstück nahe Hafenpreppach. Höhn erläutert, dass er im Auftrag der Tierschutzinitiative Hassberge vor der Heumahd nach Rehkitzen sucht. Die Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jagdpächtern und der Naturschutzbehörde laufe gut. Die Landwirte melden sich, wenn sie ihre Wiesen mähen wollen. In der Nacht vor der Mahd werden diese dann abgesucht.
Ähnlich wie auf der Wiese bei Altenstein heißt es an diesem Morgen auch bei Hafenpreppach: Fehlanzeige. Das Team zieht weiter in Richtung Saarhof und anschließend zu weiteren Wiesengrundstücken des Landwirts.
Der Drohnenpilot hat schon einige Jahre Erfahrung. "2016 habe ich angefangen Drohne zu fliegen, um für befreundete Landwirte Wiesen abzufliegen, damit bei der Wiesenmahd keine Rehkitze durch das Mähwerk getötet werden", sagt Höhn. Um die Drohne fliegen zu dürfen, erlangte er bereits 2016 einen Kenntnisnachweis und einen EU-Drohnenführerschein. Seit dem Jahr 2020 ist er als Drohnenpilot für die Tierschutzinitiative Haßberge tätig und kümmert sich um die Suche und Rettung im nördlichen Haßbergkreis.
Das erste Kitz taucht auf
Es dauert nur wenige Minuten, bis der Grund mit der Drohne komplett abgesucht ist. Dann: die Anspannung steigt. Plötzlich ist es so weit. Das erste Kitz taucht auf dem Bildschirm der Wärmebildkamera auf. Die Helfer, die Jens Höhn scherzhaft als "Erdferkel" bezeichnet, machen sich auf den Weg zum Tier.
Johannes Schobig lotst die Retter per Funk zum Kitz. Kristin Schleyer und Eva Vorndran erreichen das aufgespürte Tier. Sie haben einen Plastikkorb dabei, der mit frischem Gras ausgelegt ist. Die beiden Frauen tragen außerdem Einmalhandschuhe, in denen sie ebenfalls frisches Gras halten. Ganz behutsam fassen sie das Kitz damit an, holen es aus seinem Versteck und legen es in den Korb. Das kleine Tier wird nun umgesetzt. Es wird an einer Stelle außerhalb des Gefahrenbereichs – der Wiese, die gemäht werden soll – an einen sicheren Platz gebracht, der vor der Sonne geschützt ist.
Das Team legt einen Wäschekorb über das junge Reh und befestigen diesen. So soll verhindert werden, dass es eventuell wieder zurück auf die Wiese läuft, bevor diese vom Landwirt gemäht wird. Nach der Mahd lässt es der Landwirt, der nun weiß, wo sich das Kitz befindet, wieder frei. Es dauert nicht lange, bis es wieder mit seiner Mutter vereint ist, die sich stets in der Nähe aufhält.
Insgesamt finden Höhn und sein Team an diesem Montagmorgen fünf Rehkitze. Vier werden umgesetzt, eines bleibt an Ort und Stelle, weil es sich außerhalb eines Mähbereiches befindet. Das Schönste sei es, ein kleines Reh in Händen zu halten und beim Umsetzen das schlagende Herz des Tieres zu spüren, die schnuppernde Nase zu sehen und in die rehbraunen Augen der Tiere zu blicken, findet der 38-Jährige.
Er weiß, dass die Rehkitzrettung ohne Helferinnen und Helfer nicht möglich wäre. "In meinem Pilotenteam stehen mir vierzehn Freunde und Bekannte zur Seite, die in der Nacht mit aufstehen und mich bei der Rettung der Rehkitze unterstützen, damit diese dem grausamen Mähtod entgehen können", so der engagierte Mann.
Neben dem nützlichen Tun schätzt er auch das Naturerlebnis. Mittlerweile habe er etwa 500 Wiesen mit Fläche von 1.566 Hektar zusammen seinem Team abgesucht, schätzt er. Und die Arbeit zahlt sich aus, denn: 320 Rehkitze wurden so vor dem drohenden Mähtod gerettet.
Die hier Beschriebenen setzen Zeit und Geld für due Rettung EINES Teils der Tuere ein. Ihnen ist der andere Teil wichtig. Soweit verstanden.
Aber was setzten Sie ( außer Anklage) selbst ein?
... nur so aus Interesse... ,
Unabhängig ob geschützt oder nicht, Tierschutz fängt klein an.
Vielen Dank den engagierten Helfern, tolle Sache!
Die Schmerzen willst du wohl kaum abhaben.
Der Kommentar ist dumm und niederträchtig.
Als Mensch glaubst du wohl alles entscheiden zu dürfen.