Es ist ein Gespräch, dem die Leichtigkeit fehlt. Manche der 43 Teilnehmer der digitalen Kulturkonferenz der Stadt Schweinfurt wirken müde, angestrengt. Hinter ihnen liegt ein Jahr, das viele an den Rand der Existenz gebracht hat. Keine Konzerte, keine Veranstaltungen, keine echten Perspektiven. Wann und wie es weitergehen kann, ist für viele offen. Der Sommer, auf den das Projekt abzielt, das die Stadt ihnen anbietet, ist schon gar nicht planbar. Auch deshalb die Freilichtbühne, sagt OB Sebastian Remelé, dem sehr wohl bewusst ist, wie es den Kulturschaffenden in Schweinfurt geht, wie er betont. Das Projekt, für das er und Kulturamtsleiter Christian Federolf-Kreppel an diesem Abend per Videoschalte werben, heißt Kultursommer 2021.
Das Modell: Die Stadt stellt von Juli bis Anfang September eine Freilichtbühne am Kesslerfield auf, rüstet sie mit entsprechender Technik aus, lässt das Gelände umzäunen und bietet die Bühne Kulturschaffenden an. Sie sollen das Programm gestalten, das breit aufgestellt sein wird, so zumindest der Gedanke. Kein Programm rein für Erwachsene, sondern für die ganze Familie, sagt der Kulturamtsleiter. Chöre, Redner, kleine Gruppen, Konzerte, Podiumsdiskussionen – alles sei vorstellbar. Das Konzept, auf dem die Umsetzung beruht, samt Hygieneplan, stammt von der DDC, die ähnliches 2020 geplant hatte. Der Kultursommer soll Veranstaltern helfen, Einnahmen zu generieren, und anderen die Möglichkeit geben, endlich wieder aufzutreten. Maximal 500 Zuschauer sind vorgesehen.
Interesse über die Region hinaus
Das Angebot stößt auf Interesse, nicht nur in der digitalen Kulturkonferenz. Schon kurz nachdem bekannt wurde, dass die Stadt ein solches Projekt plant, hatten sich laut Remelé die ersten Interessenten gemeldet – aus dem Raum Würzburg. Doch gedacht ist das Angebot ganz klar nicht für die Region, sondern in erster Linie für die Stadt und erst in zweiter auch für den Landkreis. Angesprochen sind Veranstalter wie Gruppen. Nach einer Vereinbarung mit der Stadt müssten sie aus steuerrechtlichen Gründen eine kleine Pauschale zahlen. Refinanzieren wolle sich die Stadt über die Einnahmen nicht, so der OB. Man sei auf Sponsorensuche, ergänzte sein Kulturamtsleiter. Er wird Ansprechpartner sein für alle, die sich beteiligen wollen. Stehe das Programm, werde man gemeinsam dafür werben – mit Plakaten, Flyern, Anzeigen.
Interesse äußerten in der digitalen Konferenz bereits das Programmkino KuK, die Disharmonie, die Tanzschule Pelzer, der Liederkranz oder auch die DDC. Viele Details sind noch offen. Allen voran die Frage, an wie vielen Tagen die Bühne bespielt werden kann. Bisher sei man von Freitag bis Sonntag ausgegangen, so der Kulturamtsleiter auf Nachfrage. Klar war dagegen die Reaktion auf den Vorschlag für eine zweite Spielmöglichkeit in der Stadt. Das, so Remelé und Federolf-Kreppel, sei zu riskant. Was in der Stadt möglich sei, hänge immer davon ab, wie hoch die Inzidenz sei. Die Freilichtbühne am Kessler Field ermögliche dagegen immer großzügige Abstände, sei insgesamt die sichere Variante. Wenn auch natürlich vom Wetter abhängig, überdacht sei nur die Bühne.
Warum kein zweiter Standort in der Stadt geplant ist
"Wir planen aktuell auf Nummer sicher", so der OB. Auch wenn er verhalten optimistisch auf den Sommer blickt. Die Impfungen, die im April Fahrt aufnehmen, eine mögliche Entspannung durch die Jahreszeit im Infektionsgeschehen – all das könnte dazu führen, dass im Sommer mehr gehe, als man sich jetzt vorstellen könne. Allerdings, so der Einwurf in der Konferenz, sei der Fortgang der Impfungen entscheidend, "davon hängt doch alles ab". Mit bis zu zwölf Prozent Erstimpfungen sei der Raum Schweinfurt im landesweiten Durchschnitt, erklärte Remelé. Ab April werde man mehr Impfstoff bekommen, würden auch die ersten Arztpraxen mitimpfen, bis Juni, Juli sollten die meisten ein Impfangebot bekommen haben. Wobei die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, sehr unterschiedlich sei, so Remelé.
Luca-App: Schweinfurt prüft Einführung
Dass Schweinfurt Modellstadt nach dem Vorbild Tübingens werden möchte, auch das könnte sich auf den Kulturbetrieb auswirken. Positiv, wie es aus der Runde hieß. Neun solcher Städte wird es in Bayern geben, so der OB, "die Bewerbung ist auf dem Weg". Geklärt werde derzeit auch, ob man die Luca-App einführen könne oder eine ähnliche App eines lokalen Anbieters. Entscheidend sei dabei, ob man diese App mit dem Gesundheitsamt zusammenschließen könne. Noch ein Funke Hoffnung. Denn auch eine solche App könnte mehr möglich machen im Sommer 2021. Nicht nur, aber auch für die Kultur.