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Schweinfurt
Rechtsextremisten versuchten "Fest der Vielfalt" in Schweinfurt zu stören und verbreiteten ihre Propaganda
Als Kamerateam mischten sich Anhänger des Dritten Wegs unter die Teilnehmer des Festes auf dem Marktplatz. Die Veranstalter reagierten.
Das 'Fest der Vielfalt' fand am 20. Juli am Marktplatz statt. Neonazis mischten sich als vermeintliches Kamerateam unter die Besucher.
Foto: Silvia Gralla | Das "Fest der Vielfalt" fand am 20. Juli am Marktplatz statt. Neonazis mischten sich als vermeintliches Kamerateam unter die Besucher.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 03.08.2024 02:40 Uhr

Es war ein buntes und weltoffenes Treiben, am vorletzten Wochenende auf dem Schweinfurter Marktplatz beim "Fest der Vielfalt". Die Gruppierungen "Queeres UFO" und "Queer SW" hatten es in Zusammenarbeit mit dem Bündnis "Schweinfurt ist bunt" rund um den Christopher Street Day (CSD) und im Zuge des Pride-Wochenendes in Schweinfurt und Haßfurt organisiert.

Es war ein friedliches Fest, doch es gab auch Störversuche. Rechtsextreme versuchten die Veranstaltung für sich zu nutzen und verbreiteten radikales Propagandamaterial.

Der Dritte Weg gehört zu den radikalsten rechtsextremen Gruppierungen Deutschlands. Erst vor zwei Wochen war die neonazistische Kleinstpartei bundesweit in den Nachrichten. In drei Bundesländern – Berlin, Brandenburg und Sachsen – erfolgten nach Razzien sieben Festnahmen von Aktivisten des Dritten Wegs. Vorausgegangen waren brutale Angriffe der Neonazis auf politische Gegner.

Auch in Schweinfurt ist der Dritte Weg aktiv – seit Oktober 2022 im Stadtteil Oberndorf, mit einer von insgesamt nur vier Parteizentralen in ganz Deutschland. Die Gruppierungen fällt hier immer wieder mit öffentlichen Aktionen auf, wie zuletzt beim "Fest der Vielfalt".

Als "Schweinfurter Fernsehen" ausgegeben

Mit Kamera und unauffälligem Auftreten ging ein halbes Dutzend Personen, die der Kleinstpartei zuzuordnen sind, offenbar auf harmlosen Stimmenfang unter den Veranstaltungsteilnehmern. Wortführer war der bekannte regionale Neonazikader Thorsten Kukula des Dritten Wegs. Die Rechtsextremen, die zunächst nicht erkannt wurden, gaben sich wahlweise als "Schweinfurter Fernsehen" aus oder gaben an, es handele sich um private Aufnahmen.

Laut dem Veranstalter "Queeres UFO" stand letztlich aber wahrscheinlich kein Teilnehmer Rede und Antwort. Die Neonazis filmten allerdings Teilnehmer und Stände im Veranstaltungsbereich. Nach gut einer halben Stunde bekamen die Veranstalter die Information, um welche Leute es sich bei der Gruppe handelte.

Das vermeintliche Kamerateam wurde von den Ordnern angesprochen, und es wurde mit dem Hinzuziehen der Polizei gedroht. Kurz darauf verließen die sechs Rechtsextremisten den Marktplatz, verteilten jedoch noch auf dem Weg durch die Innenstadt Flyer mit rechtsextremen und homophoben Inhalten an Passanten.

Es war nicht der einzige Störversuch im Rahmen der ersten größeren queeren Veranstaltung in Schweinfurt. Schon vor dem offiziellen Beginn kam es zu einem Übergriff, als ein Anfang Zwanzigjähriger am Marktplatz von seinem Fahrrad stieg, von einem Stand eine Regenbogenfahne riss und diese anzünden wollte. Dieselbe Person tauchte auch im Laufe der Veranstaltung noch einmal auf und pöbelte vor der Bühne.

Veranstalter: "Wir haben schon damit gerechnet, dass irgendwas kommen könnte"

"Wir haben schon damit gerechnet, dass irgendwas kommen könnte", teilte der Verein "Queeres UFO" auf Anfrage mit. Der Eingriff in den "Safe-Space" (sicherer Ort) sei natürlich problematisch. "Aber in so einem Moment ist bei uns ein sehr großer Zusammenhalt. Jeder, auch alle Infostände, trugen dazu bei, dass es ein Safe-Space bleibt", erklärte ein Sprecher von "Queeres UFO", der auf eine insgesamt gelungene Veranstaltung zurückblickt.

Aus den Störversuchen wolle man "keine größere Sache machen, als es war", findet Agnes Conrad vom Bündnis "Schweinfurt ist bunt". "Aber es ist bedauernswert, dass so etwas immer noch passieren kann", fügt sie an. "Wir haben damals zugesagt, diese Veranstaltung zu unterstützen, eben wegen dieses Rechtsrucks und Parteien wie dem Dritten Weg, dem es offenbar nicht passt, dass man etwas vielfältiger sein kann."

Bei der Veranstaltung ging es darum, zu zeigen, wie vielfältig Schweinfurt ist und Toleranz zu schaffen. Das gelang, trotz der unschönen Vorfälle, findet Conrad.

 
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