
Wie ist das nun mit Schweinfurt als fahrradfreundlicher Stadt? Fühlen sich die Radler wohl inmitten der vielen Autos? Kommen sie schnell an ihr Ziel? Haben sie Grund, das Auto stehen zu lassen und stattdessen das Rad zu nutzen? Was muss getan werden, um mehr Radler in der Stadt zu haben und wo lauern die größten Gefahren? Zahlreiche fundierte Antworten auf all diese Fragen liefert das in der jüngsten Stadtratssitzung vorgestellte Radverkehrskonzept, das die Firma PGV Dargel Hildebrandt GbR aus Hannover ein Jahr lang erstellte.
"Wir wollen mehr Menschen aufs Rad bringen", an diesem Ziel ließ Baureferent Ralf Brettin keinen Zweifel. Zuletzt war die Wälzlagerstadt trotz Kritik der Jury zur fahrradfreundlichen Kommune gekürt worden, es wurde aber auch klar, was noch alles im Argen liegt. Das Radkonzept liefert zum einen eine fundierte Bestandsaufnahme aller Wege – das Unternehmen fuhr jeden Radweg in der Stadt ab – sowie eine Befragung von insgesamt 281 Radfahrern. Aus der kann man, wenn auch nicht repräsentativ, durchaus Schlüsse ziehen. Auch bei den zwei Workshops und einem Bürgerforum gab es wertvollen Input für die Planer.
Brettin appellierte an den Stadtrat, den geplanten Workshop und die dort notwendige Priorisierung der Maßnahmen – also wann will man welchen Radweg wie auf Vordermann bringen beziehungsweise Gefahrenstellen entschärfen – so bald wie möglich zu veranstalten. "Dass wir fahrradfreundliche Kommune geworden sind, ist Ansporn, aber auch Anspruch, dem wir gerecht werden müssen", so der Baureferent, dem selbst daran liegt, in den nächsten Jahren vorwärts zu kommen.

Konzept-Ersteller Edzard Hildebrandt benannte die weitestgehend bekannten Problemstellen klar, auch die Sorgen der Radfahrer. Er betonte: "Man sieht, dass in Schweinfurt an den Radwegen über Jahre etwas gemacht und verbessert wurde." Insofern gehe es nun darum, die Schwachpunkte zu benennen und ein durchgängiges Radwegenetz zu entwickeln.
Am meisten bemängelten die befragen Radler, dass Radwege zu schmal seien, keine Sicherheitsstreifen hätten, in beide Fahrtrichtungen verliefen oder man an Ampeln nicht klar genug über die Straße gelotst werde. Auch die Frage, wie man als Radfahrer sicher durch eine Straßenbaustelle kommt, ist ein großes Thema.
Hildebrandt ließ nach einem von seiner Firma standardisierten Punktesystem, das man in vielen anderen Kommunen schon anwandte, Problemstellen bewerten. Am schlechtesten schnitt dabei der Kaufland-Kreisel an der Hahnenhügelbrücke ab, "der es in sich hat, aber auch baulich schwer zu lösen ist." Es folgt, wenig verwunderlich, die Kreuzung Mainberger Straße/Paul-Rummert-Ring am Rückertcenter und vor dem Kreuzungspunkt am Sennfelder Bahnhof. Ebenfalls als problematisch für Radfahrer wird die Situation am Obertor gesehen oder das vieldiskutierte Nadelöhr in der Niederwerrner Straße/Franz-Schubert-Straße.

Eine Herausforderung zur Entwicklung neuer Radverkehrsachsen von Norden nach Süden und von Osten nach Westen ist der dezentrale Charakter Schweinfurts, so Hildebrandt. Es gebe nicht den einen Punkt, auf den alle hinsteuern. Die Schulen müssen ebenso sinnvoll eingebunden sein wie die Innenstadt oder der Hauptbahnhof. Hildebrandt stellte sieben so genannte Vorrang-Achsen vor, die alle miteinander vernetzt sind und es ermöglichen würden, schnell und vor allem sicher durch die Stadt zu kommen und die umliegenden Gemeinden gut anzubinden.
Außerdem machte er detaillierte Vorschläge, wie von ihm definierte problematische Knotenpunkte entschärft werden können. Das Maßnahmenpaket würde insgesamt 1,8 Millionen Euro kosten. Was wann in welcher Form gebaut wird, muss der Stadtrat nun spätestens bei den Haushaltsberatungen festlegen. In diesem Zusammenhang verwies SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann darauf, dass schon im vergangenen Jahr bei den Haushaltsberatungen besprochen war, dass es eine Sondersitzung zum Thema Radverkehr geben solle. Bisher lud der Oberbürgermeister dazu nicht ein. "Wir müssen jetzt aufs Tempo drücken, damit wir im November darüber sprechen können", so Hofmann, dem seine Fraktionskollegin Marietta Eder beipflichtete.

Adi Schön (proschweinfurt) lobte die Ideen im Konzept, insbesondere die vorgeschlagenen Fahrradstraßen wie am Schelmsrasen – seine Wählergruppierung hatte genau das beantragt. Er wollte aber auch von Ralf Brettin wissen, inwiefern die Bauverwaltung angesichts der vielen anderen Projekte vor allem in den Konversionsgebieten in der Lage sei, das Thema Radwegeausbau mit der nötigen Intensität zu betreuen. Der Baureferent erklärte, man könne das leisten, zumal man auch eine weitere Halbtagskraft nur für dieses Thema eingestellt habe.

Das Konzept soll auf Anregung von Grünen-Stadtrat Reginhard von Hirschhausen auch über die Internetseite der Stadt Schweinfurt veröffentlicht werden.