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Schweinfurt
"Querdenker"-Demo in Schweinfurt wird doch verboten
Überraschung am Freitagabend: Nach starker Kritik des Innenministeriums und der Deutschen Polizeigewerkschaft untersagt die Stadt Schweinfurt nun eine geplante Querdenker-Kundgebung.
Die geplante Demonstration der Initiative 'Querdenken' am Samstag in Schweinfurt wurde nun doch von der Stadt verboten. (Symbolbild)
Foto: Frank Rumpenhorst | Die geplante Demonstration der Initiative "Querdenken" am Samstag in Schweinfurt wurde nun doch von der Stadt verboten. (Symbolbild)
Benjamin Stahl
 und  Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 13.02.2024 23:16 Uhr

Überraschende Wendung am Freitagabend in Sachen der angekündigten "Querdenker"-Kundgebung in Schweinfurt. Die Stadt hat die an diesem Samstag, 8. Mai, ab 14 Uhr geplante Veranstaltung nun doch verboten. Gründe sind die nach wie vor hohe Inzidenz in Schweinfurt mit 273,2 sowie die Tatsache, dass Polizei und Innenministerium neue "Gefährdungserkenntnisse" geltend machten.

In der von Stadt und Polizeipräsidium gemeinsam am Freitag um 23.26 Uhr verschickten Erklärung heißt es weiter, dass es neue polizeiliche Erkenntnissen zu dem Veranstalter der am Samstag geplanten Versammlung auf dem Schweinfurter Volksfestplatz und dem zu erwartenden Gefährdungspotenzial gebe. Daraufhin gelangte das Bayerische Innenministerium noch am Abend zu einer Gefahrenprognose, die weit aus brisanter ausfällt, als die, die der Stadt Schweinfurt bei Erlass des Bescheids am Mittwoch vorlag und die deshalb von der Stadtverwaltung so nicht berücksichtigt werden konnte.

Die Regierung von Unterfranken wies nach diesen neuen Erkenntnissen in Absprache mit dem Bayerischen Innenministerium nach Rücksprache mit dem Oberbürgermeister die Stadt an, ihren bereits vom Verwaltungsgericht Würzburg mit Beschluss vom 7. Mai 2021 als rechtmäßig anerkannten Bescheid aufzuheben und entsprechend der neuen Gefährdungsbeurteilung die Durchführung der Versammlung zu verbieten.

Die neuen Erkenntnisse bestätigten auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé in seiner ursprünglichen Absicht, die Veranstaltung auf maximal  200 Teilnehmer zu begrenzen. Er sei dankbar für die Entwicklung am Freitag: "Die Stadtverwaltung war von Anfang an bemüht, Schweinfurt vor dieser Situation zu bewahren. In Anbetracht des aktuellen Infektionsgeschehens in der Stadt war die geplante Demonstration auch zu Recht von den Bürgern mit großem Unmut aufgenommen worden." 

"Die unterfränkische Polizei appelliert an alle Personen, die vorhatten, an der Versammlung teilzunehmen, gar nicht erst anzureisen."
Pressemeldung von Stadt und Polizeipräsidium zur Absage der Querdenker-Demo am 8. Mai.

Der OB gesteht zu, dass sich über bestimmte Corona-Maßnahmen "sicherlich diskutieren lässt, aber nicht in einem solchen Rahmen. Ich bitte daher alle Schweinfurter Bürger, morgen nicht auf den Volksfestplatz zu kommen. Die Versammlung ist untersagt – lassen Sie uns weiter zusammenstehen im Kampf gegen die Pandemie und lassen wir es nicht zu, dass rechtsgerichtete und gewaltbereite Gruppierungen die aktuelle Situation nutzen, um sich in unserer Stadt auszubreiten.“

Mit einem ähnlich starken Aufgebot wie schon am 1. Mai (im Bild) ist die Polizei auch am Samstag, 8. Mai, in Schweinfurt. Die Kundgebung auf dem Volksfestplatz wurde in der Nacht abgesagt.
Foto: Anand Anders | Mit einem ähnlich starken Aufgebot wie schon am 1. Mai (im Bild) ist die Polizei auch am Samstag, 8. Mai, in Schweinfurt. Die Kundgebung auf dem Volksfestplatz wurde in der Nacht abgesagt.

Das Ordnungsamt der Stadt erließ noch in der Nacht auf Samstag den neuen Bescheid, er wurde dem Versammlungsanmelder umgehend persönlich durch die Polizei überbracht.

Die Schweinfurter Polizei wird am Samstag auch mit starken Unterstützungskräften der Operativen Ergänzungsdienste sowie der Bereitschaftspolizei vor Ort sein, um das von der Stadt erlassene Verbot der Versammlung durchzusetzen und die Sicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten. "Die unterfränkische Polizei appelliert an alle Personen, die vorhatten, an der Versammlung teilzunehmen, gar nicht erst anzureisen", heißt es in der Erklärung.

Die Stadtverwaltung hatte am Mittwoch die von einer Gruppe um einen Mann aus dem Landkreis Bad Kissingen angemeldete, bundesweit in sozialen Medien beworbene Veranstaltung mit maximal 3400 Personen genehmigt. Für den Volksfestplatz und die umliegenden Straßen wurden strikte Auflagen erlassen: Maskenpflicht, kein Rauchen, Trinken und Essen sowie zwei Meter Abstand zwischen den Teilnehmern.

Starke Kritik an Stadtverwaltung im Vorfeld der geplanten Veranstaltung

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisierte die Genehmigung: "Angesichts dermaßen hoher Inzidenzwerte um die 300 ist es völlig unverantwortlich und auch nicht vermittelbar, eine Versammlung dieser Größenordnung zu genehmigen", empört sich der unterfränkische DPolG-Vorsitzende Thorsten Grimm in einem Schreiben. "Bei einer Veranstaltung, die maßgeblich durch Querdenker geprägt sein wird, sind Verstöße gegen die Infektionsschutzgesetze programmiert."

Gegen die städtischen Auflagen vom Mittwoch klagte der Veranstalter vor dem Verwaltungsgericht Würzburg. Dieses wies die Klage ab und gab der Stadt Recht, wie aus einer Erklärung der Pressesprecherin Carolin Opel am Freitag hervorgeht. Ob nun gegen das komplette Verbot geklagt wird, war am Freitagabend unklar.

Stadt Schweinfurt folgt Vorgaben des bayerischen Innenministeriums

Schweinfurts Pressesprecherin Anna Barbara Keck erklärte, man habe beim ursprünglichen Bescheid gemäß der derzeit gültigen bayerischen Infektionsschutzverordnung entschieden. Anfang der Woche, als die Inzidenz über 300 lag, wollte die Verwaltung in einer Allgemeinverfügung eine Teilnehmerbegrenzung bei Versammlungen unter freiem Himmel von maximal 200. Man habe diese Allgemeinverfügung der Regierung von Unterfranken vorgelegt, die sie vom bayerischen Gesundheits- und Innenministerium prüfen ließ.

Das Ergebnis war, "dass von einer fixen Teilnehmerobergrenze abgeraten wird", so Keck. Und: "Ansonsten wäre das Einvernehmen nicht erteilt worden." Die Stadt sei gezwungen gewesen, ihre Allgemeinverfügung ohne feste Teilnehmerbegrenzung zu erlassen und habe deshalb entsprechende Auflagen gemacht, die auch das Verwaltungsgericht bestätigte.

Ostdeutsche Städte erlaubten ähnliche Veranstaltungen nicht

Polizeigewerkschafter Grimm erklärt: "Zwickau, Jena oder Leipzig haben es am 1. Mai vorgemacht, wie es gehen kann. Hier wurden angemeldete Demonstrationen bei teilweise deutlich niedrigeren Inzidenzwerten konsequent abgesagt." Die Stadt verweist darauf, dass die Infektionsschutzverordnungen in Sachsen und Thüringen im Gegensatz zur bayerischen eine klare Regelung zu Teilnehmerzahlen bei Kundgebungen enthielten.

Ein Blick in die Verordnungen zeigt: In Sachsen dürfen sich bei einer Inzidenz über 300 tatsächlich nur zehn Menschen versammeln, einen Spielraum wie in Bayern gibt es nicht. Das bayerische Innenministerium erklärte auf Anfrage, man habe die Stadt "ausdrücklich darauf hingewiesen, dass im Einzelfall von der zuständigen Versammlungsbehörde Teilnehmerobergrenzen zu verfügen sind, wenn dies infektionsschutzrechtlich geboten ist". Auch detaillierte rechtliche Hinweise habe man gegeben. In die konkrete Zulassung von bis zu 3400 Personen war das Ministerium nicht eingebunden.

 
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  • ra.kellermann@gmx.de
    neue Erkenntnisse? Die gabs doch schon ein paar Tage vorher. Ich glaube eher auf Druck der empörten Bevölkerung!
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  • romulus2417@yahoo.de
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  • Schmetterling
    Ist dieser Bürgermeister noch haltbar? Diese Frage stelle ich mir.
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  • Oldtimer51
    raus schmeißen
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  • michael-kreissig@mailbox.org
    Danke
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Noch einen schönen Gruß und Tipp an die Möchtegernkundgeber*innen: Die Zeit nutzen und einen schönen Spaziergang machen. Das beruhigt und bringt klare Gedanken!
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  • jutta.noether@web.de
    Na, da bin ich ja mal gespannt, ob die sich dann auch dran halten. Ich befürchte Randale durch die, die trotzdem kommen.
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  • jbehr74
    Dann treffen sich halt paar tausend Menschen heute ganz spontan zu einer Demo, das kann man nicht verbieten juristisch
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  • ra.kellermann@gmx.de
    aber auflösen!
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  • Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Dass die Mehrheit der Bevölkerung die Corona-Maßnahmen unterstützt, ist belegt.
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  • jbehr74
    Die anderen Kundgebungen dagegen finden statt? Diese wurden ja nicht verboten und abgesagt wurden diese auch nicht soweit ich gelesen habe. Dann können ja 3.400 Personen dort mit demonstrieren.
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  • Die Querdenker haben im Kern Recht. Freitagabend wird die Demo für den Tag darauf verboten - keine Rechtsmittel mehr möglich. So regiert Lukaschenko seit Jahrzehnten. Daher: Daumen Hoch an die Querdenker - ihr habt recht! Die Stadt SW zeigt es mit diesem Verhalten.
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  • Lebenhan1965
    @ marder....

    In Weißrussland landeten die Demonstranten im Folterknast!

    Bei uns werden sie mit Samthandschuhen angefasst.

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  • Doedi.wue
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  • Lebenhan1965
    @ meefisch

    Besonders die "Leerdenker".

    Bei linken oder grünen Demonstranten zögern die Polizeikräfte ja nicht mit dem Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas. Siehe den Unterschied zwischen "Leerdenker-Demo" in Stuttgart.und der gegen den unsinnigen unterirdischen Bahnhof.
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  • Steler06501902
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Walger14591609
    Es gibt keine Querdenker. Da ist nix quer und da wird nix gedacht.
    Diese 'Bewegung' versucht andauernd, in Anspruch zu nehmen, was ihr keineswegs zusteht. Neben Querdenker wären das Anne Frank, weiße Rosen, gelbe Judensterne.
    Was die neuen polizeilichen Erkenntnisse anbelangt, finden Sie seit Kurzem solche in dieser Zeitung bzgl. des dreisten Anmelders dieses asozialen Spektakels. Und von Lukaschenko haben Sie erkennbar nicht den Hauch einer Ahnung. Auch diese Inanspruchnahme ist unverschämt, böswillig und zugleich lächerlich.
    Fast möchte man sich dazu versteigen, Ihresgleichen eine ganz persönliche, fatale Begegnung mit dem Virus als rein erzieherische und womöglich gar charakterfördernde Erfahrung zu wünschen, was man aber selbstverständlich ausdrücklich niemals tun würde.
    Es ist ihre Sorte Mitläufer, die aus ärgerlichen, hässlichen gesellschaftlichen Eiterbeulen irgendwann eine ernste Blutvergiftung werden lassen könnten. Darum muss ihnen unbedingt Einhalt geboten werden.
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