Seit diesem Freitag steht Christian B. wegen fünf Sexualstraftaten vor Gericht. Und die Aufregung um einen der derzeit berühmtesten Kriminalfälle der Welt ist auch in Unterfranken zurück. Wie vor vier Jahren, als bekannt wurde: Christian B., gegen den wegen Mordverdachts ermittelt wird, stammt aus der Region Würzburg - und hat eine dunkle Vergangenheit. Im Juni 2020 war überraschend öffentlich bekannt geworden: Der international berüchtigte Straftäter soll 2007 das dreijährige britische Mädchen Maddie aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve entführt haben. Die deutschen Ermittler gehen davon aus, dass Maddie tot ist, obwohl eine Leiche nie gefunden wurde.
Medien aus aller Welt blicken nach Würzburg
Christian B. war in Bergtheim (Lkr. Würzburg) mit zwei Adoptivbrüdern aufgewachsen. "Er war oft in Schwierigkeiten und wurde immer schlimmer, je älter er wurde", erinnerte sich ein Freund der Familie. Als der Stiefvater nach einem Unfall im Rollstuhl saß, seien der Mutter die Probleme mit dem Adoptivsohn über den Kopf gewachsen.
B. kam 1992 in eine Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche in Würzburg. Seine Stiefmutter schweigt heute eisern, wenn Reporter sie befragen. Nachbarn zufolge soll sie keinen Kontakt mehr zu dem heute 47-Jährigen haben.
Nachdem am Landgericht Braunschweig jetzt ein Vergewaltigungsprozess gegen den bereits mehrfach Verurteilten begonnen hat, ist Christian B. in Bergtheim und im benachbarten Estenfeld erneut Gesprächsthema. Auf dem Spielplatz in Estenfeld hatte der damals 17-Jährige sich 1993 sich zweimal binnen sechs Monaten Kindern sexuell genähert.
Aktuelle Anklage erinnert an die ersten Fälle am Amtsgericht Würzburg
In Braunschweig, dem letzten Wohnort von Christian B., geht es nicht um den weltweit bekannten Entführungsfall Maddie vor 17 Jahren. Angeklagt sind fünf Sexualdelikte: B. soll sich selbst dabei gefilmt haben, wie er Frauen überfiel und stundenlang sadistisch quälte. Wie in dem Fall, für den der 17-fach vorbestrafte Würzburger seit langem in Haft ist.
1995 hatte das Amtsgericht Würzburg B. zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Doch vor Haftantritt floh er nach Portugal. Über den Würzburger Prozess hatte damals nur diese Redaktion berichtet.
Britische Zeitungen auf der Suche nach Zeitzeugen in Unterfranken
Nun blickt sogar die "Times" aus London nach Würzburg, die britischen Blätter "Daily Mail" und "Mirror" liefern sich ein Wettrennen um die spektakulärste Story. Die "Sun" begleitet einen Prozessbeobachter aus Schweinfurt ins Gericht. Der 69-Jährige lässt kein gutes Haar am früheren Freund seiner Tochter, den er zur Zeit von Maddies Verschwinden 2007 kennenlernte.
Seine Tochter ruft die Polizei, wenn in Schweinfurt Reporter bei ihr klingeln. Aber die "Daily Mail" zitiert sie: Ihr Ex-Freund habe eine Vorliebe für gewalttätigen Sex gehabt. Und "er liebe die Körper kleiner Mädchen, bevor sie in die Pubertät kommen".
Eine andere frühere Freundin sagt, B. habe sie geschlagen, als sie auf seinem PC Material mit sexueller Gewalt gegen Kinder fand. Eine dritte will verräterische Bemerkungen von ihm über Maddie gehört haben. Darauf weisen auch beschlagnahmte Chats hin.
Ex-Freundin von Christian B. aus Schweinfurt: "Ich war nicht seine Komplizin"
Die frühere Freundin von B. aus Schweinfurt sagt, sie sei "nicht seine Komplizin" gewesen. Ihr Vater, der jetzt von einem "Sun"-Reporter zum Prozess begleitet wird, war 2007 mit Christian B. im Wohnmobil in Portugal unterwegs. Im zufolge soll B. damals gesagt haben, in seinem Camper gebe es einen versteckten Stauraum, in dem er 50 Kilo Drogen verstecken könne - oder ein Kind. Jetzt sagt der 69-Jährige: "Ich freue mich natürlich, dass der Kerl zur Rechenschaft gezogen wird, für das, was er anderen Menschen an Leid zugefügt hat!"