
Eigentlich sollte es ein feierlicher Gottesdienst am Vorabend zum Hochfest Mariä Himmelfahrt werden. Doch diese Eucharistiefeier in Forst (Lkr. Schweinfurt) endete in einem Streit zwischen Mitgliedern der Frauenbewegung Maria 2.0 und dem ortsansässigen Pfarrer Andreas Heck. Aufgebracht und mit den Worten "Raus hier, Sie haben hier nichts zu suchen" soll der Pfarrer die Frauen sogar der Kirche verwiesen haben. Mittlerweile sorgt der Fall bundesweit für Schlagzeilen. Was war passiert?
Protest gegen die Machtstrukturen in der Kirche
Forst ist ein Ortsteil der Gemeinde Schonungen und hat etwa 1000 Einwohner. Die Kirchengemeinde ist intakt, immer noch besuchen einige Katholiken regelmäßig den Gottesdienst dort, sagt Rainer Gressel, der seit fast 50 Jahren in der Forster Kirche Orgel spielt. Etwa 40 Personen sind am Mittwoch zum Vorabendgottesdienst gekommen, darunter auch 20 ganz in Weiß gekleidete Frauen. Weiß ist die Symbolfarbe der bundesweiten Initiative Maria 2.0. Sie richtet sich gegen Machtstrukturen in der Kirche, fordert den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle.

Bereits bei einer Andacht im Mai hatten die Frauen in Forst eine kleine Marienstatue von Hand zu Hand gegeben, um so dem Leben von Maria, der Frau mit denselben Alltagserfahrungen, Sorgen und Nöten, nachzuspüren. Schon diese Andacht habe zu kontroversen Diskussionen in der Pfarrgemeinde geführt. Bald war klar: "Unser Pfarrer kann mit dieser Protestaktion nicht umgehen", sagt Gressel rückblickend. "Dabei geht es nicht um ihn. Es ist kein Angriff auf seine Person."
Meinungsverschiedenheiten zwischen Frauen und Pfarrer
Andreas Heck (47) ist seit gut vier Jahren als Pfarrer in Forst tätig. Von einigen Kirchenmitgliedern wird er als "sehr konservativ" beschrieben. Am Mittwoch wollten die Frauen ihre Aktion vor dem Gottesdienst der versammelten Gemeinde noch einmal erklären. Als Gabi Gressel als Vorsitzende des Frauenbunds zum Ambo nach vorne ging und das Wort in der Kirche ergreifen wollte, kam es zum Eklat. Pfarrer Andreas Heck sei wutentbrannt auf sie zugestürmt und hätte die Frauen vom Gottesdienst ausgeschlossen. "Dem Pfarrer passt es einfach nicht, dass auch mal Frauen das Wort ergreifen", vermutet der Organist.
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Es kommt sehr selten vor, dass Gläubige der Kirche verwiesen werden. Darf ein Pfarrer so etwas überhaupt? "Ein Pfarrer hat kein Recht, Gläubige der Kirche zu verweisen, nur weil ihm die Meinung, die sie vertreten, nicht passt. Schließlich ist es nicht der Gottesdienst des Pfarrers, sondern der Gemeinde", sagt Magnus Lux vom Bundesteam "Wir sind Kirche", der ebenfalls aus Schonungen kommt und dessen Frau Ursula Lux, Mitarbeiterin dieser Redaktion, als erste über den Vorfall berichtet hat. Aufgabe des Pfarrers sei es, die Gemeinde zusammenzuhalten und die verschiedenen Richtungen miteinander zu versöhnen, nicht die Spaltungen noch zu vertiefen. "Gott sei Dank ist der Vorfall in Forst eine unrühmliche Ausnahme", sagt Lux.
Der Pfarrer fühlte sich überrumpelt
Der Pfarrer selbst fühlte sich von der "Kundgebung des Frauenbunds während seines Gottesdienstes völlig überrumpelt", schilderte er auf Anfrage am Telefon. "Es hat niemand vorher mit mir gesprochen und dann wusste ich nicht mehr weiter", sagte er. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, dass ihm die Bewegung Maria 2.0 nicht gefällt: "Diese Frauen wollen Priesterinnen werden und alles Mögliche durchsetzen", sagt er. Seiner Ansicht nach wollten diese Frauen nur Unruhe stiften und das müsste er sich nicht gefallen lassen. Trotzdem tue ihm das Ganze auch leid. "Und es tut mir auch sehr weh", so Heck, der sich nun für fünf Wochen in den Urlaub verabschiedet hat.
Das Bistum bedauert die Vorgänge
Die Diözese Würzburg versucht nun die Wogen zu glätten und bedauert die Vorgänge: "In seiner emotionalen Erregung hat der Pfarrer unglücklich überreagiert. In Forst wie in ganz Deutschland ist es im Zusammenhang von Maria 2.0 wichtig, dass beide Seiten einander zuhören. Der Gesprächsfaden darf nicht abreißen", sagte Generalvikar Thomas Keßler und bot an, vor Ort zu vermitteln. "Respekt für die Frauen in Forst", schreibt indes der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose auf seiner Facebook-Seite. "Nicht entmutigen lassen! Veränderung geschieht nicht durch Bravsein. Auf seine Rechte aufmerksam zu machen, verdient Unterstützung, nicht Rausschmiss!"
Aus den übrigen 26 Bistümern in ganz Deutschland ist kein ähnlicher Fall bekannt. "Mehrere Bischöfe haben bereits mit Vertretern der Bewegung Maria 2.0 Gespräche geführt", teilte Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz mit. "Die deutschen Bischöfe verstehen die Unruhe und sehen den Wunsch vieler nach Veränderungen. Reformen könne es aber nur Stück für Stück geben. Wir brauchen einen Dialog", so der Sprecher weiter.

Frauen kämpfen für die Zukunft der Kirche
Frauen leisten nicht nur in Forst viel ehrenamtliche Arbeit für die Kirche. "Sie sind Lektorinnen, verteilen die Hauskommunion, besuchen Kranke, leiten Wortgottesdienste, kümmern sich um den Blumenschmuck in der Kirche oder bereiten Kinder mit auf Kommunion und Firmung vor", sagt Gabi Gressel. Daher wolle sie mit dem Protest unter dem Motto "Maria wir schweigen nicht" auf jeden Fall weitermachen. Von Pfarrer Heck erwarte sie eine Entschuldigung. "Wir sind offen für Gespräche", sagt Gressel.
Die Kirchenleitung könne in diesem Fall nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sagt Magnus Lux von "Wir sind Kirche" weiter. Maria 2.0 vertrete Positionen, wie sie "Wir sind Kirche" seit fast 25 Jahren vertritt. "Unsere Forderungen sind also in der Mitte der Kirche angekommen. Die Frauen sehen, wie sich ihre Kinder und Enkel der Kirche immer mehr entfremden, und fragen nach den hausgemachten Ursachen, die sie dann zu bekämpfen versuchen, damit die Kirche in Deutschland überhaupt noch eine Zukunft hat."
des Pfarrers betrifft, finde ich seine Handlung schon in Ordnung. Er hat eigentlich nur
von seinem Hausrecht gebrauch gemacht.
Fortschritt in der Kirche ist schon sehr sehr wünschenswert, aber bitte nicht so, wie
diese Damen es getan haben.
Denke, nach vorheriger Absprache mit dem Pfarrer wäre einiges anders gelaufen und
man hätte einen Nenner finden können.
In meiner Wohnung möchte ich auch nicht aufeinmal ungebetene Gste haben, die
sich rausnehmen, was sie wollen.
Einen schönen Tag.
Pfr. Heck verwies eine AktivistIn der Anti-Kirchen-Initiative "Maria 2.0" aus der Kirche, als diese unerlaubt Propaganda dafür vor der Hl. Messe machen wollte.
Lassen wir unsere Priester nicht im Stich! Beten wir für sie und auch für die Befürworterinnen von "Maria 2.0" um die Demut Mariens.
Das ist leider immer noch das Weltbild der Kath. Kirche und vieler Kommentatoren hier.
Damit dürfte die Haltung und die Wertung des Pfarrers gegenüber den Frauen klar zum Ausdruck gebracht worden sein.
Wie können diese Frauen es nur wagen, seinen heilen, traditionsverkrusteten, dogmatischen und wunderbar rückwärtsgerichtet denkenden patriarchischen Hort der katholischen Kirche aufwühlen zu wollen?
Man kann zu Maria 2.0 stehen wie man will – aber wie hilflos, wie überfordert und wie aggressiv der Pfarrer als Repräsentant der katholischen Kirche auf ein paar Frauen reagiert, die in der Kirche einen Veränderungsimpuls auslösen möchten, spricht Bände.
Katholizismus 2019: Nächstenliebe predigen aber Andersdenkende anfeinden, Rituale über christliche Werte und Institutionen über Menschen stellen, Frauen auf dienstbare Zuarbeiter ohne Wertschätzung reduzieren … und das alles im Namen Jesu …
Das ist einfach nur abstoßend!
Der Ambo ist für Lesungen, Antwortpsalm, Predigt, Osterlob und Fürbitten vorbehalten.
Für einführende Worte, Kommentare oder gar Ansprachen in welcher Form auch immer und vom wem auch immer ist ein anderer passender Ort zu suchen.
Dies ist äußerer Ausdruck für die Würde und Wertschätzung, die wir dem „Wort Gottes“ und seiner Auslegung entgegenbringen sollten.
Die einfältigen Frauen wussten es leider nicht besser.
Der Ambo ist alleine für das „Wort Gottes“ da.
Der Ambo ist für Lesungen, Antwortpsalm, Predigt, Osterlob und Fürbitten vorbehalten.
Für einführende Worte, Kommentare oder gar Ansprachen in welcher Form auch immer und vom wem auch immer ist ein anderer passender Ort zu suchen.
Dies ist äußerer Ausdruck für die Würde und Wertschätzung, die wir dem „Wort Gottes“ und seiner Auslegung entgegenbringen sollten.
Die einfältigen Frauen wussten es leider nicht
Zweitens halte ich es im Kontext Ihres Beitrags für sehr gewagt. Denn „Einfalt“ steht im aktuellen Wortgebrauch für eine naiv-unkritische und leicht zu manipulierende Urteilsbildung.
Diese Frauen wollen die (Macht-)Strukturen der Kirche hinterfragen und entsprechend der Erwartungen der Mehrheit der Katholiken verändern. Letztendlich läuft es auf eine Reform zur Rolle der Frau in der kath. Kirche hinaus. Um eine Kirche für moderne Frauen sein zu können, muss sich die Kirche selbst modernisieren. Eine Kirche hat für ihre Anhänger da zu sein – und eben nicht umgekehrt.
Die Frauen sind ambitioniert, organisiert und zielgerichtet. Sie fordern Veränderung der Kirche in einer Zeit von Skandalen, sinkenden Mitgliederzahlen und einem brutal rückständigen Frauenbild.
Was Sie hier dagegen von sich geben ist die unreflektierte Reproduktion des Uralt-Dogmatismus der katholischen Kirche.
WER ist hier einfältig?
Sie übertragen Weisheiten aus einem Karnickelzüchterverein auf die Kirche. Dort werden Entscheidungen anhand von Mehrheiten der Mitglieder getroffen.
"Eine Kirche hat für ihre Anhänger da zu sein – und eben nicht umgekehrt"
Stimmt das denn?
Im Falle der katholischen Kirche eine durchaus berechtigte Frage. Hat man sich im 2. Vatikanischen Konzil auch gestellt … 😉
Ich zitiere dazu aus dem Grundkurs Theologie der Domschule Würzburg:
„Die Mehrzahl der Konzilsväter war überzeugt, dass es nicht richtig sei, Kirche vom Amt, auch nicht vom bischöflichen Amt her zu verstehen. Man müsse Kirche nicht zunächst in ihren Strukturen betrachten, sondern von ihrem Wesen, ihrer Zielbestimmung, ihrem Ursprung her, der alle Glieder der Kirche umfasse und allen gelte, nicht allein den Amtsträgern und der Hierarchie. Um Kirche zu verstehen, gelte es, zunächst das zu formulieren, was allen Gliedern der Kirche gemeinsam ist. Erst dann könne man über Aufgaben, Ämter und Funktionen sprechen, die sich innerhalb der Kirche finden und die für sie unverzichtbar sind.“
Dem würde ich mich anschließen … auch wenn ich es bisher nicht zu sehen vermag ...