Parken am Leopoldina-Krankenhaus, bei diesem Thema gibt es in der Stadt kaum ein Gespräch, bei dem es kein Kopfschütteln und Augenrollen gibt. Seit Jahren ist es vor allem morgens und am Vormittag ein fast unmögliches Unterfangen, rund um das Krankenhaus zu parken. Seit Jahren gibt es Ärger zwischen genervten Anwohnern und Mitarbeitern des Krankenhauses. Und das ganze Thema wird auch noch Jahre brauchen, bis es möglicherweise besser wird.
Die Situation ist verzwickt, denn eine Lösung ist von mehreren Parametern abhängig. Im November vergangenen Jahres stellte ein Gutachter seine Erkenntnisse und Lösungsvorschläge vor. Die sind dreigeteilt: Das Krankenhaus entwickelt ein Mobilitätskonzept, um mehr Mitarbeiter dazu zu bringen, nicht mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Die Stadt entwickelt eine Parkraumbewirtschaftung und baut als dritte Säule zwei neue Parkhäuser.
Das eine an der Mainberger Straße mit 358 Stellplätzen auf fünf Ebenen soll in zwei Jahren fertig sein, derzeit ist nur die Baugrube ausgehoben. Erst wenn dieses Parkhaus in Betrieb ist, soll das teilweise gesperrte Parkhaus am Krankenhaus abgerissen und neu gebaut werden. Dieses ist statisch so marode, dass sogar Holzbalken eingezogen werden mussten, um die Lasten besser zu verteilen. Einige Geschosse dürfen nicht mehr befahren werden. Im neuen Parkhaus, Fertigstellung frühestens 2024, sollen 562 Stellplätze sein.
Auch erst 2024 kommt die Parkraumbewirtschaftung, die ein genauso wichtiger Bestandteil für Entlastung im Wohngebiet um das Krankenhaus ist. Ordnungsreferent Jan von Lackum stellte allerdings jetzt schon die wesentlichen Details im Hauptausschuss vor, da die Verwaltung zumindest in diesem Jahr noch damit beginnen wird, eine ordentliche Kennzeichnung der möglichen Parkflächen in den Straßen durchzuführen.
In der Gustav-Adolf-Straße und der Robert-Koch-Straße direkt am Krankenhaus soll es eine Parkschein-Pflicht die ganze Woche über von 8 bis 20 Uhr geben, Höchstparkdauer drei Stunden. In einem erweiterten Umkreis darf man von 8 bis 17 Uhr drei Stunden lang kostenlos mit Parkscheibe stehen. In den darüber hinaus gehenden Straßen ist kostenloses Parken in markierten Flächen möglich.
Anwohner dürften von dem Vorhaben der Stadt, in den Parkscheiben-Zonen für 30 Euro pro Jahr eine Ausnahmegenehmigung beantragen zu müssen, wenn sie dort dauerhaft parken wollen, wenig begeistert sein. Gegen dieses Vorhaben gibt es Vorbehalte. Von Lackum betonte auch, dass wenn der Parkraum bewirtschaftet werde, dieser auch kontrolliert werden müsse. Das werde das Ordnungsamt gewährleisten, es brauche aber mindestens eine Stelle mehr als bisher.
Muss die Parkschein-Pflicht deutlich erweitert werden?
Kritik an den Plänen der Verwaltung gab es von Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt), das Bewirtschaftungskonzept sei "unausgegoren". Gegen eine Markierung der Parkmöglichkeiten sei nichts einzuwenden, der Bereich für die Bewirtschaftung aber viel zu klein. Michal-Zaiser fürchtet, dass in den Straßen mit Parkscheibe Mitarbeiter des Krankenhauses in Pausen mit mehreren Autoschlüsseln kommen könnten und die Parkscheiben weiter drehen.
Eine Befürchtung, die Ayfer Rethschulte (Bündnis 90/Die Grünen) zu Kopfschütteln veranlasste. Sie arbeitet als Krankenschwester im Leo und versicherte, sie kenne keine Abteilung, die dafür Zeit hätte. Rethschulte erklärte, viele Mitarbeiter stünden im Parkhaus. Wichtig sei, den Neubau beider Parkhäuser abzuwarten, um die Probleme nicht zu verschärfen. Darauf wies auch Marietta Eder (SPD) hin, denn wenn das marode Parkhaus abgerissen ist, muss eine längere Zeit bis zum fertigen Neubau überbrückt werden.
Mobilitätskonzept für Mitarbeiter soll vom Krankenhaus erstellt werden
Oliver Schulte (CSU) bemängelte bei einer zu kleinen Bewirtschaftungsfläche mangelnde Motivation für Besucher, ins Parkhaus zu fahren, "so produziert man erst Parksuchverkehr". Einig waren sich Stadträte wie Jan von Lackum darüber, "dass das Mobilitätskonzept des Krankenhauses außerordentlich wichtig ist".
Klaus Rehberger (CSU) bezeichnete die Pläne als "Silberstreif am Horizont" und forderte, die Parkraumüberwachung durch das Ordnungsamt früher zu beginnen. Auch er hält das Mobilitätskonzept für wichtig und war verwundert darüber, dass der frühere Geschäftsführer Adrian Schmuker und der Betriebsratsvorsitzende Rainer Reichert in einem Gespräch mit dieser Zeitung im Dezember 2019 sich skeptisch gegenüber dem Konzept gezeigt hatten und die Mitarbeiter gegen Vorwürfe der Anwohner in Schutz nahmen. "Wir schieben dem Krankenhaus nicht den schwarzen Peter zu", betonte Rehberger und fügte an: "Ich verstehe nicht, warum der Betriebsrat das Konzept nicht für sich aufnimmt."
Der neue Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses, Jürgen Winter, erklärte im Interview im September, das Thema sei ihm bewusst und man arbeite intern daran.
Der Stadtrat sollte sich mal das Kantonsspital in Zürich anschauen.
Dort gibt es keinen Verkehrsinfarkt, keine Parkhäuser und keine genervten Anwohner.
Dafür ein richtiges Konzept indem der ÖPNV von Früh bis Spät voll integriert ist.