Wer tagsüber zum Leopoldina-Krankenhaus oder den Gesundheitspark muss, weiß eines ganz sicher: Zeit einplanen ist wichtig, denn das Parken rund um das Krankenhaus ist gelinde gesagt eine Herausforderung. Anwohner, Mitarbeiter, Besucher und Patienten konkurrieren um Stellplätze. Dazu kommt, dass das Parkhaus direkt am Leopoldina so marode ist, dass teilweise schon Geschosse gesperrt werden mussten und Holzpfosten eingezogen wurden, um die Lasten besser zu verteilen. Das Thema Parken am Leo ist seit gut eineinhalb Jahren ein großes in der Stadt, mittlerweile tut sich auch etwas.
Vor einigen Wochen wurde den Stadträten ein Konzept vorgestellt, wie man in den nächsten Jahren den Parkdruck zumindest lindern möchte. Es beruht auf einer Studie der Berliner Firma GZVT, die die parkenden Fahrzeuge zählte und verschiedene Vorschläge machte, was zu tun ist. Ein Thema ist der bereits angestoßene Neubau von Parkhäusern, auch Parkraumbewirtschaftung und Anwohnerausweise gehören dazu sowie ein Mobilitätskonzept des Krankenhauses, um mehr Mitarbeiter davon zu überzeugen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen und das Auto stehen zu lassen.
Gerade das Mobilitätskonzept für das Leopoldina-Krankenhaus wurde von den Stadträten fraktionsübergreifend als Chance empfunden. Gleichwohl: Was hält die Krankenhaus-Leitung davon? Was sagt der Betriebsrat des Leopoldina zu den Forderungen der Politik? Die Begeisterung, das kann man so sagen, hält sich auf Nachfrage dieser Zeitung in deutlichen Grenzen.
2200 Mitarbeiter arbeiten im Krankenhaus, einem der größten in der Region Main-Rhön, im Dreischicht-Betrieb. Aus Sicht von Leopoldina-Geschäftsführer Adrian Schmuker ist die gesamte Diskussion über die Parksituation falsch aufgezäumt. Er sagt: "Unsere Mitarbeiter sind sicher nicht das Problem, die sind anspruchslos." Will heißen: Der Großteil kommt vor allem morgens, parkt entweder mit entsprechender Mitarbeiter-Karte im Parkhaus oder im Wohngebiet, was aber morgens zwischen 5 und 6 Uhr vor Beginn der Frühschicht kein Problem sei, vor allem nicht für die Anwohner.
Nicht den Mitarbeitern den schwarzen Peter zuschieben
Schmuker und auch Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender Rainer Reichert stoßen sich daran, dass aus ihrer Sicht durch Anwohner und Politik den Mitarbeitern der Schwarze Peter zugeschoben werde. Der Parkplatzmangel, der auch im Gutachten zwischen 6 und 17 Uhr bestätigt wird, habe seine Ursache nicht in den Mitarbeitern, sondern in der Konkurrenz zwischen Besuchern und Patienten auf der einen und Anwohnern auf der anderen Seite.
"Wir brauchen vor allem Parkplätze für Besucher, das ist gar keine Frage", betont Adrian Schmuker und ist froh, dass die Planungen für die neuen Parkhäuser sehr konkrete Formen angenommen haben. Das erste neue wird in der Mainberger Straße gebaut, das Parkhaus kommt stadtauswärts rechts vor der Ampel zur Hennebergstraße auf das Gelände des früheren Autohauses Wendling, das mittlerweile abgerissen ist. Es entstehen auf fünf Ebenen 358 neue Stellplätze.
Erst wenn dieses mit acht Millionen Euro Kosten kalkulierte Parkhaus in zwei Jahren fertig ist, wird mit dem Abriss des Leopoldina-Parkhauses begonnen, das danach für geschätzt 12,3 Millionen Euro neu gebaut wird und dann 562 statt jetzt 357 Parkplätze haben soll. Für wichtig hält Schmuker auch eine bessere Markierung von Parkmöglichkeiten im öffentlichen Straßenraum.
Parkraumbewirtschaftung und Anwohnerparkausweise sollen bald kommen
Neben dem Bau der Parkhäuser soll es nach dem Willen der Stadträte auch so bald wie möglich ein Konzept zur Parkraumbewirtschaftung geben. Das bedeutet, dass es in verschiedenen Straßen rund um das Krankenhaus entweder Parken mit Parkschein oder mit Zeitbegrenzung durch Parkscheibe gibt. Anwohner bekommen einen kostenpflichten Anwohnerparkausweis.
Betriebsratsvorsitzender Reichert erzählt von Situationen, in denen Mitarbeiter, obwohl sie korrekt geparkt hatten, von Anwohnern beschimpft und beleidigt wurden. Das seien keine Einzelfälle, und vor allem sei dies völlig unangebracht, "dagegen verwahre ich mich im Namen der Mitarbeiter".
Dem geforderten Mobilitätskonzept steht das Krankenhaus skeptisch gegenüber und sieht auch keine Veranlassung, selbstständig tätig zu werden. Im Aufsichtsrat sei jedenfalls noch nicht darüber gesprochen worden, so Schmuker. Er hält die Umsetzung des Konzeptes für "unrealistisch und illusorisch". Verwundert ist man von Seiten des Krankenhauses auch, dass der Gutachter für das Parkraumkonzept im Krankenhaus selbst nie vorstellig war.
So hätte er erfahren können, dass 71 Prozent der Leo-Mitarbeiter aus der Region kommen, teilweise sogar aus Südthüringen nach Schweinfurt pendeln. "Die Stadt negiert für ihre Mitarbeiter die Einführung des Jobrads, aber das Leopoldina soll ein Mobilitätskonzept erstellen", wundert sich Rainer Reichert.
Er weist auf ein Hauptproblem hin, das für das Krankenhaus besteht: Alle Maßnahmen, die man sich ausdenkt, müssten von der Stadt umgesetzt werden, denn auf den Straßenraum im Umfeld hat das Krankenhaus keinen Einfluss. "Es gäbe sicher viele gute Ideen, die wir aber doch gar nicht umsetzen können", so Reichert. Er und Schmuker sehen in erster Linie die Stadtverwaltung am Zug, die dafür sorgen müsse, dass genügend Parkraum zur Verfügung stehe – für alle, die ihn brauchen.