Mit Superlativen soll man vorsichtig sein, im Positiven wie im Negativen. Doch für die Parksituation rund um das Leopoldina-Krankenhaus und den Gesundheitspark gibt es im Prinzip nur ein Adjektiv: katastrophal. Jetzt hat es die Stadt auch schwarz auf weiß, was alle schon wussten, denn das Parkraumkonzept zeigt genau, wo die Probleme liegen, die in den letzten Jahrzehnten von keiner Verwaltung bisher ernsthaft gelöst wurden.
Doch offenbar ist der Leidensdruck nun groß genug, denn es tut sich was in den nächsten Jahren. Das hängt zum einen mit immer hörbarer gewordenen Klagen der Anwohner zusammen, aber vor allem damit, dass das Parkhaus am Leopoldina-Krankenhaus so marode ist, dass einzelne Ebenen gesperrt werden mussten. Sogar extra Holzbalken wurden eingezogen, um die Lasten besser zu verteilen. Es war die CSU-Fraktion, die im Sommer 2018 endlich die Initiative ergriff, ein Konzept vorzustellen, das nun umgesetzt wird.
Es beruht auf mehreren Säulen, die kürzlich auch im Hauptausschuss besprochen wurden. Zum einen der Bau eines neuen Parkhauses an der Mainberger Straße. Er ist genehmigt, das Parkhaus kommt stadtauswärts rechts vor der Ampel zur Hennebergstraße auf das Gelände des früheren Autohaus Wendling, das mittlerweile abgerissen wird. Es entstehen auf fünf Ebenen 358 neue Stellplätze.
Erst wenn dieses mit acht Millionen Euro Kosten kalkulierte Parkhaus in zwei Jahren fertig ist, wird mit dem Abriss des Leopoldina-Parkhauses begonnen, das danach für geschätzt 12,3 Millionen Euro neu gebaut wird und dann 562 statt jetzt 357 Parkplätze haben soll. Weitere Großprojekte aus dem Gesundheitssektor erschweren die Situation rund um das Leopoldina: Gebaut werden im Bereich der Mainberger Straße unter anderem auf dem jetzigen Mitarbeiter-Parkplatz des Krankenhauses ein Pflegeheim sowie zwei Psychiatrie-Einrichtungen des Bezirks, die Instituts-Ambulanz und die Tagesklinik. Pläne dafür wurden aber noch nicht vorgestellt.
Parkraumbewirtschaftung und ein neues Mobilitäts-Konzept
Im Hauptausschuss wurde ausführlich über das Thema diskutiert. Am Ende modifizierte die CSU-Fraktion den Vorschlag der Verwaltung dahingehend, dass zeitnah ein Konzept zu erstellen ist, wie man sofort eine Parkraumbewirtschaftung ermöglichen kann und nicht erst, wenn die Parkhäuser gebaut sind. Die Parkraumbewirtschaftung bedeutet, dass es in verschiedenen Straßen rund um das Krankenhaus entweder Parken mit Parkschein oder mit Zeitbegrenzung durch Parkscheibe gibt. Anwohner bekommen einen kostenpflichten Anwohnerparkausweis. Außerdem soll durch den Aufsichtsrat Einfluss auf die Krankenhaus-Leitung genommen werden, ein Mobilitäts-Management in die Wege zu leiten.
Lars Freimuth von der Firma GIVT aus Berlin stellte das Parkraumkomzept vor, das auf einer ausführlichen Beobachtung und Zählung des Verkehrs Anfang April beruht. Es beweist eindrucksvoll, dass zwischen 6 und 17 Uhr weder im Parkhaus, noch in den Straßen rund um das Krankenhaus ein Parkplatz zu bekommen ist. Entlastung gibt es erst am Spätnachmittag.
Klar wird durch das Gutachten, dass ein Großteil der Anwohner auf dem eigenen Grundstück einen Stellplatz hat. Die Konkurrenz auf den Straßen im Wohngebiet gibt es zwischen Mitarbeitern und Patienten bzw. Besuchern des Krankenhauses. Es ist auch eine sich immer wieder selbst erfüllende Prophezeiung: Das Parkhaus kostet Geld, doch im Wohngebiet kann man kostenlos stehen. Ergo: Parksuchverkehr, auch wenn es im Parkhaus freie Plätze gibt.
Krankenhaus-Leitung soll Anreize für die Mitarbeiter schaffen, andere Verkehrsmittel zu nutzen
Die Vorschläge von Freimuth sind vielschichtig. Als kurzfristige Maßnahme ist eine klare Markierung der Parkplätze in den Straßen sinnvoll. Eine Parkraumbewirtschaftung ist neben dem Bau der beiden Parkhäuser unabdingbar, vor allem aber auch ein aktives Handeln der Leopoldina-Krankenhaus-Leitung. Die sollte sich laut Gutachter ein Mobilitäts-Management auf die Fahnen schreiben, um ihre Mitarbeiter dazu zu bringen, nicht mehr das Auto, sondern den Bus, das E-Bike oder das Fahrrad zu nehmen. Wichtig ist aus Sicht Freimuths, dass es auch Sozialtarife in den Parkhäusern für die Mitarbeiter gibt – also die Pflegekraft weniger zahlen muss als der Professor, was auch Marietta Eder und Ralf Hofmann (beide SPD) forderten.
Den Stadträten war klar, dass es wegen der Baumaßnahmen, vor allem wenn das Parkhaus am Leopoldina abgerissen und neu gebaut wird, erstmal schlimmer wird. Doch Licht am Ende des Park-Tunnels ist sichtbar. "Es muss sich schnell was ändern, wir dürfen nicht abwarten", erklärte Klaus Rehberger als er im Namen der CSU die sofortige Parkraumbewirtschaftung beantragte. Der Hintergedanke ist, dass die Mitarbeiter möglicherweise sanften Druck brauchen, um mehr ÖPNV zu nutzen.
Adi Schön (proschweinfurt) befürchtet, dass das Parkhaus in der Mainberger Straße schlecht angenommen wird, "für Besucher und Patienten ist das viel zu weit weg." Bernd Weiß (CSU) widersprach dem, die Entfernung sei zumutbar, "das Gejammer muss man überhören." Im übrigen schloss er sich einem Vorschlag von Frank Firsching (Linke) an, der nicht nur schnellere Parkraumbewirtschaftung wollte, sondern gleichzeitig das Mobilitäts-Management durch das Krankenhaus. Für Weiß eine gute Verbindung, "wenn man dazu einen knallharten Zeitplan durchzieht", dessen Umsetzung er von der Verwaltung erwartet.
Bisher konnte sie ja dort parken und wurden nicht zur Kasse gebeten.