"Plötzlich Prinzessin". So heißt eine Filmkomödie. "Plötzlich Prinz", so heißt ein Kapitel aus dem Leben von Florian Wieland, im Zivilleben bei BMW Rhein in Würzburg aktiv. Mal Faschingsprinz zu werden, daran hatte er nie gedacht, erzählt er zum Faschingsauftakt am 11. November. Seit 2020 ist er übrigens mit seiner Frau Andrea Wieland das Schweinfurter Prinzenpaar. Warum die beiden so lange regieren, das liegt wie so vieles an Corona. Dazu aber später.
Andrea Wieland hat mehr Beziehung zum Fasching, sie hat in der Garde getanzt, sich auch gerne verkleidet. Allerdings nicht als Prinzessin. Cowboy war eher ihr Stil. Irgendwie passt zu ihr auch "Plötzlich Prinzessin."
Nach einer kurzen Bedenkzeit zugesagt
"Florian war erst mal geschockt", erinnert sich Prinzessin Andrea, im echten Leben Inhaberin der Stern-Apotheke in Schwebheim, an den August 2020, als Stefan Labus von der ESKAGE am Telefon war und fragte: "Wollt ihr Prinzenpaar werden?"
Nach einer kurzen Bedenkzeit sagten die beiden zu. Dass sie die wahrscheinlich am längsten regierenden Tollitäten in der Schweinfurter Faschingsgeschichte sein werden, hätten sie sich wohl nie träumen lassen. Corona ist daran schuld. Jahr eins, die Session 2020/2021 ist komplett ausgefallen. "Bevor es für uns ernst wurde kam Corona und alles war erst einmal eingefroren", erinnert sich Andrea Wieland. Selbst die Vorstandschaft der ESKAGE bekam deshalb nicht mitgeteilt, wer das neue Prinzenpaar hätte sein sollen. "Wir feierten somit den Fasching im Jahr 2021 geheim & allein zu Hause."
Besuche in Kindergärten und Pflegeeinrichtungem
Im Jahr zwei gingen die beiden mit Maske und Abstand in Kindergärten und Altenheime. "Wir haben uns dazu entschlossen unser Amt zu nutzen, um Kindern und älteren, pflegebedürftigen Menschen eine kleine Zeit der Freude und des Frohsinns zu schenken." Zum Schluss sei es richtig stressig geworden, weil plötzlich viele Anfragen kamen. "Aber es waren unglaublich schöne Momente, die allen sehr viel Freude und Zuversicht gegeben haben."
Zuerst war alles „vorsichtig“ nach Plan gelaufen: Vorstellung bei der ESKAGE und Planung der Sitzungen. "Aber Corona hat unsere Pläne überholt und schließlich hat sich die ESKAGE dazu entschlossen, dass alle Faschingsaktionen abgesagt werden."
Das Prinzenpaar folgte der Einladung der Schwarzen Elf und der Antöner. "Wir erlebten da zwei schöne Sitzungen und konnten uns somit langsam in die Praxis unseres Amtes eingewöhnen", erinnert sich Andrea Wieland. Sie ist sozusagen das Gedächtnis und die Managerin des Prinzenpaares. "Meine Frau macht das alles", sagt der Prinz mit Respekt und auch einer Spur Erleichterung. Prinz und Prinzessin haben übrigens unterschiedliche Fangruppen. Die Prinzessin ist der Star im Kindergarten, der Prinz bezaubert im Altenheim.
Leute aufmuntern, Freude geben: das hat den Wielands sehr, sehr gut gefallen im Corona-Fasching. "Bisschen für Sonne sorgen in trüben Tagen", sagt Prinz Florian. Prinzessin Andrea formuliert es so: "Fasching ist die Zeit des Lachens, der Freude und Ausgelassenheit. Wir sehen alte Bekannte und Freunde wieder. Wir lachen, feiern, genießen die gemeinsame Zeit und vergessen den Alltag. Glücksgefühle dominieren, wir tanken Kraft und Energie." Was ihr auch wichtig ist: Traditionen zu leben. Warum? Weil sie Halt geben, das Gruppengefühl und die Gemeinschaft stärken und Distanz schaffen zum teils beschwerlichen Alltag.
Andrea Wieland hat sich auch noch weitere Gedanken gemacht. "Die zunehmende Flucht in die mediale Welt hinterlässt bei vielen psychische Spuren durch die fehlende menschliche und persönliche Kommunikation", beobachtet sie. Fasching kann ein Teil sein, wieder in Kontakt zu kommen. Fasching hat eine gesellschaftliche Bedeutung, sagt sie.
Lieber keine Küsschen verteilen
Und jetzt sieht es so aus, als gäbe es einen relativ normalen Fasching. Mit Sitzungen, Büttenreden, Tänzen, Auftritten – aber ohne Küsschen. Da versteht die Andrea Wieland, Apothekerin und Ernährungsberaterin, keinen Spaß. Schließlich heißt das prinzliche Motto ja auch: Bleibt gesund und ruft Helau – Fasching feiern, aber schlau!
Die beiden freuen sich jetzt sehr auf einen richtigen Fasching, auf viele Begegnungen. Ein bisschen haben sie sich ja schon eingearbeitet. Aber: "Faschingsprinzenpaar sein ist wie ein neuer Job. Man muss sich reinfinden", sagen sie. Sie sind aber in besten Händen: Prinzenpaarbetreuerin Uschi Reinhardt sorgt dafür, dass alles passt. "Sie ist eine Seele", freut sich Andrea Wieland. "Auf die Uschi kannst Du Dich hundertprozentig verlassen."
Mit zwei Kleidern in die tollen Tage
In die Faschingszeit geht Andrea Wieland jetzt mit zwei Kleidern, geschneidert im Antonia-Werr-Zentrum in St. Ludwig. Zum rot-weißen Kleid, das sind die Farben ihrer Apotheke, kommt jetzt ein blau-weißes. Das passt zum prinzlichen Job bei BMW-Rhein. Uschi Reinhardt hat zu einem zweiten Kleid geraten. Es kann ja schließlich mal jemand ein Glas Sekt drüberkippen. Ist übrigens schon mal passiert. Auch auf die Schleppe tritt mal jemand. Die Prinzessin sagt nicht wer. Aber der Prinz schaut etwas schuldbewusst.
Der Prinz hat sich für diese Session ein Cape gewünscht. Er geht übrigens im schwarzen Anzug und Narrenkappe. "Mit einer neuen, größeren Feder." Märchenprinz-Outfit mit Wams und Strumpfhose? Das wäre nichts für ihn. Einen Umhang bekommt vielleicht auch Prinzenhund Ray, ein bezaubernder Windhund. Er kann auf jeden Fall schon mal sehr würdig schauen. Und wird bestimmt auch schnell eine Fangruppe bekommen.