
In Schweinfurt ist es längst Konsens, dass der sogenannte Ofra-Bau der Friedrich-Fischer-Schule (FOS/BOS) abgerissen werden muss. Im Dezember vergangenen Jahres hatte der für die Schule zuständige Zweckverband, an dem Stadt und Landkreis Schweinfurt zu gleichen Teilen beteiligt sind, beschlossen, den maroden Trakt abzureißen und durch einen Neubau an gleicher Stelle zu ersetzen.
Nicht einig war man sich bis zuletzt, wer alles für die Kosten des Ersatzneubaus aufkommt. Diese liegen laut dem Leiter des Amtes für Schulen in der Stadtverwaltung, René Gutermann, bei gut 13 Millionen Euro. Um diese auf mehreren Schultern zu verteilen, hatte der Zweckverband die Landkreise Bad Kissingen und Haßberge um Beteiligung gebeten.
Landkreise wollen sich nicht an Baukosten beteiligen
In der vergangenen Sitzung des Verbandes hatte Gutermann nun die Absage der Kreise verkündet. Begründet wurde das Anliegen von Stadt- und Landkreis Schweinfurt damit, dass 26 Prozent aller Schülerinnen und Schüler der FOS/BOS aus den beiden Nachbarkreisen stammen, fast genauso viel wie aus der Stadt Schweinfurt. Die verbliebenen 55 Prozent der Schüler wohnen im Landkreis Schweinfurt.
Eine verpflichtende Mitgliedschaft der beiden Nachbarn im Verband sei von der Regierung als übergeordnete Behörde ausgeschlossen worden, so Gutermann weiter. Um nichts unversucht zu lassen, prüfe der Verband, ob eine Beteiligung über die Miete und den Bauunterhalt möglich wäre. Die Erfolgsaussichten stehen eher schlecht, womit Stadt- und Landkreis die Kosten für den Ersatzbau aller Voraussicht nach alleine tragen müssen, so Gutermann. "Das ist kein Beispiel einer kooperativen Höchstleistung", kritisierte Verbandsrat Klaus Rehberger die Entscheidung und wollte nach weiteren rechtlichen Schritten suchen.
Pläne zum Ersatzbau in Schweinfurt liegen in der Zeit
Gute Nachrichten gab es bezüglich des Bau-Zeitplans des Ersatzbaus. Nach mehrmaliger Nachfrage der Stadt stehe die Regierung vor dem Abschluss des Raumprogramms, das für die weitere Planung benötigt wird, so Gutermann. Um den Prozess zu beschleunigen, seien zudem Gespräche zwischen Stadt und Regierung angesetzt. Klappt alles, könne man im nächsten Jahr mit der Planung des Gebäudes beginnen, die Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Die dafür veranschlagten Kosten von 585.000 Euro wurden bereits im Haushalt eingeplant.
Damit die rund 686 Schülerinnen und Schüler der FOS/BOS während der Zeit des Baus nicht in Containern unterrichtet werden müssen, habe man weiter nach Ersatzplätzen bei in der Nähe befindlichen Schulen gesucht, so Gutermann. Fündig geworden ist man mittlerweile an der Ludwig-Erhard-Grundschule, deren Schülerzahl zuletzt noch weiter zurückgegangen sei. "Wir werden keine Probleme haben, Ausweichräume zur Verfügung zu stellen", bekräftigte Gutermann. Nach dem Abriss des Altbaus soll Ende 2026 mit dem Neubau begonnen werden, sodass das neue Gebäude im Halbjahr 2029 bezugsfertig ist.
Schülerzahlen an FOS/BOS zuletzt rückläufig
Für Aufsehen sorgte dagegen die Entwicklung der Schülerzahl der FOS/BOS. Mit derzeit 686 Schülerinnen und Schülern ist deren Zahl, wie in den Jahren zuvor, weiterhin rückläufig. Insbesondere der BOS-Zweig mit seinen 93 Schülern habe weiter an Attraktivität verloren, erklärte Schulleiter Ralf Prosch.
Als Grund für die Entwicklung nannte er neben dem Rückgang der Geburtenzahl auch die Verschiebung von BOS-Absolventen zugunsten der FOS. "Je mehr FOS-Schüler da sind, desto weniger BOS-Schüler haben wir", so Prosch. Auch sei die berufliche Ausbildung als Alternative zur BOS attraktiver geworden. Und auch mit der Zulassung der Meisterstudiengänge an den Hochschulen habe man Federn lassen müssen.
Auszubilden verwerfen Ausbildungsplätze in der Industrie
Dazu käme, dass die Welle an Schülern nach den Beobachtungen des Schulleiters in der Vergangenheit auch immer von der Schweinfurter Industrie abhängig gewesen sei. Aufgrund der schwierigen Situation bei Unternehmen wie ZF, Schaeffler und SKF, würden die Schülerinnen und Schüler aus den Realschulen ihre festen Ausbildungsplätze für 2025 zugunsten eines Platzes in der FOS zurückgeben. "Wir rechnen fest damit, dass die FOS-Zahlen zunehmen werden." Und auch in der BOS rechnet die Schule mit steigenden Schülerzahlen, weil das "Anschlussangebot in der Industrie fehlt", so der Schulleiter.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) merkte an, dass die Industrie aktuell zwar Stellen abbaue, das Angebot bei den Lehrstellen seiner Kenntnis nach allerdings noch nicht zurückschraube. Den Zahlen nach könnte ein Jugendlicher in Schweinfurt momentan zwischen zwei Ausbildungsstellen auswählen. Zudem würden bereits zugesagte Ausbildungsverhältnisse bei der Stadt immer wieder zugunsten der Fortsetzung der Schule seitens der Bewerberinnen und Bewerber kurzfristig abgesagt.