An die viermal im Jahr trifft sich das Frauenplenum der Stadt Schweinfurt. Das Frauenplenum setzt sich als unabhängiges, überparteiliches und überkonfessionelles Gremium für die Interessen der Frauen ein, so die Sprecherinnen Tanja Glöckner-Pusic und Verena Meisel. "In dieser Funktion sind wir auf einen Missstand in Schweinfurt gestoßen, auf den wir Sie mit diesem Brief aufmerksam machen möchten", wenden sie sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Das Thema: Fehlende sichere Schlafplätze für obdachlose Frauen in Schweinfurt.
Im Folgenden der offene Brief des Frauenplenums an den Oberbürgermeister:
"Obdachlose gehören zu den schwächsten Mitgliedern unserer Gemeinschaft. Die Zahl an obdachlosen Frauen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Laut Statistik der BGA – Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. ist die Zahl in ganz Deutschland von 237.000 Menschen im Jahr 2018 auf 256.000 Personen im Jahr 2020 angewachsen. Davon waren lt. Angabe 33 Prozent – also 78 000 – Frauen. Da gerade bei den Frauen verdeckte Obdachlosigkeit weit verbreitet ist, muss man davon ausgehen, dass die tatsächliche Zahl noch wesentlich höher ist.
Seit einigen Jahren wird bezahlbarer Wohnraum immer knapper. Dieser Trend wurde durch Corona weiter verschärft und ist auch in Schweinfurt zu beobachten. Immer mehr Frauen wenden sich hilfesuchend bezüglich einer Unterkunft für die Nacht an verschiedenen Stellen, unter anderem auch an das Frauenhaus. Hier besteht allerdings keine Möglichkeit, obdachlose Frauen aufzunehmen. Verschärft wird die Situation durch den unhaltbaren Zustand, dass die Wohnungslosenhilfestelle der Stadt Schweinfurt seit geraumer Zeit nicht ausreichend besetzt ist und somit keine Anlaufstelle für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen besteht.
Obdachlose Frauen, die häufig aufgrund physischer und psychischer Erkrankung in eine Notlage geraten, benötigen unseren Schutz. Vor allem in der bevorstehenden kalten Jahreszeit ist ein frostfreier Schlafplatz in einem sicheren Umfeld dringend nötig. Eine allgemeine Obdachlosenunterkunft ist keine Lösung, da dort mangels Betreuung eine sichere Unterbringung nicht gewährleistet werden kann. Die Frauen sind dort gewalttätigen und häufig sexuellen Übergriffen schutzlos ausgeliefert. Alternativ bleibt ihnen nur die Möglichkeit, eine private Unterkunftsmöglichkeit zu suchen und sich damit einer großen Gefahr für Leib und Leben aussetzen.
Die Stadt Würzburg zum Beispiel unterhält deshalb seit längerem einen 'Sleep in', speziell für obdachlose Frauen. Hier können die schutzsuchenden Frauen ohne Angst vor gewalttätigen Übergriffen in Sicherheit übernachten. Ein adäquates Angebot ist auch in Schweinfurt dringend notwendig.
Wir fordern Sie daher auf, sichere Schlafplätze für Frauen in Schweinfurt zu schaffen! Für eine Erprobungsphase würden zunächst zwei Schlafplätze, die niederschwellig und unbürokratisch zugänglich sind, genügen."
Das ist ja nun wirklich eine bahnbrechende soziale Großtat.
Aber wäre es nicht besser die Obdachlosigkeit und ihre Ursachen zu bekämpfen und zu beenden, statt sie nur "sozialverträglich" zu verwalten und aufzuhübschen?