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MAINBERG
Notsicherung von Schloss Mainberg: „Eine Sekunde nach Zwölf“
Deutlich zu sehen: Der Riss im Eckturm des Hauptgebäudes.
Foto: Anand Anders | Deutlich zu sehen: Der Riss im Eckturm des Hauptgebäudes.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:32 Uhr

Das Schloss hoch über dem Main ist ein imposanter Anblick. Und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich Es war Herrschaftssitz, wurde 1245 das erste Mal urkundlich erwähnt. Es wurde im Bauernkrieg zerstört, wieder aufgebaut. Es war Sitz von Industriedynastien: Die Sattlers und die Familie Sachs wohnten hier. Das Schloss war Freistätte persönlichen Lebens, Sitz der Firmenzentrale eines Haarwasserfabrikanten, Filmkulisse. Und es war und ist ein Sorgenkind: Die Bausubstanz ist in keinem guten Zustand. Wie man das Schloss retten und erhalten kann, ist seit Jahren ein Thema. Jetzt gibt es Hoffnung: Die Notsicherung hat begonnen.

Töpper: Chance für die Zukunft gegeben

„Wir haben diesem Denkmal eine Chance für die Zukunft gegeben“: Landrat Florian Töpper ist die Freude anzumerken, als er im Garten von Schloss Mainberg auf das Gerüst zeigt, das seit kurzem aufgebaut wird.

Vor dem Eckturm an der Südwestecke des Hauptschlosses steht es schon teilweise, an die südwestliche Ecke der Vorburg kommt es noch hin.

Was läuft, ist eine Notsicherung des Schlosses, das seit Jahren in keinem guten Zustand ist. Ebenfalls seit Jahren wird eine Lösung gesucht, das Schloss, das im Privatbesitz ist, zu erhalten. Das Schloss mit privaten Mitteln zu sanieren oder zu sichern, übersteigt wohl die Möglichkeiten der Besitzer.700 000 Euro kommen für die Notsicherung aus dem Entschädigungsfonds des Freistaates, der Landkreis verwaltet das Geld und leitet das Projekt.

Landrat Florian Töpper weist darauf hin, dass die Arbeiten, die jetzt anfangen, der Sicherung dienen, nicht zur Wertsteigerung der Schloss-Anlage führen.

Landmarke für den Landkreis

Töpper sieht das Schloss als Landmarke für den Landkreis Schweinfurt. Das Schloss sei etwas einmaliges, müsse für die Nachwelt erhalten bleiben. Töpper bedankt sich bei allen, die dazu beigetragen haben, die Notsicherung auf den Weg zu bringen, vor allem bei Staatssekretär Gerhard Eck. „Das ist ein besonderer Tag für mich“, sagt Töpper.

Hans-Christof Haas vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, sieht Schloss Mainberg als Neuschwanstein Frankens. Auch er ist froh, dass die Rettung der Anlage startet.

Stollen sind nicht an den Schäden schuld

Im Vorfeld wurde viel untersucht, viel geprüft. Die Theorie, dass die Stollen, die im Krieg in den Berg getrieben wurden als Luftschutzbunker, für die Risse im Gebäude und den schlechten Zustand der Vorburg verantwortlich sind, haben sich nicht erhärten lassen. Unsachgemäße Veränderungen in den letzten Jahrhunderten sind Ursachen für die Schäden, aber einfach auch das Alter der Anlage. Die gute Nachricht: „Das kann konventionell repariert werden“.

Feuchtigkeit ein Problem

Haas hofft, dass in den nächsten Jahren auch die Dächer gerettet werden können. Wasser dringt in viele Ecken ein, stellenweise habe sich Hausschwamm angesiedelt. Das trägt weiter dazu bei, die Bausubstanz des Schlosses zu schädigen. Auch Haas geht auf die kulturhistorische Bedeutung des Schlosses ein, seinen Geschichte und die historisierende Innen-Ausstattung. Das sei eine Besonderheit.

„Es war nicht fünf vor Zwölf, es ist eine Sekunde nach Zwölf“, sagt Architekt Friedrich Staib. „Es war schon ein harter Kampf“, erinnert er an all die Gespräche und Verhandlungen. „Man musste um dieses Denkmal fürchten.“ Staib geht auch auf die Untersuchungen an: „Wir haben den Patienten auf Herz und Nieren geprüft, auf den Kopf gestellt.“ Eingedrungene Feuchtigkeit sei ein Problem. Staib spricht von Mängeln, die über Jahrhunderte entstanden sind.

Stützkorsett für die Vorburg

Friedrich Staib erklärt auch, was mit der Vorburg passiert, durch die ein Riss vom Dach bis zum Fundament. Sie bekommt eine Art Stützkorsett, das verhindert, dass die Mauern auseinanderfallen. Der Eckturm am Hauptschloss droht zusammenzufallen, Fäulnis sitzt im Dachstuhl. „Die Notsicherung greift gerade noch rechtzeitig“, so Staib.

Das Landratsamt verwaltet die Mittel aus dem Fonds, erläutert Thomas Zweiböhmer (Bauamt). Er weist auch auf einen dritten Teil der Notsicherung hin: Das Dach zwischen beiden Giebeln. Er glaubt, dass bis Mai die Arbeiten abgeschlossen sein werden.

Töpper, Staib, Haas und Zwieböhmer hoffen, dass nach der Notsicherung wieder Geld zu Verfügung stehen wird, um mit Reparaturen anzufangen.

Am Hauptgebäude steht schon das Gerüst.
Foto: Anand Anders | Am Hauptgebäude steht schon das Gerüst.
So sieht das Stützkorsett für die Vorburg aus.
Foto: Anand Anders | So sieht das Stützkorsett für die Vorburg aus.
 
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  • "Private Besitzer" kauften einst günstig ein marodes Schloß, dass Sie nicht mal ansatzweise mit finanziellen Mitteln reparieren konnten. Das "Neuschwanstein Frankens" bezahlt jetzt der Steuerzahler. Und was machen die "Privaten Besitzer" ???????? Weiterhin besitzen, auch ohne finanzielle Mittel für die Reperaturen ...
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