20 Jahre lang war die Stadt Schweinfurt Eigentümerin von Schloss Mainberg. 1962 hatte sie den geschichtsträchtigen Bau für 313 000 Mark im dritten Anlauf ersteigert, 1982 stieg sie wieder aus. „In zwanzig Jahren gelang es der Stadt jedoch nicht, ein tragfähiges Nutzungskonzept zu entwickeln. In Zeiten des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg lagen die Prioritäten der Stadtpolitik auf dem Bau von Wohnungen, Schulen und Krankenhäusern und nicht auf einem prestigeträchtigen Schloss, das deshalb rasch in einen Dornröschenschlaf verfiel.“ So fasst Karl-Heinz Hennig im Buch „Fürsten & Industrielle – Schloss Mainberg in acht Jahrhunderten“ die kurze Phase städtischer Eigentümerschaft zusammen.
1982 verkaufte die Stadt das Schloss – gegen den dringenden Rat der Denkmalpflege – schließlich an den Schweinfurter Unternehmer Gerhard Eichhorn, der einiges Geld in die Immobilie steckte. Aber Eichhorn starb, nur 52-jährig, im Jahr 1999, und seither hat sich auf dem Hügel hoch über dem Main nichts mehr getan – sieht man vom fortschreitenden Verfall des Baudenkmals selbst und vor allem der Vorburg ab.
Dass das Schloss eine Problemimmobilie werden könnte, das war auch vor 50 Jahren schon klar. „Als die Stadt Mainberg ersteigerte – dem anderen Interessenten wurde zu verstehen gegeben, daß man auf alle Fälle kaufen wolle – war man sich gewiß nicht über den späteren Verwendungszweck im klaren. Man fühlte sich offenbar einfach von dem Ansporn getrieben, dieses stadtnahe Schloß nicht in fremde Hände fallen zu lassen“, heißt es dazu im April 1964 im Schweinfurter Tagblatt unter der Überschrift „Schloßbesitzer sein ist schwer“.
Die Freude darüber, nun auch noch Schlossbesitzer geworden zu sein, sei „einem scharfen Rechnen über die Kosten der baulichen Sanierung gewichen“.
Weite Strecken des Artikels könnten dieser Tage geschrieben sein. Da ist von nahezu unkalkulierbaren Kosten für eine Instandsetzung des Gebäudes die Rede. Der Leiter des Hochbauamts wird zwar mit einer Reihe von Summen zitiert, die er für Heizung, technische Anlagen und Außenbereich veranschlagt, dies aber unter Vorbehalt:„Eine erhebliche Kostenüberschreitung ist nicht ausgeschlossen.“
Fast prophetisch liest sich die Passage über die statischen Probleme, die bekanntlich bis heute nicht behoben sind: „Dazu kommen dann die noch nicht ermittelten Kosten für die Sanierung des Luftschutzstollens unter dem Schloßberg, dessen Einsturz Risse im Schloßgemäuer zur Folge hatte. Der Schloßwächter musste aus Sicherheitsgründen seine Wohnung innerhalb des Schlosses verlassen und in einen Bau außerhalb umziehen. Die Herrichtung des Stollens und die Reparatur des Schadens dürfte eine sehr aufwendige Sache werden.“
Der Schweinfurter Stadtrat machte dennoch fleißig Pläne. Eine Gaststätte, ein Hotel, eine Tagungsstätte, ein Museum – all das konnte man sich vorstellen. 160 000 Mark seien zunächst einmal nötig, „um die vielen Räume nach den Gesichtspunkten eines zunächst auf technische Sicherheit bedachten Ingenieurs herzurichten“, heißt es weiter im Artikel aus dem Jahr 1964. Es gab Anregungen aus der Bevölkerung, und die Schul- und Kulturverwaltung legte ein Memorandum vor, das der Stadtrat billigte.
Die Verwaltung empfahl, die Stadt möge die unbedingt erforderlichen Sanierungskosten übernehmen und das Schloss dann langfristig an einen Bürgerverein als Träger einer Bildungsstätte verpachten. Die Stadt solle allerdings auch weiterhin für den Gebäudeunterhalt aufkommen.
Der Träger der Bildungsstätte wiederum solle mit Unterstützung regionaler Zuschussgeber die Mittel für den zweckmäßigen Um- und Ausbau der Räume zunächst für 30, später für 60 Teilnehmer beschaffen und die Tagungsstätte auf eigene Rechnung mit eigenem Personal betreiben.
Für eine Gaststätte fand sich schon damals kein Betreiber, für das einzurichtende Museum konnte man sich die Sammlung Luxburg mit Gegenständen der Feuererzeugung und Beleuchtung vorstellen, die heute in der Stadt im Gunnar-Wester-Haus untergebracht ist. 1964 wird der damalige Stadtschulrat Heinrich Huber zitiert: „So utopisch der Tagungsstätten-Plan manchem erscheinen mag, eigentlich gibt es keinen besseren – außer verkaufen!“ 18 Jahre später kam es dann auch so.
Heute ist Schloss Mainberg in privater Hand. Wie vielfach berichtet, ist es baufällig und sanierungsbedürftig. Die Politik bemüht sich seit Jahren um Lösungen, wie das bedeutende Baudenkmal gerettet werden kann, allerdings wurde bislang noch kein Masterplan vorgestellt. Immerhin: Das Landesamt für Denkmalpflege hat im Oktober 2013 das Würzburger Architekturbüro Staib und Wiener beauftragt, einen Kostenvoranschlag über notwendige Voruntersuchungen auf dem Schloss zu erstellen. Mehr zum aktuellen Stand in Sachen Schloss Mainberg in den nächsten Wochen.
Schloss Mainberg – sieben Jahrhunderte Geschichte
Die Geschichte von Schloss Mainberg begann vermutlich im 13. Jahrhundert: Als Konkurrenzbau zur Peterstirn wurde eine Zwingburg errichtet. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Burg 1245, damals im Besitz der Herren von Wildberg. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts nahmen die Grafen von Henneberg das Schloss unter ihre Verwaltung. Gräfin Margarete von Henneberg (1450–1509) baute Mainberg zum repräsentativen Witwensitz aus und gab ihm damit weitgehend das heutige Erscheinungsbild.
1542 wurde Mainberg an die Fürstbischöfe von Würzburg verkauft. 1631 war das Schloss die Kulisse für das Martyrium von Liborius Wagner. Dessen Leichnam fand von 1636 bis 1637 eine vorübergehende Ruhestätte in der Schlosskapelle. Wagner wurde 1974 von Papst Paul VI. seliggesprochen. 1822 kaufte der Fabrikant und Kaufmann Wilhelm Sattler das verfallene Schloss und ließ die Räume in altdeutsch-gotischer beziehungsweise Renaissance-Manier herrichten. Einen Teil des Schlosses nutzte er als Tapeten-Fabrik. Sattler und seine Frau Catharina waren bedeutende Kunstsammler und trugen wesentlich zur Wiederentdeckung des Genies von Tilman Riemenschneider bei.
1903 bis 1914 machte Johannes Müller das Schloss zu einer „Freistatt persönlichen Lebens". Müller gründete 1916 Schloss Elmau. 1915 erwarb und modernisierte Ernst Sachs das Schloss Mainberg. 1932 lebte sein Sohn Willy Sachs im Schloss.
1955 übernahm der „Glatzenkönig“ Wilhelm Heger Mainberg. Heger versprach Abhilfe bei Kahlköpfigkeit und landete im Gefängnis.
1962 kaufte die Stadt Schweinfurt das Schloss, 1982 ging es an den Schweinfurter Geschäftsmann Gerhard Eichhorn, der große Teile sanierte. Nach Eichhorns Tod 1999 fiel Mainberg an eine Erbengemeinschaft, die es 2005 an eine Investorengruppe weiterverkaufte. Seit 2008 ist Renate Ludwig alleinige Eigentümerin. Schloss Mainberg ist neben den Königsschlössern eines der letzten Beispiele für den sogenannten Bayerischen Historismus.
Alles, was man über Schloss Mainberg wissen kann, steht im Buch „Fürsten & Industrielle – Schloss Mainberg in acht Jahrhunderten“, herausgegeben von Thomas Horling und Uwe Müller (Mainfränkische Studien, Band 80, ISBN 978-3-88778-360-0).