Kennen Sie Dorette Duck? Da geht es Ihnen wohl so, wie den meisten Mitbürgern, die nicht gerade Donaldisten sind und in den Tiefen der Entenhausen-Comics sich bewegen wie ein Fisch im Wasser. Wie Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) auf Dorette Duck kam, immerhin die Großmutter des ungleich berühmteren Donald, ist nicht überliefert.
Dennoch gelang es ihm, an ihrem Beispiel einen durchaus erstaunlichen, dennoch stringenten roten Faden zu weben, von den australischen Buschfeuern über die Krise im Nahen Osten und Iran, den weltweiten Klimaschutz bis zu den Maßnahmen vor Ort in Schweinfurt – am Ende goutiert mit lange anhaltendem Applaus der zahlreichen Ehrengäste in der Rathausdiele.
Eine sparsame, bescheidene, nachhaltig lebende Dame war Dorette Duck. Die vom legendären Erfinder Daniel Düsentrieb angebotene Maschine, die aus Erde alles herstellt, was es an landwirtschaftlichen Produkten so gibt, lehnte Oma Duck ab: Was solle sie dann den ganzen Tag, was ihre Nutztiere tun? Dorette war nicht nur bodenständig und sparsam, sie war auch progressiv, denn sie fuhr schon ein Elektroauto.
Ein durchaus interessanter Aspekt, denn an der Zeitenwende zum 20. Jahrhundert gab es schon Elektroautos, die aber gegen die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor keine Chance hatten. Die Nachteile damals wie heute waren Volumen und Reichweite der Batterien, eine durchaus spannende Parallele, denn der moderne Mensch des 21. Jahrhunderts grenzt sich ja gerne ab von den vermeintlichen Hinterwäldlern Anfang 1900.
Doch wir stellen uns heute die gleichen Fragen wie unsere Ahnen, für Sebastian Remelé heißt das auch: "Machen wir uns nichts vor: Die Frage Elektro- oder Verbrennungsmotor ist längst nicht nur eine Frage um ein technisches Bauteil, sondern steht exemplarisch für eine weitere Zeitenwende, die längst nicht nur die Mobilität, sondern die großen Fragen der Menschheit betrifft."
Remelé stellt den menschengemachten Klimawandel nicht in Frage. Er plädiert in diesem Zusammenhang aber für ein vernünftiges Maß zwischen ökologischem Handeln und ökonomischem Denken, eine Position, die er schon lange auch im Stadtrat so anmahnt. Bezugnehmend auf die dramatischen Ereignisse in Australien im Moment, warnte der OB davor, den Klimanotstand in Schweinfurt ausrufen zu wollen, wie das unter anderem die Grünen vor einigen Wochen gefordert hatten.
Er zitierte einen Spiegel-Autor, der schrieb, das EU-Parlament, das den Klimanotstand ausgerufen hatte, solle sich nicht damit beschäftigen, sondern diesen verhindern: "Die Klimakrise wird sich entweder mit den Mitteln der Demokratie bewältigen lassen oder gar nicht."
Für den Oberbürgermeister ist der Klimawandel ein wichtiges Thema, doch eine Stadt der Größe Schweinfurts habe vielfältige Herausforderungen zu bewältigen – vom sozialen Zusammenhalt in einer stark ausgeprägt multikulturellen Gesellschaft über Fragen der Mobilität, des ÖPNV, des Erhalts der Infrastruktur bis zur Unterstützung der Industrie oder der Gestaltung der Konversionsliegenschaften.
Remelés Herangehensweise zur Bewältigung der Aufgaben: "Nicht in Panik, sondern mit Maß, Mitte und Mut sollten wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen." Dieses Handeln gepaart mit Schweinfurter Pragmatismus und Offenheit für Neues "unter Bewahrung des Bewährten" sorge dafür, dass man sich weder "von den Realitätsverweigerern noch von den Apokalyptikern Bange machen" lassen müsse.
Ökologie und Ökonomie nicht als Gegensatz, sondern als Symbiose sehen
Er beschrieb zahlreiche konkrete Vorschläge zum Beispiel beim Radverkehr, der Konversion, dem Thema Wohnungsbau oder neue umweltfreundliche Technologien wie Wasserstoff. "Wenn wir unseren hohen Lebensstandard beibehalten wollen, ist es von existenzieller Bedeutung, dass wir Ökonomie und Ökologie nicht als Gegensatz, sondern als befruchtende Symbiose verstehen und ihnen Raum zur Entfaltung geben."
Der OB erwähnte den anstehenden Kommunalwahlkampf vor den Wahlen am 15. März nur am Rande, aber eindringlich: "Sorgen wir dafür, dass Schweinfurt regierbar bleibt, dass der so genannte Common Sense gewahrt wird und nicht die radikalen Ränder links und rechts gestärkt werden."