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Schweinfurt
Neubeginn nach Führungskrise: Lebenshilfe Schweinfurt hat wieder einen handlungsfähigen Vorstand
Mit Norbert Hart als neuem Vorsitzenden ist die Führung der Lebenshilfe Schweinfurt wieder komplett. Warum der Ausschluss des Hammelburger Delegierten gescheitert ist. 
Der Vorstand der Lebenshilfe Schweinfurt ist wieder komplett: (von rechts) neuer Vorsitzender Norbert Hart, Beisitzer Klaus Krug, stellvertretender Vorsitzender Konrad Schneider, Schriftführerin Martina Schurig, Beisitzer Ronald Müller und Stefan Seufert, Delegierte für die Lebenshilfe Hammelburg. Es fehlt Beisitzerin Heike Breitenbach.
Foto: Reto Glemser | Der Vorstand der Lebenshilfe Schweinfurt ist wieder komplett: (von rechts) neuer Vorsitzender Norbert Hart, Beisitzer Klaus Krug, stellvertretender Vorsitzender Konrad Schneider, Schriftführerin Martina Schurig, ...
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 25.11.2024 02:32 Uhr

Bei der Lebenshilfe Schweinfurt ist erst einmal Ruhe eingekehrt: Bei der Mitgliederversammlung in der Lebenshilfe-Werkstatt in Sennfeld sind die vier vakanten Vorstandsposten nachbesetzt worden. Nach Monaten der Handlungsunfähigkeit kann die Vereinsführung jetzt wieder im Normalmodus arbeiten.

Zum neuen 1. Vorsitzenden wählten die 172 anwesenden Mitglieder Norbert Hart aus Oberwerrn, teilt die Lebenshilfe Schweinfurt in einer Presseinformation mit. Er setzte er sich gegen Konrad Schneider durch, der in den zurückliegenden Monaten als stellvertretender Vorsitzender kommissarisch die Geschäfte des Vereins geführt und seinen Hut ebenfalls in den Ring geworfen hatte. Schneiders Tochter Martina Schurig wurde zur Schriftführerin gewählt. Die beiden vakanten Beisitzer-Positionen konnten mit Klaus Krug und Ronald Müller besetzt werden. 

Der Vorstand der Lebenshilfe Schweinfurt hatte in den vergangenen Monaten nur noch aus drei Mitgliedern bestanden: dem stellvertretenden Vorsitzenden Konrad Schneider, der Beisitzerin Heike Breitenbach und dem Delegierten Stefan Seufert von der Lebenshilfe Hammelburg, die mit der Schweinfurter Lebenshilfe verbunden ist. Mit drei statt sieben Stimmberechtigten war der Vorstand aber nicht mehr beschlussfähig.

Zu dem Dilemma war es gekommen, nachdem Vorsitzender Stefan Menz nach nur drei Monaten Amtszeit im Januar und drei Beisitzer im April wegen interner Verwerfungen und zwischenmenschlicher Probleme ihre Mandate niedergelegt hatten. Statt eine Nachwahl zu organisieren, hatte der verbliebene Rumpfvorstand einen Antrag beim Registergericht Schweinfurt eingereicht, einen Notvorstand zu bestellen. Als Mitglieder sollten der ehemalige Geschäftsführer der Diakonie Schweinfurt, Jochen Keßler-Rosa, und die CSU-Landtagsabgeordnete Martina Gießübel, berufen werden.

Das Gericht sah dazu aber keine Notwendigkeit, lehnte den Antrag ab. Der verbliebene Lebenshilfe-Vorstand legte daraufhin Beschwerde beim Oberlandesgericht Bamberg ein. Doch die übergeordnete Behörde kam im August zum gleichen Schluss wie die Schweinfurter Juristen: Der Verein müsse sich zuerst einmal selbst helfen und eine außerordentliche Mitgliederversammlung abhalten, um einen neuen Vorstand zu wählen. 

Antrag auf Neuwahl fand keine Mehrheit

Die nun einberufene Mitgliederversammlung war dementsprechend mit Spannung erwartet worden. "Die Wahl verlief harmonisch", sagt stellvertretender Vorsitzender Konrad Schneider auf Nachfrage dieser Redaktion, obwohl brisante Anträge vorlagen. So war aus den Reihen der Mitglieder beantragt worden, den kompletten Vorstand neu zu wählen und nicht nur die offenen Positionen nachzubesetzen. Zudem sollte der Hammelburger Delegierte Stefan Seufert aus dem Vorstand ausgeschlossen und der Partnerverein aufgefordert werden, einen anderen Abgesandten zu bestellen. Ehemalige Vorstandsmitglieder warfen ihm "aggressives Auftreten, Beleidigungen, Demütigungen und fehlendes Demokratieverständnis" vor.

Beide Anträge fanden keine Mehrheit. "Die anwesenden Mitglieder lehnten es in zwei Abstimmungen mit jeweils deutlicher Mehrheit ab, Konrad Schneider und Heike Breitenbach von ihren Vorstandsämtern abzuberufen", heißt es in der Pressemitteilung der Lebenshilfe. Über den geforderten Ausschluss des Hammelburger Delegierten Seufert habe gar nicht erst abgestimmt werden können, weil dieses Ansinnen nicht mit der Vereinssatzung der Lebenshilfe vereinbar sei. Stefan Seufert habe zudem den vollen Rückhalt seiner Mitglieder in Hammelburg. "Dort gab es ein eindeutiges Votum, dass er bleiben soll", sagt stellvertretender Vorsitzender Konrad Schneider. 

Neuer Vorsitzender will die Wogen glätten

Der neue Vorstandsvorsitzende Norbert Hart will "vorurteilsfrei" sein neues Amt angehen und versuchen, die Wogen zu glätten. Für die Lebenshilfe Schweinfurt ist der Oberwerrner kein Unbekannter. Hart hatte dem gemeinnützigen Verein bereits 2007 bis 2010 vorgestanden, aus beruflichen Gründen seine Amtszeit danach aber nicht mehr verlängert. Die Querelen und die Führungskrise in den zurückliegenden Monaten hätten ihn motiviert, nun erneut Verantwortung als Vorsitzender zu übernehmen, sagt Hart im Gespräch mit dieser Redaktion.

"Es ist wichtig, dass die Lebenshilfe wieder funktioniert", verweist Hart auf die wirtschaftliche Bedeutung des Unternehmens Lebenshilfe. Sie ist mit rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großer Arbeitgeber in Schweinfurt und einer der größten Anbieter Unterfrankens im Bereich der Behindertenhilfe. Etwa 3000 Menschen mit Behinderung nutzen die Einrichtungen. Träger ist ein Verein, dem hauptsächlich Angehörige von Menschen mit Beeinträchtigungen angehören.

Geleitet wird die Lebenshilfe Schweinfurt von einem ehrenamtlichen Vorstand. Dieser wird immer für vier Jahre gewählt. Das neue Gremium wird aufgrund der Nachwahl diesmal aber nur drei Jahre im Amt sein.    

 
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