
Am südlichen Ortsrand von Oberschwarzach klaffen seit einigen Wochen zwei gewaltige Löcher im Boden. Besonders auffällig ist ein Abraum-Berg. Wer auf der Straße in Richtung Breitbach oder zur B 22 daran vorbeifährt, kann höchstens erahnen, dass es daneben kreisrund fast zehn Meter tief unter die Erdoberfläche geht. In den Löchern entstehen der Fermenter und das Gaslager einer Biogasanlage. Diese stellen einen wichtigen Baustein für das Nahwärmenetz dar, das für den Kernort der Marktgemeinde geplant ist.
Von dieser Wärmeversorgung der Zukunft existieren bislang nur Pläne. Dennoch ist dem Oberschwarzacher Bürgermeister Manfred Schötz in diesem Zusammenhang eine Botschaft wichtig: "Es passiert etwas Gutes." Sollte das Nahwärmenetz wie vorgesehen bis Sommer 2025 fertig geplant sein, dann könnte das Projekt im kommenden Jahr verwirklicht werden. Pünktlich zum Start der Heizsaison 2026/27 könnte das Netz erstmals einen Teil der Ortschaft mit Wärme versorgen.
In einem ersten Ausbauschritt könnten 40 bis 45 Anwesen im Altort, darunter das Schloss, ans Nahwärmenetz angeschlossen werden, heißt es. Weitere Interessenten könnten später folgen. Perspektivisch soll Oberschwarzach "in vollem Umfang angeschlossen werden". So wünscht es sich der Bürgermeister.
ÜZ betreibt bereits mehrere Nahwärmenetze
Technisch betrachtet wäre dies machbar, stellt Georg Knetzger fest. Er ist bei der Überlandzentrale (ÜZ) Mainfranken der Zuständige für Nahwärmenetze und deren Planung. Acht solcher Netze betreibt die ÜZ. Die Planung des Oberschwarzacher Netzes obliegt ihr ebenfalls. Sie würde das vorgesehene Nahwärmenetz auch betreiben, im Auftrag einer noch zu gründenden Gesellschaft. Deren Verträge stehen kurz vorm Abschluss, berichten Schötz und Simone Junk, Vorständin der ÜZ. Vorgesehen sei, Stand heute, dass die Gemeinde mit 51 Prozent an der Gesellschaft beteiligt wäre, die ÜZ mit 49 Prozent.

Bislang haben in Oberschwarzach laut Bürgermeister etwa 50 Haushalte grundsätzliches Interesse an einem Nahwärme-Anschluss bekundet. Ein externer Dienstleister zieht im Auftrag der Gemeinde von Haus zu Haus, um weitere Interessenten ausfindig zu machen. Die Vorteile einer solchen Form der zentralen Wärmeversorgung liegen für Schötz auf der Hand: "Wir als Gemeinde haben mit der ÜZ Mainfranken die Preispolitik in der Hand. Es gibt keine staatlichen oder sonstige weltweiten Einflüsse."
Der Hauptgrund dafür ist, dass die vorgesehenen Rohstoffe zur Energiegewinnung lokal verfügbar sind. Externe Preistreiber, etwa Ölmultis oder Energiekonzerne, gibt es nicht. Ein Teil, circa 100 Kilowatt (kW), der nötigen Energie stammt aus der erwähnten, sich im Bau befindlichen Biogasanlage am landwirtschaftlichen Hof von Armin Zehner. Diese verwertet überwiegend Mist und Gülle von drei örtlichen Bauernhöfen. Das Blockheizkraftwerk der Anlage produziert bei der Stromerzeugung so viel Abwärme, dass diese nicht nur die Käserei am Hof versorgt, sondern zu etwa zwei Dritteln für das Nahwärmenetz zur Verfügung steht. So lautet die Prognose der ÜZ.
Holzschnitzel sollen Großteil der Energie liefern
Ein Großteil der für das Nahwärmenetz benötigten Energie soll eine Holzschnitzelheizung liefern, die aus zwei 240-kW-Kesseln besteht. Diese wird, nach jetzigem Planungsstand, in der Schule in Oberschwarzach stehen. Der Brennstoff stammt aus dem Gemeindewald. Ein Holzpellets-Kessel (100 kW) liefert in Spitzenlastzeiten zusätzliche Energie.

Das von der Biogasanlage und den Holzschnitzel-Brennern erzeugte Warmwasser würde über ein Leitungsnetz zu den angeschlossenen Häusern transportiert. Per Übergabestation gelangt die Energie für Heizung und Warmwasser in die Heizsysteme der Häuser. Das abgekühlte Heizungswasser fließt zurück in die zentralen Kessel. Sollte das Netz wie geplant realisiert werden, wäre es nach einem Wärmenetz in Unterspiesheim, das rund 90 Häuser versorgt, das zweitgrößte und eines der spärlich vorhandenen im Raum Gerolzhofen.
Nahwärmekunden müssten laut ÜZ mit Kosten von knapp 3200 Euro pro Jahr rechnen. Angenommen werden hierfür ein jährlicher Wärmebedarf von 18.000 Kilowattstunden (kWh) und eine Wohnfläche von 150 Quadratmetern. Der Arbeitspreis pro kWh beliefe sich auf 11,9 Cent. Wer seinen mit Gas oder Öl befeuerten Heizkessel zu Hause zugunsten eines Anschlusses an das Nahwärmenetz stilllegt, darf laut aktueller Gesetzeslage (Gebäudeenergiegesetz 2023) zudem mit einer staatlichen Investitionsförderung von mindestens 30 Prozent rechnen.

Klar ist: Wer sich für Nahwärme interessiert, fährt am günstigsten, wenn er gleich zu Beginn anschließt. Nachträgliche Anschlüsse an ein bestehendes Netz seien zwar technisch umsetzbar, doch mit Mehrkosten verbunden, sagt ÜZ-Experte Knetzger.
Infoveranstaltung: Die Gemeinde Oberschwarzach lädt am 7. Mai ab 19 Uhr ins Sebastianihaus in Oberschwarzach ein. Dort geht es um Informationen zur kommunalen Wärmeplanung insgesamt, also für alle Ortsteile. Das geplante Wärmenetz in Oberschwarzach wird ebenfalls Thema sein.