Der Countdown läuft: Am Donnerstag, 27. Januar, wird in Wollbach im Landkreis Rhön-Grabfeld der erste "Tante-Enso-Laden" Bayerns eröffnet. Mit diesem Mini-Supermarkt verfügt dann Wollbach ein Jahr nach der Schließung des alten "Vöth-Einkaufsmarktes" wieder über ein Ladengeschäft für die Waren des täglichen Bedarfs.
Noch lässt sich nur ansatzweise erahnen, wie es künftig dort aussehen wird. Die Handwerker sind noch kräftig am Werkeln, die Regale sind aufgebaut. Fleißige Männer und Frauen wuseln durch die Gänge. Noch fehlen die Waren. Der "Tante-Enso-Laden" ist kein gewöhnliches Lebensmittelgeschäft. Was ihn so besonders macht, ist die Tatsache, dass man an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr dort einkaufen kann.
Know-how aus Norddeutschland
Mit der "Tante-Enso-Karte" kann man außerhalb der personal-besetzten Öffnungszeiten, beispielsweise noch spät in der Nacht, das Geschäft betreten und seine Einkäufe bargeldlos tätigen. Projektmanagerin Marina Thies ist mit Enso-Geschäftsführer Thorsten Bausch aus dem Unternehmenssitz in Bremen angereist und koordiniert die letzten Arbeiten.
Sichtlich stolz blickt sie auf den jüngsten Spross der Enso-Familie, der gleichzeitig auch der mit der größten Ladenfläche ist. Zum Start werden die Kunden 4000 verschiedene Artikel vom Apfelsaft über frisch gebackene Brötchen, Gemüse bis hin zur Zahncreme vorfinden.
Wenn ein Artikel im Sortiment fehlt, kann man auf einer Tafel seinen Wunsch notieren. Die Backwaren werden von der Bäckerei Schmitt geliefert, während Johannes, der Metzger aus Mellrichstadt, für Fleisch- und Wurstwaren sorgt.
Wie funktioniert das Einkaufen?
Damit die Kunden sich an das Konzept von "Tante Enso" gewöhnen, ist an manchen Tagen stundenweise Personal vor Ort. Das sieben Frauen starke Verkaufsteam mit Filialleiterin Regina Kesselring wird den Kunden zeigen, wie bargeldlos gezahlt wird, wenn kein Personal zugegen ist. "Das ist kinderleicht und sehr bedienerfreundlich", betont Marina Thies, "man kann gar nichts falsch machen." Sollte dennoch einmal etwas nicht funktionieren, so liegt ein Kassenbogen bereit, in den man dann seine Einkäufe eintragen und am nächsten Tag beim Personal bezahlen kann.
Bevor die Geschäftsidee aus Norddeutschland in Wollbach realisiert werden konnte, war es für die Betreiber erst einmal wichtig, den Bedarf abzufragen. Mit über 350 Genossenschaftsanteilen wurden im Sommer weit mehr als die geforderten 300 Mindestanteile über je 100 Euro gezeichnet. Außerdem beeindruckte das Engagement der örtlichen Initiatoren mit Regina Kesselring, Sandra Fischer, Dietmar und Markus Müller sowie Frank Greier und Bürgermeister Thomas Bruckmüller. Über 30 Bürger und Bürgerinnen brachten bei einem Workshop ihre Vorstellungen und Ideen für das Projekt ein.
Das sind die Lieferanten
Dreimal wöchentlich wird der Laden mit Waren beliefert. Anlieferer ist das Unternehmen Edeka. An zwei Tagen in der Woche gibt es frische Kühlwaren, Obst und Gemüse. Die Konkurrenz der Discounter und Supermärkte fürchtet man nicht, weil man sich in deren Preisniveau bewegt. Auch auf Regionalität achten die Betreiber. Allerdings könne man keine Unverpackt-Produkte anbieten.
Darüber hinaus kooperiere das neue Geschäft mit der Internetplattform "Foodsharing", über die es überschüssige Lebensmittel nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums an soziale Einrichtungen und Personen abgibt. Mit den Produkten der "Foodpioniere" eröffne man auch Start-ups, kleinen Manufakturen und regionalen Anbietern mit No-Name-Artikeln die Möglichkeit, den Markt zu erobern, erläuterte die Projektmanagerin. Keine Chance haben übrigens Ladendiebe, da "Tante Enso" vollständig kameraüberwacht ist.
In einer kleineren Gemeinde, in der jeder jeden kennt, kann ich mir das sehr gut vorstellen.
Das mit der Kamera-Überwachung stelle ich mir in größeren Gemeinden jedoch schwierig vor, Vor allem in Zeiten von Corona-Masken.
Aber mal schauen, wie sich das entwickelt...