zurück
Schweinfurt
Nach endlosem Hin und Her um Neubau und Sanierung: Was jetzt in der Kesserlergasse in Schweinfurt passiert
Die Häuser Kesslergasse 5 und 7 waren ein Politikum. Was ist erhaltenswert, was nicht? Die Fragen sind geklärt. Der Einstieg in das Bauprojekt scheint reibungslos.
Nach jahrelangem Hin und Her wird in der Kesslergasse in Schweinfurt gebaut und saniert. Die Hausnummer 7 wird abgerissen und neu gebaut, Nummer 5 entkernt und saniert. Denn: Sie steht unter Denkmalschutz.
Foto: Katja Beringer | Nach jahrelangem Hin und Her wird in der Kesslergasse in Schweinfurt gebaut und saniert. Die Hausnummer 7 wird abgerissen und neu gebaut, Nummer 5 entkernt und saniert. Denn: Sie steht unter Denkmalschutz.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 25.04.2025 17:00 Uhr

Klaus Müller ist ein alter Hase, 30 Jahre im Baugeschäft – und trotzdem ist dieser Auftrag ein besonderer: Entkernung, Abbruch, Sanierung und Neubau, mitten in der Innenstadt. Alles auf einmal. Trotzdem, es läuft, sagt der Generalunternehmer aus Rottershausen. Alle Akteure hätten bislang sehr gut zusammengearbeitet. Innerhalb von wenigen Wochen habe er alle Genehmigungen von der Stadt bekommen. Innerhalb von zwei Tagen hätten die Stadtwerke den Strom in den Häusern Kesslergasse 5 und 7 abgeklemmt. Auch mit den Nachbarn läuft es reibungslos, sagt Müller und blickt auf die Baustelle.

Die ist nach vorne, auf die Kesslergasse hin, komplett mit einem Gerüst und Netz abgesichert; zur Sicherheit der Passanten. Das zentrale Element steht allerdings hinter den Häusern, in der schmalen Stadtknechtgasse, die vom Marktplatz aus zwischen der Buchhandlung Collibri und dean & david hindurchführt. Ein 20 Meter hoher Kran mit einer Ausladung von 34 Metern wird hier das Material aus den Häusern herunter in Container heben.

In der schmalen Gasse hinter den Anwesen ist ein 20 Meter hoher Kran aufgestellt. 
Foto: Katja Beringer | In der schmalen Gasse hinter den Anwesen ist ein 20 Meter hoher Kran aufgestellt. 

Jeden Morgen, noch bevor der Betrieb in der Stadt richtig anläuft, werden sie mit einem kleinen Fahrzeug auf den Marktplatz gezogen und abtransportiert. Alles andere ist Handarbeit, erklärt Müller. Von Hand werden beide Häuser erst entkernt, dann die Nummer 7 komplett abgetragen. Damit es nicht so staubt, steht eine Sprenkleranlage bereit. Alles andere, ein Abriss mit dem Bagger zum Beispiel, wäre mitten in der Stadt nicht machbar, sagt der Generalunternehmer.

Eines der wenigen Bürgerhäuser, die nicht im Krieg zerstört worden sind

Seit 1. April laufen die Arbeiten, man liegt gut in der Zeit, brauchte aber länger, um Haus Nummer 5 auszuräumen. Ein Messie habe hier gewohnt, erklärt Müller. Eineinhalb Wochen habe man nur Schrott herausgetragen und aufgeräumt. "Das hält uns auf." Dieses Haus wird erhalten bleiben. 2008 wurde es unter Denkmalschutz gestellt; lange, nachdem der jetzige Besitzer die Immobilie gekauft hatte.

Laut Denkmalplfege stammt der dreigeschossige Satteldachbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sein Kern ist aus dem Spätmittelalter. Das Haus ist nach Auskunft des Bayerischen Landesamtes "ein besonders anschauliches Zeugnis der Wohnkultur des Bürgertums bzw. der wohlhabenden Handwerkerschicht aus dem 18. und 19. Jahrhundert."

Blick im ersten Stock im denkmalgeschützten Gebäude Keßlergasse 5 auf die Stuckdecke und den historischen Türrahmen, die bei der Sanierung erhalten werden.
Foto: Katja Beringer | Blick im ersten Stock im denkmalgeschützten Gebäude Keßlergasse 5 auf die Stuckdecke und den historischen Türrahmen, die bei der Sanierung erhalten werden.

Das Quartier sei früher von gut situierten Handwerkern bewohnt worden, viele ihrer Bürgerhäuser seien aber im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Besonders schützenswert: Stuckdecken, profilierte Fenster- und Türrahmen, teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert in den oberen Geschossen. Ihnen komme "eine besondere stadtgeschichtliche Bedeutung" zu, so die Denkmalpflege.

Warum und wie das Haus Kesslergasse 5 erhalten werden soll

Außenfassade, Stuckdecken und der besondere Türrahmen bleiben erhalten; die Zwischendecke zum Erdgeschoss soll entfernt werden. Die Kundschaft, die später einmal in dem Laden steht, der sich über das Erdgeschoss beider Häuser, Alt- und Neubau, zieht, wird damit einen freien Blick auf die Schätze der Vergangenheit haben. Ansonsten werden in den beiden Obergeschossen der Häuser Wohnungen eingebaut. Der alte Anbau am Haus Kesslergasse 5 wird abgebrochen, ein neuer hochgezogen.

Seit 1. April laufen die Arbeiten in der Kesslergasse. Ausräumen, entkernen, dann erst folgen Abriss und Sanierung, erklärt Generalunternehmer Klaus Müller (links). Rechts ist die Hausnummer 5 zu sehen. Sie wird teilweise saniert; der untere Anbau abgerissen. Die Nummer 7 (links im Bild) wird komplett abgetragen und neu gebaut.
Foto: Katja Beringer | Seit 1. April laufen die Arbeiten in der Kesslergasse. Ausräumen, entkernen, dann erst folgen Abriss und Sanierung, erklärt Generalunternehmer Klaus Müller (links). Rechts ist die Hausnummer 5 zu sehen.

Das Nachbarhaus Nummer 7 wird komplett abgebrochen und neu aufgebaut. Nachhaltig, wie Müller betont. Der moderne Neubau wird in Holzständerbauweise entstehen. Geplant sind Dachgauben für beide Gebäude sowie eine Photovoltaikanlage. Geplante Bauzeit: ein Jahr, "wenn uns keiner bremst", sagt Müller.

Manches wird bei der Sanierung erhalten bleiben, anderes nicht. In den beiden Obergeschossen des denkmalgeschützten Hauses werden – wie im Neubau nebenan – Wohnungen eingezogen.
Foto: Katja Beringer | Manches wird bei der Sanierung erhalten bleiben, anderes nicht. In den beiden Obergeschossen des denkmalgeschützten Hauses werden – wie im Neubau nebenan – Wohnungen eingezogen.

Bis dahin ist noch einiges zu tun, bevor der Abbruch überhaupt richtig laufen kann. In beiden Häusern haben Arbeiten der vergangenen Jahrzehnte ihre Spuren hinterlassen. Baumaterialien aus allen Zeiten, teilweise mit – wie man heute weiß – gefährlichen Zusätzen. Was genau wie heraus gebaut und entsorgt werden muss, wird ein Gutachten zeigen.

Happy End in der Kesslergasse? Es sieht fast so aus

Jahrelang hatte das Thema die Stadt bewegt, hatte man über Denkmalschutz, Verantwortung von Immobilienbesitzern und Denkmalschutz gestritten. Auch der Stadtrat war sich uneins, stimmte einmal sogar dem Abbruch beider Häuser zu, obwohl die Stadtverwaltung gewarnt hatte, dass dies wegen des Einwands der Denkmalpflege nicht rechtmäßig sei. Später zog man diesen Beschluss nach Intervention der Regierung von Unterfranken wieder zurück. Am Ende fand sich ein Kompromiss zwischen Denkmalpflege, Verwaltung und Immobilienbesitzer.

Wie es jetzt läuft, ist für Generalunternehmer Müller ein "positives Zeichen für die Entwicklung der Innenstadt". Erst relativ spät, vor etwa sechs Wochen, hat er den Auftrag bekommen. 30 Leute hat sein Betrieb Metallbau Müller, neun davon sind Meister. Für ihn sei es ein großes Projekt, sagt Müller. Für Schweinfurt ist es vielleicht ein Happy End.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Katja Beringer
Denkmalschutz
Häuser
Immobilienbesitzer
Klaus Müller
Metallbau
Müller Schweinfurt
Regierung von Unterfranken
Stadt Schweinfurt
Stadtverwaltung Schweinfurt
Stadtwerke Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top