Es waren wahnsinnig schöne und auch verrückte Zeiten", resümiert Herbert Rehberger. Ein halbes Jahrhundert hat der Röthleiner Metzgermeister den "Tanzcenter Heidenfeld" betrieben. Jetzt wird es zugemacht. Rehberger hat Tanzcenter samt Gaststätte an die Gemeinde Röthlein verkauft. An diesem Samstag öffnet das Live-Musik-Mekka in der Region ein letztes Mal.
Obwohl im Ruhestand, ist Herbert Rehberger nach wie vor nicht einfach zu erreichen. So ein Leben ohne Aufgabe kann man sich bei "Herbert", wie er von allen genannt wird, auch nicht vorstellen. Gerade sitzt er bei einem Champions-League-Spiel in der Münchener Arena. "Mit meinem Enkel", wie er betont. Denn dafür bleibt nun endlich Zeit. Und "das ist auch gut so", teilt er erleichtert mit.
Arbeitskreis sucht Möglichkeiten der Nachnutzung
Nachdem Herbert Rehberger die Metzgerschürze an den Nagel gehängt hatte, fiel ihm auch der Entschluss leichter, den Tanzcenter samt Gaststätte an die Gemeinde Röthlein zu verkaufen. Corona mit seinen Folgen für die Musikszene hat diesen Schritt zusätzlich beflügelt. Welche Nachnutzung es geben wird, ist noch offen. In einem Arbeitskreis des Gemeinderats werden verschiedene Möglichkeiten ausgelotet.
Getanzt wurde in Heidenfeld eigentlich schon immer, gern und oft. Früher ausschließlich zu den dörflichen Highlights wie Fasching und Kirchweih. Nachdem Vater Max von Opa Anselm die Wirtschaft übernommen hatte und Herbert endlich volljährig war, wagte man 1973 den großen Schritt und baute den Tanzsaal. Aus "Saalbau Rehberger" entstand der "Tanzcenter Heidenfeld". Die Eröffnung war am Ostersonntag. "The Shades" hieß die erste Band, die zur Premiere aufspielte.
120 Öffnungstage im Jahr
Von da an war der Tanzcenter aus dem Musikleben der Region nicht mehr wegzudenken. Anfangs unterstützte Herbert Rehberger noch seinen Vater. Als dieser jedoch 1987 starb, übernahm er alleine die Regie und machte mit Volldampf weiter – in den 70ern noch jeden Samstag- und Sonntagabend. "Wir hatten 120-mal im Jahr offen. Das war Wahnsinn!"
Rehberger gerät fast ins Schwärmen und ist kaum zu bremsen, wenn er die Stars der verschieden Jahrzehnte aufzählt: "In den 70er-Jahren waren das die Jets und natürlich Kleeblatt, in den 80ern Revolver, Number Nine, Challenger und Touch – die waren der Hammer." In den 90ern hießen die Bands dann Push, Javelin, Race und Phoenix – "unser Dauergast", wie Rehberger augenzwinkernd bemerkt. Steffi List, seit 1998 bei Phoenix dabei, bestätigt das sofort: "Der Tanzcenter Heidenfeld war wie unser Wohnzimmer, und Herbert ist für uns bis heute ein guter Freund!"
Klar, dass beim letzten Tanzabend an diesem Samstag die bekannte Sängerin aus der Region und natürlich Dauergast Phoenix mit dabei sind. "Wir freuen uns schon riesig darauf", sagt Steffi List. Herbert lächelt und bestätigt, dass er sich mit allen Bands wie in einer großen Familie gefühlt habe. "Und ohne Familie geht so was nicht." Dabei denkt Rehberger besonders an seine Ehefrau Elisabeth, seine Mutter Adelinde – sie war über 60 Jahre Wirtin der Dorfgaststätte – und an seine Tochter Sandra.
Der Tanzcenter galt auch als Partner- und Kontaktbörse
Alle freuen sich auf den großen Abschiedsabend. Am Freitagabend steigt zuerst die Disco-Party mit "DJ Hettle und Friends", ebenfalls ein Klassiker seit den 90er-Jahren. Für DJ Hettle (Markus Hetterich) aus Heidenfeld auch emotional, denn wie so viele andere Paare hat er vor fast genau 20 Jahren "seine Sandra" im "Rehberger" kennengelernt und dann geheiratet. Der Tanzcenter galt auch als Partner- und Kontaktbörse, aus der viele Beziehungen entstanden sind. So hört man im Landkreis den Satz: "Wir haben uns damals im Rehberger das erste Mal gesehen."
Am Samstagabend ist Phoenix mit Steffi List zu Gast. Veranstaltet wird der Abend von der Gemeinde Röthlein, der neuen Eigentümerin rund um Bürgermeister Peter Gehring. Ein Abend mit einem guten Zweck übrigens: Vom Erlös werden neue Spülmaschinen für Vereinsfeste angeschafft. Die Tickets sind nahezu restlos ausverkauft, zumindest für Samstag, Restkarten für Freitag bekommt man noch im Röthleiner Rathaus in Zimmer 3. Eine letzte Gelegenheit also für das Tanzcenter-Feeling, um "Herbert" zu treffen oder um jemand kennenzulernen. Velleicht auch beides zusammen?
Ich habe gerade mal versucht zu zählen, wie oft wir unsere Anlage da reingeschleift haben. Leider habe ich nicht mehr alle Terminkalender von damals zur Verfügung, ich komme nicht mehr drauf. Aber einige Kratzer am Torbogen sind auch von uns...
Was für eine geile Zeit mit einem allseits gutgelaunten Gastgeber.
Da kann man dann schon mal wehmütig werden, denn die anderen Musikcenter gibts ja alle nicht mehr.
Herbert, es war immer eine Ehre, bei dir zu spielen...