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"Lindl" ist erst zufrieden, wenn ihre Gäste es sind
Heidenfeld Am Sonntag werden es 50 Jahre, dass Adelinde Rehberger Wirtin ist. Ein Außenstehender kann kaum ermessen, was für ein arbeitsreiches Leben eine Unternehmerin nach so vielen Jahren hinter sich hat. Vorruhestand, Rente mit 65 oder 37,4-Stunden-Woche, das alles geht an der Realität der Gastwirtin vorbei.
Von unserem Mitarbeiter Johannes Zimmermann
 |  aktualisiert: 16.12.2020 10:27 Uhr
In Heidenfeld geboren und mit drei Schwestern und zwei Brüdern aufgewachsen, half sie nach dem Besuch der Volksschule in der Landwirtschaft der Eltern und im Haushalt mit. Dann trat Adelinde Rehberger, damals noch Möhring, eine Stelle als Haushaltsgehilfin in Geldersheim an. Nach einem Kochvortrag im Gasthaus Rehberger sprach sie der damalige Gastwirt Max Rehberger an, ob sie nicht den Haushalt führen könne. Er hatte Glück, und am nächsten Morgen, um 9  Uhr, begann die damals 18-Jährige mit der Arbeit in dem 1561 erstellten und 1782 erweiterten Fachwerkhaus. Inzwischen steht das Gebäude, das seit mehreren Jahrhunderten Dorfgaststätte ist, unter Denkmalschutz. Und auch sonst hat sich einiges geändert.

Ein Jahr, nachdem Adelinde Rehberger ihre Arbeit in Haushalt, Gaststätte und an der Verkaufstheke der Metzgerei begonnen hatte, wurden sie und Max Rehberger ein Paar. So stürmisch wie das Wetter am Hochzeitstag war, so sei es manchmal in den 50 Jahren gewesen, erzählt sie augenzwingernd ihren Kinder Herbert, Gerhard und Doris. Während Verwandte und Bekannte Rehberger bei der Erziehung der Kinder unterstützten, musste sie sich in der Gaststätte, im Haushalt und im Metzgerladen einbringen, vor allem als ihr Mann 1987 starb. Ihr Arbeitstag erstreckte sich oft auf 16 Stunden.

In den ersten Jahren, erinnerte sich die Gastwirtin, fand im Saalbau Rehberger nur an Fasching und Kirchweih ein Tanz statt. Die Veranstaltungen gingen um 20 Uhr an, nach 24 Uhr war Schluss. 1973 baute man - mit der Zeit gehend - den Tanzcenter. Die Tänzer wurden immer jünger, kamen und gingen auch viel später. Der Autopark vor dem Haus und in den Straßen Heidenfelds wuchs. Am Wochenende fand nicht selten drei Mal Tanz statt.

Auch der Besuch der Gaststätte habe sich verändert, bedauerte die Gaststättenbesitzerin. Früher wären am Sonntag viele Ortsbewohner und Leute aus der Gegend gekommen. Hochsaison wäre für das Wirthaus gewesen, als die Autobahn gebaut wurde. Viele Bauarbeiter verbrachten Mitte der 60er Jahre ihren Abend in der Gaststätte. Dass es dabei häufig lustig zuging, war auch ihr Verdienst. Hin und wieder sang sie mit Tirolerhut und Dirndl bekleidet zur Freude der Gäste das Kufsteinlied und jodelte.

Nicht selten hatte sie, vor allem nach den langen Tanzabenden, mit der Müdigkeit zu kämpfen. Doch ein Nickerchen zwischendurch war ihr kaum vergönnt, denn der Ruf "Lindl, ein Bier!" oder ein forderndes Klopfen auf den Tisch rüttelte wach. Die Zufriedenheit der Gäste war und bleibt ihr oberstes Ziel. Wenn auch die Wirtschaftsflaute nicht spurlos am Gasthausbetrieb vorbeigeht, so ist die Gaststätte Rehberger nach wie vor ein begehrtes Speiselokal.

Die 50-jährige Belastung ging nicht spurlos an der freundlichen und beliebten Gastwirtin vorbei. Doch da ihr Wirtschaft und Metzgerei - das Tanzcenter führt inzwischen Sohn Herbert - sehr ans Herz gewachsen sind, kann sie nicht einfach aufhören. Ihre drei Kinder, die Schwiegertöchter Elisabeth und Margot sowie Enkelin Sandra unterstützen sie. "Ohne sie könnte ich die Arbeit nicht mehr bewältigen", bekennt Adelinde Rehberger freimütig und ist stolz auf die Helferinnen und Helfer, zu denen sie auch langjährige Mitarbeiterinnen zählt.

 
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