Die Gemeinde hat das ehemalige Gasthaus "Goldenes Kreuz" gekauft – vielen als Tanzcenter Rehberger bekannt. Nun steht die Frage der Nachnutzung im Raum – eine Frage, die gerade die Heidenfelder scheinbar sehr beschäftigt, denn die Zuschauerreihen in der "Extra-Gemeinderatssitzung" mitten in den Pfingstferien waren dicht besetzt.
Bereits im letzten Jahr wurde bei Dorfspaziergängen klar: Die Ideenliste für Nutzungsmöglichkeiten ist lang; ganz oben rangierten dabei immer wieder Gastrobetrieb und Dorfladen. Im Rahmen des gemeindlichen Entwicklungskonzeptes wurde daher ein Arbeitskreis mit Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen, der sich gezielt mit der Nachnutzung beschäftigt. Im Mittelpunkt steht die grundlegende Frage, wie Arbeitskreissprecherin Martina Braum nun bei der Präsentation erläuterte, "was passiert mit unserem Rehberger".
Ganz klar für den Arbeitskreis: Es soll ein sozialer Treffpunkt werden; das historische Gebäude soll erhalten und im besten Fall seiner ursprünglichen Nutzung zugeführt werden. Verworfen wurde dagegen das vielfach gewünschte seniorengerechte Wohnen – der dafür nötige Umbau wäre einfach zu teuer. Möglichkeiten bietet da eher ein neues Wohnhaus, das schon Fachplaner Raimund Böhringer auf dem Areal vorgeschlagen hat.
Der Arbeitskreis war in den letzten Wochen fleißig und hatte für den Punkt "Dorfladen" mehrere Konzeptläden in der Region besucht. Martina Braum nannte da "Tante Enso" in Wollbach und die Dorfläden in Unsleben und Bastheim, dazu – ohne Besichtigung – "Teo" das digitale Tegut-Selbstbedienungskonzept. Bei allen Varianten handelt es sich um Vollsortimenter, die Wert auf regionales Angebot legen und teils, wie Tante Enso und Teo, im 24/7-Modus, als täglich und rund um die Uhr öffnen.
Tante-Emma und moderner Online-Handel verknüpft
Wie Martina Braum dann erklärte, favorisiert der Arbeitskreis das "Tante Enso"-Konzept, das als Gemeinschaftsprojekt mit Genossenschaftsanteilen betrieben wird und den standörtlichen "Tante Emma-Laden-Gedanken" mit modernem Online-Handel verknüpft, denn nach dem "Wünsch dir was Prinzip" können laut Braum die Konsumenten das Sortiment gestalten.
Wie die Gemeinderätin weiter erläuterte, könnte sich der Arbeitskreis den Dorfladen wohl eher im geplanten neuen Wohngebäude auf dem Areal vorstellen. Für den "Rehberger" gab es andere Vorschläge: Dort soll wieder eine Gaststätte eröffnen, inklusive kleinem Veranstaltungsraum und Brauerei. Das Braurecht besteht noch, und ein gelernter Brauer hat bereits Interesse bekundet.
Für das "Klosterbräu", wie Braum augenzwinkernd verkündete, braucht es Maischepfanne und Läuterbottich, die könnten im ehemaligen Metzgerbereich ein Plätzchen finden. Toiletten und Küchenbereich bleiben erstmal bestehen, an das Gebäude könnte ein gläserner Anbau mit teils überdachtem Biergarten gebaut werden. Der Gewölbekeller dient als Lager und im Obergeschoss könnten ein "Repair-Café" und der Historische Vereins unterkommen, das Badezimmer könnte vom Personal genutzt werden.
Der Arbeitskreis sieht das "Rehberger-Konzept" in einem größeren Kontext für Heidenfeld mit einem Fahrradweg durch den Ort, Barfußweg und Entschleunigung mit Blick aufs Kloster, bevor man dann quasi in der neuen Dorfmitte im Biergarten landet.
Entscheidung: Bleibt der Erker oder bleibt er nicht?
Soweit so gut. Das Lob war groß – die Vorschläge kamen im Gremium sehr gut an. Diskussionen entstanden allerdings doch. Der Rat hatte nämlich im Zuge der laufendenden Bauarbeiten in der Dorfstraße eine dringende Entscheidung zu treffen, die den Erker am historischen Haupthaus betraf. Im Zuge der Planungen zur Sanierung der Dorfstraße war 2021 der Rückbau zugunsten eines breiteren Gehwegs beschlossen worden. Im März 2022 wurde dann die Konzeption eines Fachbüros angenommen, die einen Weg durch das Areal und damit den Erhalt des Erkers vorsah.
Keines der insgesamt vier vorgestellten Konzepte berücksichtigte zudem den ursprünglich geplanten barrierefreien Weg vom Dorfplatz bis zur Mehrzweckhalle am "Rehberger"-Gebäude. Und das wurde jetzt von der Regierung von Unterfranken und auch vom Landkreis kritisiert, da die Planungen und Förderzusagen auf den Rückbau und den breiten Gehweg am Gebäude entlang abgestimmt sind.
Doch der Arbeitskreis möchte den Erker erhalten, wie Martina Braum argumentierte. Der Abriss kostet Geld, dazu hat der Erker historische Relevanz, entschleunigt den Verkehr und bietet dazu mehr Platz in der Gastwirtschaft. Auch sah sie Probleme mit der Statik, die aber laut Bürgermeister Peter Gehring verschiedene Fachplaner in Gutachten als unbedenklich eingestuft haben. Von der Denkmalschutzbehörde liegt zudem ein OK für den Rückbau vor, und auch die Befürchtung, dass das Gebälk nicht durchgängig verläuft, konnte entkräftet werden.
Im Gremium zeigten sich viele unentschlossen und so gab es erstmal eine kurze Pause zum Meinungsaustausch; anschließend wurde entschieden. Der Arbeitskreis wurde einstimmig beauftragt, gemeinsam mit der Verwaltung weiter an einer Konzepterstellung für die Nachnutzung zu arbeiten. Anschließend wurde mit 9:4 Stimmen der Rückbau des Erkers und die Umsetzung der ursprünglichen Planungen in der Dorfstraße beschlossen.
Abschließend wurde Oliver Kresser als neu gewählter stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Heidenfeld vom Gemeinderat in seinem Amt bestätigt.