Vor einiger Zeit wurde in der Main-Post über die derzeit laufende Untersuchung der 149 ehemaligen wilden Schuttplätze berichtet, die bis heute im Landkreis Schweinfurt bekannt sind. Solche Schutthalden gab es früher praktisch in der Nähe eines jeden Dorfes. Dort wurde alles entsorgt, was weg musste. Und oft genug qualmte dort auch ein dauerhaftes Feuer vor sich. Wie beim Gerolzhöfer Schuttplatz östlich der Kartbahn.
Bei der Sichtung alter privater Unterlagen ist der Gerolzhöfer Hans-Jürgen Runge jetzt auf einen interessanten Vorgang gestoßen, der ein beredtes Beispiel dafür gibt, wie stark sich die öffentliche Wahrnehmung beim Umweltschutz in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat und welche gravierenden Verbesserungen hier inzwischen umgesetzt werden konnten. Es ist aber auch ein interessantes Schlaglicht auf die Situation am Vorabend der bayerischen Landkreisgebietsreform, die vor 50 Jahren über die Bühne ging und letztlich zur Auflösung des Landkreises Gerolzhofen führte.
Gestank bei Ostwind
Hans-Jürgen Runge erinnert sich noch sehr gut an die schlimmen Zustände, die Anfang der 1970er Jahre rund um den Gerolzhöfer Schuttplatz am östlichen Stadtrand am Flurweg zum Mahlholz geherrscht haben. Damals wohnte das Ehepaar Runge noch an den Torweinbergen und war deshalb bei Ostwind regelmäßig vom Gestank der Deponie betroffen. Im Mai 1971 hat Runge deshalb an den damaligen Bürgermeister Franz Kreppel einen Brief geschrieben, der ihm nun wieder in die Hände fiel. "Als ich jetzt den Brief las, musste ich selbst schmunzeln, welche Zustände damals noch als normal angesehen wurden", erzählt Runge. Er hat den Briefverkehr nun dieser Redaktion zur Verfügung gestellt.
"Seit längerer Zeit wird meine Freude, in Gerolzhofen wohnen zu dürfen, durch den an der Straße nach Dingolshausen liegenden Schuttplatz sehr stark geschmälert", schrieb Runge damals an Kreppel. "Auf dem Schuttplatz werden ständig Abfälle aller Art verbrannt, wodurch ein ganz grausamer Gestank verbreitet wird." In den Abendstunden sei die Rauchentwicklung besonders stark. "Gerade da möchte man sich mal in Ruhe auf den Balkon setzen und die schöne Steigerwaldluft genießen. Wenn man aber selbst bei gutem Wetter die Fenster geschlossen halten muss, dann kann man die Verbrennungen auf dem Schuttplatz nicht mehr dulden", beschwerte sich Runge damals.
Dichte Qualmwolke
Als Beweis für seine Beschwerde legte Runge damals seinem Brief mehrere Farbfotos bei, die eine schwarze Rauchsäule über dem Schuttplatz und dichten Qualm über der Dingolshäuser Straße zeigen. Besonders eindrucksvoll sind die Aufnahmen, die Runge in der frühen Abenddämmerung kurz nach der Schnellstraßenbrücke aufgenommen hat: Eine dichte Qualmwolke hat sich auf die Straße gelegt. "Die Autos mussten das Licht anmachen, als sie durch den Rauch fuhren", erinnert sich Runge.
Wenige Wochen nach seiner schriftlichen Beschwerde bekam Runge im Juni 1971 dann Antwort aus dem Gerolzhöfer Rathaus. "Ihre Beschwerden sind zweifellos begründet", schreibt Bürgermeister Franz Kreppel. "Durch die Müllverbrennung ziehen – wenn Ostwind herrscht – ganze Rauchschwaden, die übel riechen, in Richtung auf das Stadtgebiet herein und belästigen die Anwohner."
"Ohne Verbrennung geht es leider nicht"
Gleichzeitig bittet der Bürgermeister auch um Verständnis, bedient sich dabei aber eines Arguments, das heutzutage Kopfschütteln, wenn nicht gar Erheiterung auslöst: "Der Müllplatz befindet sich zu Recht im Osten der Stadt. Das machen alle Städte so, weil so nur verhältnismäßig selten der Wind die übel riechenden Rauchschwaden ins Stadtgebiet hereinweht." Und weiter: "Ohne Verbrennung des Mülls geht es leider nicht. Die geringen zur Verfügung stehenden Schuttablagerplätze würden sonst zu schnell aufgefüllt werden."
Allerdings werde die Kapazität des Schuttplatzes noch im Jahr 1971 erschöpft sein, so dass die Belästigungen dann sowieso aufhören werden, macht der Bürgermeister der Familie Runge Hoffnung. In dem Schreiben Kreppels klingen bereits auch erste Umweltschutzgedanken an. Diese "primitive Art der Müllbeseitigung und Verbrennung" gehe nur noch kurzfristig so weiter. "Wie es heute natürlich eine Gemeinschaftskläranlage geben muss, so muss auch eine Gemeinschaftsmüllbeseitigungsanlage geschaffen werden", stellt der Bürgermeister fest. "Das ist dann aber eine so kostspielige Angelegenheit, dass sie eine Kleinstadt wie Gerolzhofen leider nicht mehr verkraften kann." Deshalb sehe es das Gesetz vor, dass nach der Kreisgebietsreform dies die Aufgabe der Landkreise sein werde.
Das Verdienst von Hans-Jürgen Runge
"Wir können daher nur hoffen, dass die Landkreisreform baldigst so weit gediehen ist, dass eine Gemeinschaftsmüllbeseitigungsanlage angeschafft werden kann", betont Kreppel. Die Stadt werde einen solchen Antrag sofort nach Klärung der Gebietsreform einreichen. Dies sei das Verdienst von Hans-Jürgen Runge, der durch seine Eingabe auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht habe.
Einige Monate später, Ende September 1971, meldete sich Bürgermeister Kreppel erneut bei Familie Runge: "Sie werden sich wahrscheinlich etwas darüber ärgern, dass nichts mehr in dieser Angelegenheit geschehen ist. Aber der Schein trügt. Es ist eine Menge geschehen." Die vom Stadtoberhaupt angekündigten Neuigkeiten waren allerdings wenig erfreulich für die Anwohner an den Torweinbergen. Man habe in der Zwischenzeit alle Ablagerungsmöglichkeiten im Flurgebiet von Gerolzhofen untersucht, berichtet Kreppel. "Das Ergebnis geht dahin, dass eine Verlängerung des gegenwärtigen Müllplatzes nach Osten die beste Lösung ist und dass auf die anderen Möglichkeiten erst dann zurückgegriffen werden soll, wenn diese Möglichkeit erschöpft ist."
Müllverbrennen wird untersagt
Die Untersuchungen hätten auch ergeben, dass die Kapazitäten zum Müllablagern auch ohne Müllverbrennung dort noch für einige Zeit ausreichen würden. "Ich habe daher mit sofortiger Wirkung das Müllverbrennen untersagt und hoffe, dass dieses Verbot ein Dauerverbot bleiben kann", schreibt Kreppel an Runge. "Auf jeden Fall möchte ich vermieden wissen, dass Bewohner von Gerolzhofen weiterhin durch Müllverbrennungsgerüche belästigt werden." Die Stadtverwaltung bedanke sich bei Hans-Jürgen Runge für die seinerzeitige Eingabe – "die immerhin den Stein für die durchgeführte Untersuchung mit ins Rollen brachte".
I wess gar nit wie oft wir in
Estefald den Müllberch oberhalb de
Weiße Mühl in de 70er und Anfang
de 80er von der Feuerwehr gelöscht ham ?
Manchmal hats e paar Taach gebrönnt.
Edliche Jahr späder.
Es gibt en neue Sendemast für die Handis.
Frach leibe nit was zum führschein kam.
I könns bericht.