Schwere Fußballkämpfe liefen schon über den Rasen des Steigerwaldstadions. Siege wurden gefeiert, Niederlagen betrauert. Es gab Auf- und Abstiege, starke und schwache Momente. Die großzügige Tribüne und die Stehränge waren manchmal mit mehreren tausend Menschen gefüllt, heute bräuchte man sie angesichts der Zuschauerzahlen fast nicht mehr.
Heuer wird das Steigerwaldstadion 60 Jahre alt, begleitet damit also fast zwei drittel der 100-jährigen Geschichte des FC Gerolzhofen. Auch in diesem Alter ist die Sportanlage zweifellos noch eine der schmuckesten in der ganzen Region.
Der Bau des Stadions hat eine lange Vorgeschichte. Vor dem Umzug an die Schallfelder Straße spielte der FC Gerolzhofen am sogenannten „Säusee“ an der Dingolshäuser Straße, da, wo jetzt das Geomaris steht. Wie der Name schon sagt, war es dort immer feucht. Der städtische Sportplatz war uneben und hatte kaum Rasen. Kurzum, nicht eben ein Aushängeschild für einen Verein, der schon bald nach dem Krieg konstant in der höchsten unterfränkischen Liga spielte. Immer wieder mussten Verbandsspiele wegen Unbespielbarkeit des Platzes ausfallen.
Wohin mit dem Stadion?
So reifte der Plan, eine gänzlich neue Sportanlage zu bauen. Doch wohin? Stadtrat und Sportreferent Richard Vollmuth, gleichzeitig 2. Vorsitzender des FC, brachte den alten Schuttplatz in der Talsenke des Nützelbachs südlich der Stadt ins Spiel. Doch das stieß auf geringe Resonanz, für die Kritiker lag das Gelände zu weit vor den Toren Gerolzhofens. Zudem gehörte nur ein Teil des benötigten Geländes der Stadt.
Doch Bürgermeister Franz Kreppel und sein Stellvertreter Andreas Wächter standen auf Vollmuths Seite und nach anderthalbjährigen, vor allem mit Unterstützung Wächters geführten Grundstücksverhandlungen mit zwei Schuttplatz-Nachbarn nahm das Steigerwaldstadion Form an. Zunächst in Gestalt eines Modells, das Architekt Hans Eger sowie die FC-Urgesteine Hans Lossau und Ossi Klebrig anfertigten.
Die Pionierraupe der Amerikaner
Das Gelände war jetzt zwar da, doch der Blick in die Vereinskasse des FC stimmte nicht ermutigend. Unter dem neuen Vorsitzenden Hans Reininger kam dem Bauausschuss des Vereins die Idee, doch mal bei den Amerikanern in Kitzingen nachzufragen, ob sie mit ihren Pionierraupen nicht die Erdbewegungen übernehmen könnten.
Und tatsächlich: Am 24. Mai 1954 begannen nach mehreren Verhandlungsterminen zwei US-Pioniere aus Kitzingen mit einer Planierraupe mit den Erdarbeiten. Sie zogen sich über ein Jahr hin, mussten wegen Schlechtwetters oft unterbrochen werden. Und Nacht für Nacht mussten FC'ler die Raupe bewachen.
Über 35 000 Kubikmeter Erde bewegten die Amerikaner, ohne deren Hilfe es das Steigerwaldstadion heute wahrscheinlich nicht geben würde.
Steinbruch Nordkurve
Rund 90 Kubikmeter Steine brach man aus der Richtung Stadt liegenden Nordkurve, um damit die Zufahrtsstraße zu rollieren. Für das 105 mal 70 Meter große Spielfeld wurden 1000 Kubikmeter Humus angefahren und von Hand eingeebnet. 1956 war der Rasen angesät und das Stadion wurde mit Bäumen und Sträuchern eingegrünt.
Rund um das Spielfeld verlief eine fünf Meter breite und 400 Meter lange Aschenbahn. Zur Anlage gehörte außerdem eine Weit- und Hochsprunggrube. All das brauchte auch eine Entwässerung. Diese Arbeiten übernahmen Ehrenamtliche.
Mit der Platzanlage war aber erst Halbzeit. Es fehlt noch ein zeitgemäßes Vereinsheim. Ein solches sei Voraussetzung für die Gemeinschaft im Verein, war damals die Denkweise beim FC. Wieder gab es mit Blick auf die Vereinskasse Abstriche, verglichen mit dem Stadionmodell. So entstand ein flacher, 26 Meter langer und 14 Meter breiter Bau mit einem Versammlungsraum von 115 Quadratmetern, Vereinszimmer und Wirtschaftküche. Im Dachgeschoss befanden sich drei Wohnräume für den Heimleiter. Die überdachte Vorterrasse bot 120 Zuschauern einen guten Blick auf das Spielfeld.
Viele Unterstützer
Die Stadt überließ dem FC nicht nur Grund und Boden im Erbbaurecht auf 99 Jahre, sondern stellte auch das Bauholz zur Verfügung. Der Bayerische Fußballverband stellte 10 000 Mark Zuschuss und die gleiche Summe Darlehen sowie 3000 Mark Toto-Mittel zur Verfügung. Das Bayerische Kultusministerium, der Bayerische Jugendring, der Landkreis Gerolzhofen, die Hümmer-Bräu in Dingolshausen sowie viele private Spender stellten Zuschüsse sowie Sach- und Geldspenden bereit.
Bei den Ehrenamtlichen taten sich besonders die Jugendleiter Bernhard Seeger und Ossi Klebrig hervor. Jugendliche verputzten in ihrer Freizeit das Vereinsheim. So kam es, dass das Stadion ohne großen finanziellen Aufwand für den FC entstand.
Erstes Spiel gegen Gochsheim
Dann war es soweit. Am Sonntag, 11. August 1957, standen sich die Mannschaften des FC Gerolzhofen und des TSV Gochsheim zum ersten Verbandsspiel im neuen Stadion gegenüber. Das Spiel endete 2:2. Hans Radler schoss das erste Tor für den FCG. Doch der FC musste am Ende der ersten Saison im Stadion 1957/58 nach zwölf Jahren Zugehörigkeit aus der II. Amateurliga in die A- Klasse absteigen.
Die wohl größte Kulisse seines Bestehens erlebte das Steigerwaldstadion am letzten Spieltag der Saison 1966/67 in der A-Klasse Haßgau. 2300 Fans verfolgten das 1:1 gegen die FC Dauerrivalen FC Sand. Nur ein Sieg hätte dem FCG zur Meisterschaft gereicht.
1973, mit dem Aufstieg in die Landesliga, wurden die ersten Bandenwerbungen aufgestellt, die dem FC seitdem ein Zusatzbrot bringen
Vereinsheim hielt nur 26 Jahre
Letztmals in größerem Umfang hat das Stadion sein Gesicht im Jahr 1983 geändert. Jetzt war Bauabschnitt II des neuen Vereinsheims mit einer großzügige Tribüne für etwa 500 Zuschauer fertig. Das alte Vereinsheim, das so viel ehrenamtlichen Schweiß gekostet hatte, musste schon nach gut 25 Jahren der Spitzhacke weichen.
Heute erscheint das immer noch schmucke und gut gepflegte Stadion angesichts der sportlichen Leistung und des allgemeinen Rückgangs des Interesses am Amateurfußball überdimensioniert. Aber vielleicht kommen wieder einmal bessere Zeiten.