Die Baugrube auf dem bisherigen Parkplatz ist schon weitgehend ausgehoben: Am Donnerstag traten Kommunalpolitiker, Architekt, Hausherr und Firmenvertreter zum symbolischen Spatenstich für den Neubau des Alfons-Goppel-Berufsschulzentrums (BSZ) in der Geschwister-Scholl-Straße in Schweinfurt an. In ziemlich genau zwei Jahren sollen Schüler und Lehrer dort einziehen. Ein ambitioniertes Projekt, wie Landrat Florian Töpper (SPD) formulierte. "Der sportliche Terminplan wird eingehalten", versprach Architekt Peter Schwinde, damit zum Schuljahresbeginn 2022/23 der Unterricht im Neubau starten kann.
Mindestens 18 Millionen Euro Zuschüsse
Die Schule steht zwar in der Stadt, Eigentümer ist aber der Landkreis Schweinfurt, der auch die geplanten 53,7 Millionen Euro zur Verfügung stellt, die den Bau zum Rekordprojekt in der bisherigen Geschichte der Gebietskörperschaft macht. An Fördermittel erwartet der Landkreis 18 bis 29 Millionen Euro, den Rest muss er selbst aufbringen.
Im November sollen die Rohbauarbeiten beginnen, im März 2021 soll die Sanierung der Turnhalle an die Reihe kommen. Wenn der Umzug wie geplant im September 2022 vorgenommen werden kann, wird das bestehende Altgebäude abgerissen; das Gesamtprojekt soll im September 2023 beendet sein. Zu den Kosten gehört auch Grunderwerb, nachdem der Kreis einen Teil des brachliegenden Nachbargrundstücks von der Stadt dazugekauft hat. Die ebenfalls auf dem Areal stehende Fachakademie für Sozialpädagogik in Trägerschaft der evangelischen Kirche ist außer von Baulärm und weiteren Beeinträchtigungen vom Bauprojekt nicht betroffen.
Ende des Platzmangels
Landrat Töpper würdigte den Neubau als Gelegenheit, damit "über Jahrzehnte die Berufsschullandschaft" zu prägen. Daher sei besonders der Willensbildungsprozess innerhalb der Schule wichtig gewesen, um die Bedürfnisse von Lehrern und Schülern zu definieren. Im Mittelpunkt aller Überlegungen, so Schulleiter Joachim Sagstetter, sei stets die Frage gewesen, wie man Schüler optimal fördern könne. Die Vorfreude auf das neue Haus sei schon jetzt im Kollegium vorhanden, weil manches Provisorium nur noch eine Frage der Zeit ist. So seien zum Beispiel wegen des Platzmangels Kurse im Schülercafé abgehalten worden.
Mit der zu erwartenden Ausstattung der Praxisräume und zunehmend digitalisierten Medien sei künftig mehr Gruppenarbeit möglich. Die Lehrer seien sehr daran interessiert, eine "moderne, zukunftsträchtige Schule zu verwirklichen", sagte Sagstetter. Er selbst habe sich zum Ziel gesetzt, ein Pädagogik-Seminar wieder an der Schule zu etablieren. Modernität heißt für Landrat Töpper auch Nachhaltigkeit, weswegen er die ökologische Ausrichtung wie Energieeffizienz, Photovoltaikanlage, Regenwassernutzung und -versickerung, Fernwärmeversorgung, Fassadenbegrünung und -kühlung sowie Barrierefreiheit erläuterte.
Markanter Endpunkt der Straße
Architekt Peter Schwinde (München) rückte den städtebaulichen Aspekt in den Vordergrund. Künftig erwarte den Besucher am Ende der Geschwister-Scholl-Straße kein Parkplatz mehr, sondern das Schulgebäude als markanter Endpunkt, den der Planer in der Vergangenheit stets "Magic cube" (magischer Würfel) genannt hat. Mit der kompakten Bauweise auf vier Stockwerke verbrauche man nur wenig Grundstücksfläche. Schon bei der Entscheidung für einen Neubau vor vier Jahren war immer wieder darauf hingewiesen worden, dass der Landkreis nach Abbruch des Altbaus auf dem Areal noch Entwicklungsmöglichkeiten sehe.
Peter Schwinde kündigte viel Platz auf dem Gelände an mit Freiflächen, die einen wesentlichen Bestandteil des Konzepts ausmachten und vielfältig genutzt werden könnten. Das "Herz der Schule" bilde der geräumige Eingangsbereich mit Schulaula. Die Sicht wird dann beherrscht von einer Art Freitreppe. Insgesamt seien derzeit 80 Personen an der Planung des Hauses beteiligt. Und derzeit liege man auch im Kostenrahmen.
Töpper lobt Gemeinschaftswerk
Der Landrat sprach von einem Gemeinschaftswerk und hob in seiner Rede die einstimmigen Beschlüsse der politischen Kreisgremien für das Projekt hervor. Dass die CSU einen angeblich zu langsamen Fortschritt des Neubaus zum Thema im Landratswahlkampf 2019/20 gemacht hatte und auch der Streit mit der Stadt um eine mögliche neue Zufahrt spielten am Donnerstag keine Rolle mehr. Dem kleinen Festakt wohnten neben einigen Kreisräten auch alle Fraktionschefs des Kreistages bei; die Stadt Schweinfurt vertrat Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte (Grüne).
Landrat Töpper, Architekt Schwinde, Schulleiter Sagstetter, Hochbauamtschef Frank Hart und Bürgermeisterin Rethschulte nahmen den symbolischen Spatenstich an einem eigens dafür aufgeschütteten Sandhaufen vor.