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Schwebheim
Mobbingvorwürfe im Schwebheimer Rathaus: Jetzt melden sich sieben weitere "Betroffene" zu Wort
Sieben ehemalige Beschäftigte im Schwebheimer Rathaus haben einen offenen Brief ans Landratsamt geschrieben. Sie fordern, die Chefetage in die Verantwortung zu nehmen.
Mobbingvorwürfe haben das Schwebheimer Rathaus ins Wanken gebracht. Nachdem drei ehemalige Mitarbeitende an die Öffentlichkeit gegangen sind, melden sich nun sieben weitere Betroffene zu Wort.
Foto: Anand Anders | Mobbingvorwürfe haben das Schwebheimer Rathaus ins Wanken gebracht. Nachdem drei ehemalige Mitarbeitende an die Öffentlichkeit gegangen sind, melden sich nun sieben weitere Betroffene zu Wort.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 19.09.2024 02:38 Uhr

In Schwebheim gibt es aktuell nur ein Thema: die "Mobbing-Vorwürfe" gegen die Chefetage im Rathaus. Nachdem drei Beschäftigte mit massiven Vorwürfen gegen Bürgermeister Volker Karb und die Geschäftsleitung an die Öffentlichkeit gegangen sind, worüber diese Redaktion nach einer ausführlichen Recherche berichtet hat, melden sich nun weitere Personen zu Wort. Sieben ehemalige Beschäftigte im Rathaus (die Namen liegen der Redaktion vor) haben einen "Offenen Brief" ans Landratsamt Schweinfurt geschrieben und sagen: "Wir waren ebenfalls betroffen."   

Das Landratsamt bestätigt den Eingang des Schreibens. Und die Behörde wird handeln. "Wir werden zunächst auf die Gemeinde zugehen und uns hierzu unterrichten lassen. Im Anschluss daran werden wir überprüfen, ob und wie die Rechtsaufsichtsbehörde gegebenenfalls tätig werden wird", teilt die Büroleiterin von Landrat Florian Töpper, Pressereferentin Tanja Dannhäuser, auf Nachfrage dieser Redaktion mit.

Bürgermeister Volker Karb ist bereits kontaktiert worden. Den offenen Brief hat er am Mittwoch vom Landratsamt zur Kenntnis erhalten. 

Schwere Anschuldigungen gegen Chefetage

Nach einer Aussprache in der Gemeinderatssitzung am 28. August schienen die von den drei ehemaligen Mitarbeitenden öffentlich gemachten Mobbing-Vorwürfe eigentlich ad acta gelegt. Zumindest hatten Bürgermeister und Geschäftsleitung am Ende der gut zweistündigen Diskussion keine Notwendigkeit zu einer weiteren Aufarbeitung der Anschuldigungen gesehen. Die Betroffenen hatten von einer "Zweiklassengesellschaft" im Rathaus gesprochen, von einer kaum ertragbaren Atmosphäre und von Mobbing.

Es ging unter anderem um nicht eingehaltene Zusagen, Ungleichheit bei der Pausengestaltung, Unterschiede bei der Methodik der Arbeitszeiterfassung, Benachteiligungen beim Modell der leistungsabhängigen Vergütung basierend auf fehlerhafter Tätigkeitsbeschreibung und mangelnde Kommunikation, wie Krankheitsmeldungen vorzunehmen sind.

In dem jetzt ans Landratsamt geschickten Brief von sieben weiteren ehemaligen Mitarbeitenden werden diese Vorwürfe nun untermauert. So heißt es: "Wir haben in der Gemeindeverwaltung Schwebheim gearbeitet und können sehr gut nachvollziehen, was unseren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen widerfahren ist. Wir waren ebenfalls betroffen." Man habe Fehler gesucht, die Arbeitsplätze verlegt, den Kontakt zu Mitarbeitern unterbunden, Kompetenzen gestrichen, tägliches Reporting verordnet, Unwahrheiten verbreitet und vieles mehr.

Mitarbeitende erklären, sie hätten Druck von der Geschäftsleitung gespürt

Mobbing unter den Kolleginnen und Kollegen gab es nach Ansicht der Unterzeichner nicht. Vielmehr habe man den Druck von der Geschäftsleitung und dem engeren Kreis um Bürgermeister Volker Karb gespürt. "Es hat sich nicht wie ein Miteinander angefühlt, sondern wie ein Gegeneinander", beschreiben die Sieben das Arbeitsklima im Rathaus.

Man sei nur noch mit Bauchschmerzen auf die Arbeit gegangen, was sich auf die Gesundheit geschlagen habe. Genannt werden Schlaf- und Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen und "mittlere" Depression. Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, seinen Angestellten gegenüber, sei von der Geschäftsleitung und dem Bürgermeister "aufs Gröbste" verletzt worden, sagen sie.

"Wir können sehr gut nachvollziehen, was unseren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen widerfahren ist."
Verfasser des offenen Briefes an den Landrat

Weiter schreiben die Betroffenen: "Uns hat die Anerkennung und Wertschätzung in diesem Haus gefehlt." Zum Glück habe man andere Arbeitgeber, teils in anderen Gemeinden, gefunden. Es habe jedoch lange gedauert, "die unglaublichen Vorgehensweisen" zu verarbeiten.

Mit ihrem offenen Brief wollen die sieben Unterzeichner aufzeigen, "was vielen Beschäftigten der Gemeinde Schwebheim widerfahren ist". Und sie wollen die Personalverantwortlichen im Rathaus für ihr Verhalten in die Verantwortung nehmen. "Uns liegt das Wohl der Gemeinde Schwebheim am Herzen und wir möchten, dass die Kapazitäten im Rathaus nicht für solche internen Probleme, sondern für das Wohl der Bürger und das Vorankommen der Gemeinde verwendet werden sollten", schließt das Schreiben.

Bürgermeister weist Vorwürfe zurück

Bürgermeister Volker Karb weist auf Nachfrage dieser Redaktion alle Vorwürfe zurück: "Ich finde mich in diesem Brief in keinster Weise wieder, auch nicht den Geschäftsführer." Aus seiner Sicht gibt es nicht im Rathaus ein Mobbing-Problem, sondern Mobbing von Gemeinderäten gegen einzelne Mitarbeitende im Rathaus. Er spricht von Verunglimpfungen und Herabwürdigungen und dass nun "genau die Leute, die sich jetzt vor die Mitarbeiter stellen, herablassend über sie reden". 

"Ich finde mich in diesem Brief in keinster Weise wieder, auch nicht den Geschäftsführer."
Bürgermeister Volker Karb

In der Gemeinderatssitzung am 28. August hatten Mario Söllner, Hannes Brehm, Tobias Metz (alle SPD) und Frank Böhm (Freie Wähler) sowie im Nachgang Gemeinderätin Jutta Keller (Freie Wähler) in einer öffentlichen Stellungnahme eine umfängliche Aufklärung dessen gefordert, was passiert ist und warum. Karb sagt, er sei zur Aufarbeitung bereit. Aber Gemeinderäte, die bedacht seien, ihm Schaden zuzufügen, wolle er nicht dabei haben. Denn inzwischen ist er überzeugt, dass politische Motive hinter der öffentlichen Anklage stecken. "Hier sind Leute, die mir gerade das Leben zerstören", sagt Karb sichtlich emotional angefasst. Man wolle ihn als Bürgermeister loshaben.    

Der 50-Jährige befindet sich in seiner zweiten Amtsperiode, und er will bei den Kommunalwahlen 2026 ein drittes Mal kandidieren. Die CSU-Fraktion stehe hinter ihm, sagt er. Und er habe eine "tolle Mannschaft" im Rathaus.  

 
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