zurück
Würzburg/Schweinfurt
Metall und Elektro: Unternehmen in Unterfranken sehen wirtschaftliche Katastrophe vor sich - 2000 Jobs auf der Kippe
Hohe Kosten, zu viel Bürokratie: So schlecht wie jetzt war die Stimmung in der Metall- und Elektroindustrie der Region wohl noch nie. Das heißt nichts Gutes.
In der Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken herrscht auffallend schlechte Stimmung, was die Geschäftsaussichten angeht. Die Kritik richtet sich gegen die Bundesregierung. Das Foto entstand in der Gießerei von Bosch Rexroth in Lohr.
Foto: Thomas Obermeier (Symbolbild) | In der Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken herrscht auffallend schlechte Stimmung, was die Geschäftsaussichten angeht. Die Kritik richtet sich gegen die Bundesregierung.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 17:48 Uhr

Die Metall- und Elektroindustrie in der Region sieht sich auf eine Katastrophe zusteuern: So lässt sich interpretieren, was der Fachverband bayme/vbm am Mittwoch in Würzburg verkündete. Seine alljährliche Konjunkturumfrage unter Unternehmen zeige, dass "die Erwartungen richtig übel aussehen", wie es Unterfrankens Verbandsgeschäftsführer Michael Bischof ausdrückte.

Demnach stufen 52 Prozent der unterfränkischen Betriebe ihr Inlandsgeschäft als schlecht ein. Im Sommer waren es noch 38 Prozent gewesen. Noch düsterer sieht es beim Auslandsgeschäft aus: 10 Prozent beurteilten es im Sommer als negativ, jetzt sind es 53 Prozent.

Verbandsvorsitzender Wuttke: 2000 Arbeitsplätze auf der Kippe

Ähnlich große Minuszeichen gibt es bei der Frage, wie intensiv die Unternehmen zurzeit investieren, Personal einstellen und ihre Produktion in der Region steigern wollen. Kurzum: Die Stimmung in der Metall- und Elektroindustrie mit ihren großen Adressen wie ZF, Schaeffler, SKF oder Bosch Rexroth in Schweinfurt oder Lohr (Lkr. Main-Spessart) ist im Keller. "Die Lage ist am Kippen", sagte Verbandsgeschäftsführer Bischof. So etwas habe er in den vergangenen 20 Jahren nicht erlebt.

Als bayme/vbm-Vorsitzender für Main-Rhön sagte Jörg Wuttke am Mittwoch voraus, dass die Branche 2024 in Unterfranken 2000 Arbeitsplätze streichen wird. Die Metall- und Elektroindustrie beschäftigt derzeit nach Verbandsangaben 91.000 Menschen und gilt als tragende Säule der regionalen Wirtschaft.

Was die Metall- und Elektrounternehmen besonders plagt

"Knapp 43 Prozent der Betriebe befürchten, im ersten Halbjahr 2024 Stellen abbauen zu müssen", so Wuttke, der auch Vorsitzender der Geschäftsführung des Wälzlagerherstellers SKF in Schweinfurt ist. Die gestiegenen Arbeits- und Energiekosten sowie die staatliche Bürokratie belasteten die Unternehmen in einem Maße, dass viele ins Ausland abwandern wollen.

Von jenen Firmen, die für 2024 von einer Verschlechterung ihrer Geschäfte ausgehen, haben der Umfrage zufolge 25 Prozent bereits Betriebsteile in andere Länder verlagert. Weitere 50 Prozent hätten dies zumindest vor.

Appell von bayme/vbm an die Bundesregierung

Die Industrie in der Region werde deutlich schrumpfen, "wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen", warnte Wuttke. Schon im vergangenen Jahr waren ähnliche Worte vom Verband zu hören gewesen, allerdings nicht so deutlich. Deshalb müsse die Bundesregierung nun zügig handeln, "um unseren Standort und unsere Industrie zu sichern", so der regionale bayme/vbm-Vorsitzende.

Er forderte die Bundesregierung auch auf, verlässlicher zu agieren. "Dies ist die vielleicht größte Baustelle derzeit in Deutschland." Unternehmen könnten einfach kein Vertrauen mehr in die Politik haben. "Das Drama der letzten Wochen um die Haushaltsplanung" sei das beste Beispiel hierfür. An der Konjunkturumfrage hatten 34 unterfränkische Betriebe mit zusammen 28.400 Beschäftigten teilgenommen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Lohr
Jürgen Haug-Peichl
Bosch Rexroth AG
Energiekosten
Instagram-Inhalte
Metalle
Standorte
Wirtschaftsbranche Elektronik und Elektrotechnik
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hans Schwinger
    Was soll all das Klagen? Wäre es nicht so einfach wieder Kontakt mit Russland zu aufzunehmen, um von dort preiswert und zuverlässig, wie seit Jahren, dringend benötigte Energie zu beziehen?
    Hans Schwinger
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Ihr Humor ist ziemlich schräg.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ewald Schuhmann
    Was 16 Jahre lang von einer unionsgeführten Regierung kaputtgewirtschaftet wurde wird, wie bei den Bauernprotesten auch, der jetztigen Regierung vorgeworfen.
    Genau so wie es vor 25 Jahren schon einmal war.
    Auch damals 16 Jahre vorher eine unionsgeführte Regierung.
    Und auch damals hatte die rot grüne Regierung einen Krieg am Hals, jetzt sind es deren gleich 2.
    Von 41 Jahren 32 schwarze Regierungspolitik.
    Das Ergebnis tritt jetzt zutage.
    Auch der Artikel ist Recht einseitig, wie so oft, wieder mal an die gerichtet die den Karren aus den Dreck ziehen müssen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ewald Schnabel
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steffen Cyran
    "Die gestiegenen Arbeits- und Energiekosten sowie die staatliche Bürokratie belasteten die Unternehmen in einem Maße, dass viele ins Ausland abwandern wollen."

    Tja, wie bestellt, so geliefert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Und warum fordert man hier gleich wieder den Bundeswirtschaftsminister zum Handeln auf?
    Bayern verfügt doch ebenfalls über eine ausgesprochene Kapazität im bayerischen Wirtschaftsministerium!
    Oder hat der Zuständige einfach keine Zeit für so Zeug wie wirtschaftliche Probleme,
    weil er mit Wolf abknallen und Bauern anführen schon seine Belostungsgrenze erreicht hat?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doris Hauptmann
    Das Wachstum hat irgendwann mal ein Ende, der Export auch, denn den anderen Ländern geht es auch nicht besser als uns. Nun müssen wir wieder mal auf den Boden der Realiltät zurück und etwas bescheidener werden. Noch mehr Elektromüll brauchen wir wirklich nicht mehr. Wieso sind plötzlich viele Handwerker von Arbeitslosigkeit bedroht, dachte wir hätten viel zu wenig Fachkräfte!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Wachstum, Wachstum, Wachstum funktioniert nicht mehr. Gut, wenn das endlich überall ankommt!

    2000 Arbeitsplätze "auf der Kippe"? Es gibt Branchen mit eklatanter Personalnot....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Waldemar Thurn
    Das ist die Zukunft 60% vom Personal in den Firmen ist nur noch mit Zettelwirtschaft beschäftigt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stefan Fuchs
    Siedeln wir doch unsere Industrie an verlässlichen Partnern wie Russland, China oder Nord -Korea um. Da gibt es eine verlässliche Wirtschaftspolitik ,und weniger Bürokratie.
    Satire Ende!

    Zu lange lebten wir auf der Insel der Glückseeligen.
    Die weltweite Realität hat uns eingeholt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten