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Schweinfurt
Wattbewerb in Schweinfurt: Strom kommt auch vom Balkon
Mit mehr Photovoltaik will die Lokale Agenda die Energiewende in der Stadt beschleunigen. In sechs Monaten konnte 3,2 Prozent mehr Sonnenstrom erzeugt werden.
Ein Beispiel, das bei den Schweinfurter Wohnungsunternehmen Schule machen sollte, meint die Lokale Agenda. Bei dieser Wohnanlage sind alle Balkone der Obergeschosse mit Steckersolargeräten bestückt.
Foto: Holger Laudeley | Ein Beispiel, das bei den Schweinfurter Wohnungsunternehmen Schule machen sollte, meint die Lokale Agenda. Bei dieser Wohnanlage sind alle Balkone der Obergeschosse mit Steckersolargeräten bestückt.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:25 Uhr

Die Lokale Agenda ist die treibende Kraft bei der Teilnahme der Stadt an dem im Februar gestarteten und weiterhin für alle Schweinfurter offenen bundesweiten "Wattbewerb", der den Ausbau von Photovoltaik beschleunigen will. Siegen wird die Stadt, die ihre installierte Leistung an Photovoltaik als erste verdoppelt.

Noch liegt Schweinfurt im Mittelfeld, zuletzt auf Rang 50 unter 121 Teilnehmern. Seit dem 21. Februar hat Schweinfurt seine PV-Leistung um 3,2 Prozent gesteigert. "Da ist noch deutlich mehr Luft nach oben", meinte Organisator Manfred Röder von der Lokalen Agenda kürzlich bei der digitalen Informationsveranstaltung "Wie holen wir die Sonne vom Balkon".

Bergrheinfeld fördert, Schweinfurt nicht

Grundsätzliches zum Aufbau, Aufwand, den Kosten und der Wirtschaftlichkeit hörten die 50 Interessierten von Christian Dürschner, Gutachter für PV-Anlagen und Fachbuchautor. Dieser beantwortete auch einen großen Teil der anschließend gestellten Fragen. Etliche Informationen kamen zudem von den Teilnehmern, wie etwa der Hinweis auf die ganz aktuell beschlossene Förderung von PV-Anlagen für Privatleute durch die Gemeinde Bergrheinfeld.

Die städtische Klimaschutzmanagerin Lisa Mahr musste dagegen einräumen, dass momentan seitens der Stadt eine solche "kommunale Förderung nicht vorgesehen ist". Dass es Systeme mit einer Modulleistung von 1000 Watt gibt, die nur 600 Watt ans Netz abgeben, was einen höheren Ertrag auch bei geringer solarer Strahlung verspricht, erläuterte Dürschner. Allerdings dürfe dabei die Wechselrichter-Ausgangsleistung von 600 Voltampere (pro Hausanschluss) nicht überschritten werden. Als unproblematisch stufte der Referent die Verbrauchsmessung bei Geräten mit einem Wieland-Stecker ein. Lösungen seien im Programm von mehreren Anbietern.

Die richtige Steckdose für die Einspeisung

Strittig ist laut Dürschner, was in der Frage der Einspeisesteckdose als allgemein anerkannte Regel der Technik gilt. Um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, empfahl er die Wieland-Steckdose. Sie ist für Stecker aus robustem Plastik, bei dem die Pins nicht wie beim Schuko-Stecker komplett freiliegen. Die Gefahr eines Lichtbogens zwischen Pin und Buchse wird dadurch minimiert. 

Nachgefragt wurde auch der Einsatz gebrauchter Module als Steckersolargerät, der erlaubt sei, wenn die technischen Daten der Module mit denen des Mikrowechselrichters abgestimmt sind. Dürschner weiter: "Das wäre die ideale Nachfolgenutzung für die funktionierenden Solarmodule aus Ü20-PV-Anlagen", die nach ihrer 20-jährigen Förderung zurück gebaut werden."

Solarmodule als Vordach

Ob von dem PV-Strom mehrere und nicht nur ein Stromkreis profitieren könnten? Das bejahte der Fachbauchautor genauso wie die Erfolgsaussichten auf der Suche nach Befestigungssystemen für Balkone mit Zierplatten. Solarmodule als Vordach? Mit Dreiecks-Montagewinkeln seien auch solche Lösungen zu realisieren, hieß es dazu.  

Als grundsätzlich möglich wurde der Parallelbetrieb einer Mini-Windanlage und eines PV-Moduls über einen Mikro-Wechselrechter eingestuft. Bei der Einspeisung in einen Endstromkreis (normaler Haushaltsstromkreis, auch als Voraussetzung für die vereinfachte Anmeldung) sei allerdings eine maximale Ausgangsleistung des Wechselrichters (mehrere Eingänge nötig) mit 600 Voltampere (VA)  vorgegeben. Auch dürfen die 600 VA nur einmal je Haushalt eingespeist werden, damit die Anlage noch als Steckersolargerät gilt. Bei mehr Leistung sei eine normale Photovoltaikanlage (eigener PV-Stromkreis) anzumelden, so Christian Dürschner, der bei diesem Punkt anmerkte, dass in Einzelfällen die Zustimmung des Vermieters oder etwa der Eigentümergemeinschaft für die Installation eines Steckergeräts einzuholen sei.

Sammelbestellungen geplant

Aus der Diskussionsrunde wird Manfred Röder den Vorschlag auf Förderung von steckerfertigen Solarmodulen an das Rathaus weiterleiten. Sie kosten 50 Euro je 100 Watt Modulleistung, höchstens aber 300 Euro. Mit den Stadtwerken wird er über den Anmeldeprozess sprechen und dabei die Überarbeitung des bisher in einigen Punkten nicht eindeutigen Formulars anregen. In Aussicht gestellt ist eine Sammelbestellung von Steckersolargeräten über den Koordinator Manfred Röder (manfred.roeder@arcor.de).

Weitere Info-Veranstaltungen plant die Lokale Agenda bei der Europäischen Mobilitätswoche (16. bis 22. September), darunter ein PV-Info-Tag am Samstag, 18. September, 10 bis 14 Uhr auf dem Marktplatz. Die Online-Vorträge "PV im Eigenheim" und "Steckersolargeräte" sollen im Herbst wiederholt werden.

 
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