Sanierungsgebiet "Innenstadt Nord" nennt sich das etwas mehr als sechs Hektar große Areal mit 76 Grundstücken zwischen der Niederwerrner Straße und der Schopperstraße. Ein dicht besiedeltes Gebiet mit gut 450 Menschen und durchaus städtischem Charme, der getrübt wird von parkenden Fahrzeugen von Anwohnerinnen und Anwohnern wie Pendlerinnen und Pendlern.
Vinzenz Dilcher vom Weimarer Büro UmbauStadt begleitet die Entwicklung des Sanierungsgebietes für die Stadt. Er sieht die Probleme, aber vor allem die Chancen in dem auf zehn bis 15 Jahre angelegten Sanierungsprozess in dem Gebiet: "Wir müssen nicht alles umkrempeln, es ist keine Transformation, sondern ein behutsames Vorgehen." Dafür, das ist auch den Mitgliedern des Bauausschusses klar, "braucht es einen langen Atem."
Sogenannte Sanierungsgebiete gibt es vor allem in der Innenstadt schon fünf Stück, sie liegen zwischen dem Main im Süden und der Niederwerrner Straße im Norden und sind zwischen 3,9 und 9,5 Hektar groß. Der Vorteil einer expliziten Ausweisung als Sanierungsgebiet liegt für die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer darin, dass es leichter ist, an Fördergelder zu kommen und die steuerliche Abschreibung von Sanierungskosten ermöglicht wird.
Hohe Versiegelung, viele Parkplätze und kaum Platz für Grün
Eine kurze Diskussion gab es, ob man das Gebiet nicht tatsächlich noch ein wenig vergrößert, wovon Dilcher aber abrät. Jetzt wird es im Süden von der Niederwerrner Straße und im Norden von der Schopperstraße begrenzt. Das westliche Ende ist die Auenstraße, das östliche die Friedhofstraße. Von Norden nach Süden sind es Luftlinie gut 150 Meter, von Osten nach Westen 420 Meter.
Geprägt ist das Gebiet wie viele in vergleichbaren Städten von zwei Themen: hohe Versiegelung in Verbindung mit einer großen Zahl von Parkplätzen für Autos sowie die Mischung zwischen vier- bis fünfstöckigen Mehrfamilienhäusern und gewerblichen Bauten, vor allem Handwerker und Dienstleister. Das Gewerbe liegt nahe der Niederwerrner Straße, wo unter anderem eine Tankstelle angesiedelt ist. Die Notwendigkeit zur Sanierung der Gebäude ist unterschiedlich stark ausgeprägt, doch vor allem bei den größeren Strukturen im Süd-Osten ist das der Fall.
Vinzenz Dilcher stellte einen Maßnahmenkatalog mit 16 Vorschlägen vor, den die Stadt in den nächsten Jahren gemeinsam mit den Hausbesitzern umsetzen könnte. Ein großes Thema dabei wäre der Bau einer zentralen Erschließungsachse quer durch das Gebiet mit einem Fuß- und Radweg, der auch nur so breit sein sollte, dass dort auch Rettungswagen fahren könnten. Dafür braucht es natürlich auch Fläche, die die Stadt erst kaufen müsste.
SPD und CSU fordern als Erstes den Bau einer Quartiersgarage für die Anwohner
Schaut man sich die Beispielbilder von Dilcher von in anderen Städten schon umgestalteten Straßen an, in denen nicht das Auto regiert, sondern das Leben von Passanten und Radfahrenden Vorrang hat, steht das natürlich diametral zum Ist-Zustand. Der ist geprägt von einer Blechlawine. Tagsüber stehen hier Pendlerinnen und Pendler vor allem aus dem Landkreis Bad Kissingen, da zum einen hier noch keine Parkraumbewirtschaftung gilt und zum anderen die Innenstadt relativ schnell erreichbar ist. Am Abend und den Wochenenden brauchen die Bewohnerinnen und Bewohner den Parkraum.
Vorstellbar ist aus Dilchers Sicht, dass die Stadt sich zunächst auf die Roßbrunnstraße konzentriert, die am Theater vorbeiführt und über die Niederwerrner Straße hinaus in einer Kreuzung mit der Schopperstraße endet. Diese Straße beispielhaft zu entsiegeln, Parkbuchten zu schaffen und neue Bäume zu pflanzen, könnte als Leitbild für die folgende Umgestaltung dienen.
Ein Thema, das unter anderem Rüdiger Köhler (CSU) und Johannes Petersen (SPD) ansprachen, ist die Quartiersgarage. Im Grunde das Henne-Ei-Problem: Baut man innerhalb einer der Brachflächen der Höfe in Richtung Niederwerrner Straße zuerst ein Quartiersparkhaus für die Anwohnerinnen und Anwohner und saniert dann das Straßenbild oder umgekehrt? "Wir müssen das Parkproblem gleich lösen", so Petersen, der sich mit Rüdiger Köhler einig war, der "angemessene Alternativen für die Anwohner vor Änderung des Straßenraums" einforderte.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) warnte davor, zu glauben, ein Quartiersparkhaus würde alle Probleme lösen, denn die Menschen müssten ja trotz allem auch mit ihren Einkäufen zu ihren Wohnungen kommen. Adi Schön (Freie Wähler) würde darüber hinaus zu einem öffentlich nutzbaren Parkhaus tendieren, da die Innenstadt von dort aus schnell fußläufig erreichbar ist.
Bis tatsächlich gebaut wird, wird es noch viele Jahre dauern. Grundsätzlich aber war man sich im Bauausschuss einig: Das Sanierungsgebiet "Innenstadt Nord" ist eine Chance und wurde einstimmig beschlossen.
Das Stadtbild an der Niederwerrner Str. (Stadtring!) ist eine Schande! Fremde fahren an Hütten, ehem. Bauernhöfen & Tankstelle vorbei. Woanders sind Ringstraßen meist großzügige Alleen mit mondäner Bebauung.
Man sollte die Baulinie im Bebauungsplan ca. 30 m zurücksetzen, für eine sukzessiv entwickelte Allee/Prachtstraße, mit E-Mobilen Lärm- & Abgasfrei! Mit hohen Bauten, oben terrassenförmig zurückgesetzt, mit Südblick auf den Steigerwald! Die Wertschöpfung würde enorm erhöht, attraktiv für Bauträger!