
Im März wandte sich die Siedlergemeinschaft schriftlich an Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak und den Stadtrat: Sie forderte ein Verbot der sogenannten Schottergärten im Stadtgebiet. Die mit Steinen oder Kies gestalteten Vorgärten seien ökologisch wertlos und wirkten sich negativ auf die Arten- und Naturvielfalt sowie das Mikroklima aus, begründete der Verein seinen Antrag.
Es drohe gerade in der heißen Jahreszeit eine weitere Überhitzung in der Stadt. Zudem seien diese Flächen oftmals mit einem wasserundurchlässigen Vlies versiegelt. Dadurch könnten Niederschläge kaum versickern. Bei Starkregen führe dies, so der Verein weiter, zu einer Überlastung der Kanalisation und zu einem erhöhten Überschwemmungsrisiko.
Stadtrat wendet sich einstimmig gegen Schottergärten
Bereits in der folgenden Stadtratssitzung stand das Thema auf der Tagesordnung. Und die Räte sowie die Verwaltung ließen in der Sitzung kürzlich keine Zweifel aufkommen, dass sie diesem auch in Gerolzhofen um sich greifenden Gartentrend einen Riegel vorschieben möchten.
Ohne Gegenstimme ging ein entsprechender Antrag durch. Die Verwaltung muss nun in nächster Zeit Lösungsvorschläge ausarbeiten, wie solche Schottergärten bei Neubauten und Neuanlagen verboten werden können, und dem Stadtrat anschließend zur Entscheidung vorlegen.
Ein Verbot kann etwa durch Festsetzungen im Bebauungsplan erfolgen. Allerdings gebe es hierzu noch kein rechtssicheres Urteil eines Oberverwaltungsgerichtes, hieß es in der Beschlussverlage. Jedoch bietet die Bayerische Bauordnung (BayBO) den Kommunen seit einiger Zeit mehr Spielraum dahingehend, Regelungen zu erlassen, wie unbebaute Flächen von bebauten Grundstücken bepflanzt und gestaltet werden müssen. Der Landtag hatte die BayBO dahingehend im Februar 2021 reformiert.

Der Antrag sei sehr zu begrüßen, erklärte Kerstin Krammer-Kneissl im Namen der Geo-Net-Fraktion und lobte ausdrücklich, dass aus profundem Mund, nämlich seitens der Häuslebauer, die lebensfeindlichen Schotterwüsten nicht mehr länger toleriert würden. Aufgrund des zunehmenden Hitze- und Trockenheitsnotstandes in der Region sollte es "zum Tabu" werden, diese Art von Gärten als vermeintlich pflegeleichte Alternative auszuwählen.
Man wolle aber nicht mit dem Finger auf Leute zeigen, so Krammer-Kneissl weiter, sondern oftmals wüssten es Eigentümer einfach gar nicht und würden zudem falsch beraten. "In Baumärkten wird ein Schottergarten jedenfalls nicht als Problem angesehen, sondern eher als Lösung!"
Kritisch sieht Geo-net auch das Verhalten des Freistaates in dieser Sache. "Die Bayerische Staatsregierung überlässt auch hier den einzelnen Kommunen, den Streit selbst auszutragen mit der Devise 'ortsbezogene Fragen sollen vor Ort gelöst werden'", ärgerte sich die Stadträtin. Obwohl laut Experten eindeutig Handlungsbedarf bestehe, mache sich der Freistaat einen schlanken Fuß und schaue zu, wie sich die Städte und Gemeinden mit den Schotterwüsten herumschlagen.
Appell: Auch das Zusammenleben in der Stadt im Auge behalten
Auf diesen Aspekt ging auch Arnulf Koch (CSU) in der Diskussion ein. Er stimme dem Antrag der Siedlergemeinschaft vollumfänglich zu, denn Jedem seien diese Gärten ein Dorn im Auge, schränkte aber ein: "Wir haben auch das Zusammenleben in dieser Stadt im Auge zu behalten", gab er zu bedenken. Er erinnerte an Vorfälle zu anderen Regelungen seinerzeit im Baugebiet Weiße Marter. Seine Fraktion unterstütze den Antrag, der aber mit Augenmaß gemacht werden müsste.
Sehr schwierig sei, so Koch, eine klare und rechtssichere Definition von Schottergärten zu finden. Er empfahl deshalb der Verwaltung, Formulierungen von anderen Städten, die bereits derartige Satzungen beschlossen hätten, etwa die Stadt Würzburg, zu übernehmen.
Martin Zink (Freie Wähler) bat die Verwaltung bis zum endgültigen Entscheid des Stadtrates zu ermitteln, wie viele Schottergärten es derzeit im Stadtgebiet gibt. Es wäre interessant zu wissen, ob dieses Problem vielleicht nur ein Prozent oder 30 Prozent aller Gärten betrifft.
Bürgermeister Thorsten Wozniak kündigte daraufhin eine straßenweise Begehung an, auch um genauere Informationen zu den unterschiedlichen Gestaltungsformen zu bekommen. Eventuell, so Wozniak, müsse man etwas Raum für individuelle Entscheidungen ermöglichen. Wie wolle man zum Beispiel damit umgehen, wenn ein Hausbesitzer vorne einen schmalen Schotterstreifen angelegt habe, aber gleichzeitig noch einen 1000 Quadratmeter großen, natürlich angelegten Garten hinter seinem Haus besitze, fragte er.
Immer mehr Schotterflächen auf dem Friedhofsgelände
Aus Sicht von SPD-Stadtrat Norbert Finster gebe es mittlerweile auch sehr viele Schotterflächen im städtischen Friedhof. "Und es werden immer mehr!" Das wäre ein Thema für die Friedhofssatzung, an die man ohnehin wieder einmal ran müsste, erwiderte der Bürgermeister.
Auch wenn das Ansinnen der Siedlergemeinschaft richtig sei, sollte die Stadt sich nicht "zu Tode regulieren" und immer auch die Relationen im Blick behalten, appellierte Burkhard Wächter (CSU) an die Ratskollegen. "Wir haben in Gerolzhofen in den letzten Jahren wahnsinnig viel versiegelt", sagte er und nannte als Beispiele dafür den Straßenbau und neue Radwege wie jenen nach Brünnstadt. In Richtung der Geo-net-Fraktion, die diesen damals gefordert habe, fragte Wächter: "Wie viele Quadratmeter könnte man dafür in privaten Gärten versiegeln?"