
Es ist ein Trend, den Josef Meyer nicht gutheißt und stoppen möchte: In immer mehr Vorgärten und Gärten dominieren Steine, Kies oder Schotter – auch in Gerolzhofen. Wenn Meyer mit seinem Hund Gassi geht, erblickt der ehemalige Stadtgärtner in manchen Steingärten sogar keine einzige Pflanze mehr; und wenn auf diesen Flächen doch mal etwas Grünes auffällt, dann meist nicht heimische oder für Insekten nutzlose Pflanzen wie etwa Kirschlorbeer, Konifere oder Gräser.
"Das ist armselig und hat mit Natur nichts mehr zu tun", ärgert sich der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft besonders darüber, dass alles nur noch pflegeleicht sein soll, aber kaum mehr einen Nutzen für die Natur und Umwelt habe. "Es sieht halt schön aus. Aber Insekten halten sich hier kaum auf", so Meyer weiter.
Siedlergemeinschaft fordert Verbot bei Neubauten und Neuanlagen von Gärten
Er wie auch seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter wollen das nicht länger hinnehmen. Aus diesem Grund fordert Josef Meyer im Namen des Vereins den Stadtrat auf, solche Schottergärten künftig bei Neubauten sowie Neuanlagen von Gärten im Stadtgebiet per Verordnung oder Satzung zu verbieten. Ein entsprechendes Schreiben hat die Siedlergemeinschaft kürzlich an den Bürgermeister und die Stadtratsfraktionen verschickt, mit der Bitte, den Antrag in der nächsten Stadtratssitzung zu behandeln. Bestehende Gartenanlagen wären davon unberührt, würden Bestandschutz genießen.

Die Initiatoren sehen durch die zunehmende Versiegelung von Flächen im Stadtgebiet die Zeit gekommen, jetzt ein Zeichen zu setzen. Und sie hoffen darauf, "dass die Stadt ihre Hausaufgaben macht und einen Schritt in die richtige Richtung geht", wie es Beisitzerin Claudia Heilmann bei einem Gespräch zusammen mit Josef Meyer und ihrer Vorstandskollegin Petra Cramer mit dieser Redaktion formuliert.
Die Themen Klimawandel und Artenvielfalt sind aus ihrer Sicht aktueller denn je. "Wir dürfen nicht nur darüber reden, sondern wir sollten auch handeln", appelliert der Verein an die Verantwortlichen im Stadtrat, zeitnah ein Verbot zu erlassen. "Wir erwarten das jetzt von der Stadt!"

Rechtlich ist das für Kommunen mittlerweile möglich. Vor mehr als zwei Jahren hat der Landtag die Bayerische Bauordnung dahingehend reformiert. Verwundert ist der Vorstand der Siedlergemeinschaft vor allem darüber, dass viele Hausbesitzer solcher Gärten nur noch die vermeintlich leichtere Pflege sehen, aber nicht mehr die mit der Versiegelung einhergehenden Probleme.
"Ungesünderes Klima": Versiegelte Flächen überhitzen in der heißen Jahreszeit
Versiegelte Flächen seien ökologisch wertlos und wirkten sich negativ auf die Naturvielfalt und für das Mikroklima aus, meinen die Antragsteller. "Außerdem führe die Versiegelung insbesondere in der heißen Jahreszeit zu einer Überhitzung der Flächen", schreiben die Initiatoren. Die Folgen sind aus ihrer Sicht ein "ungesünderes Klima" für die Menschen in der Stadt sowie ein erhöhter Bewässerungsbedarf, was in Zeiten zunehmender Wasserknappheit ein wichtiger Aspekt sei.

Josef Meyer verweist auf eine weitere rechtliche Vorschrift, und zwar, dass unbebaute Flächen "wasseraufnahmefähig" sein müssten. Da bei den Schottergärten häufig wasserundurchlässiges Vlies verwendet werde, können Niederschläge nur schlecht oder gar nicht versickern. "Dies führt bei Starkregen zu einer Überlastung der Kanalisation und zu einem erhöhten Überschwemmungsrisiko."
Die Siedlergemeinschaft will mit ihrem Antrag nicht nur das Schottergärten-Verbot durchsetzen. Ein wichtiges Anliegen ist Josef Meyer, Claudia Heilmann und Petra Cramer, die Menschen für dieses Thema stärker zu sensibilisieren. "Jeder Eigentümer kann seinen Beitrag leisten. Vielleicht können wir auch den einen oder anderen dazu animieren, dass er sich Gedanken macht, etwas in seinem Garten zu ändern", hofft Cramer.
Initiative "Natur im Garten" zeichnet vorbildliche Gärten aus
Mittlerweile werden naturnahe Gärten ausgezeichnet. Die Initiative "Natur im Garten" verleiht nach Angaben von Josef Meyer nach einer Besichtigung die gleichnamige Plakette. Kernkriterien bei der Beurteilung sind unter anderem der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide sowie Dünger und Torf; gerne gesehen sind zudem Kräuter- und Naturrasen, Wildgehölze, Wildwuchs, Unterkünfte für Insekten oder Vögel. In Gerolzhofen sind bereits 16 Gärten prämiert.

Darunter auch der Garten von Meyer. Mit einer gewissen Freude und auch mit Stolz führt er an diesem Tag durch seinen naturnah angelegten Garten, zu dem unter anderem ein Nutzgarten, ein kleiner Teich und eine Hainbuchenhecke gehören. Auf Rasen muss man nicht zwangsläufig verzichten, meint er, schöner sei allerdings eine Blümchenwiese. Bei entsprechender Nachfrage würde der Verein Informationsveranstaltungen rund um naturnahe Gärten abhalten oder eine Broschüre herausgeben, mit Tipps zu heimischen Pflanzen oder Kräutern.
Positive Erfahrungen mit Verbot in der Stadt Schweinfurt
Gerolzhofen wäre übrigens nicht die erste Kommune, die Schottergärten verbietet. Erlangen und Würzburg beispielsweise haben solche Verbote bereits beschlossen, ebenso die Stadt Schweinfurt. Die Erfahrungen mit der neuen Begrünungssatzung in Schweinfurt sind nach mehr als zwei Jahren weitgehend positiv. Die Stadtverwaltung berichtet auf Anfrage von einem überwiegenden Verständnis der Bürgerinnen und Bürger. Allerdings gebe es auch Einzelfälle, "die größeren Beratungsaufwand erfordern", antwortet der stellvertretende Pressesprecher Jürgen Montag.
Kontrolliert werde das Verbot sowohl über Hinweise aus der Bevölkerung als auch bei Außenkontrollen der Verwaltung. Bislang habe die Stadt aber nur in wenigen Einzelfällen einen Rückbau beziehungsweise eine Nachbesserung anordnen müssen.
„jeder Vorbeikommende …. ..,was für Leute da wohnen. Viele von Gärtnern und ökologischen Zusammenhängen keine Ahnung haben …..maßleidige Nachbarn jede Brennnessel und Löwenzahn als optische Beleidigung empfinden, dann mag so etwas dabei herauskommen…“
Da kann sich jeder freuen, wenn man nicht einen Nachbarn hat, der soviel Menschenfreundlichkeit und Sachverstand wie sie besitzt. Was da da sonst wohl dabei herauskommt. Sollte ein Haus mit eigenem Garten nicht ein Stück Freiheit sein, die eh durch gesetzliche Vorgaben eingeschränkt wird? Maschendrahtzaun?
Ansonsten Dankeschön für das Wiederholen meiner Aussagen, dadurch verdoppelt sich ja die Reichweite meines Kommentars 🤔.
Jeder Vorbeikommende erkennt auf den ersten Blick, was für Leute da wohnen.
Gerechter Weise muss ich aber auch sagen, dass viele Leute von Gärtnern und ökologischen Zusammenhängen keine Ahnung haben,
und wenn man sich dann permanent mit missleidiger Nachbarschaft rumärgern muß, die jeden Löwenzahn und jede Brennessel als optische Beleidigung empfinden, dann mag sowas dabei rauskommen.
In der Kleinstadt GEO merkt man die Erwärmung der Stadt vielleicht noch nicht so sehr wie in großen Städten.
Dort ist auf jeden Fall in der Sommerhitze spürbar, wenn Häuserzeilen versiegelte Vorgärten haben oder nicht. Und in der Summe einer Stadt kann ein Verbot der Versiegelung von Vorgärten eine Stadt lebenswerter machen.
Und wer zu faul ist, einen Garten zu pflegen, der braucht auch kein Haus mit Garten .
Punkt.
Aber...
wieder haut man auf den "Kleinen" herum.
Während Investoren Hektar weise Flächen mit Solarplatten versiegeln oder Firmen wie Norma unnötig in die Breite statt in die Höhe bauen und Flächen in unnötigem Umfang versiegeln, sollen es die paar Vorgärten richten?
Es fehlt, wie so üblich, an einem Gesamtkonzept, dass für ALLE!!! gilt
Übrigens auch für den Marktplatz in Gerolzhofen. Der wird auch durch die ebenso teuere wie unnötige Veränderung nicht grüner........
Immer diese falsche Information, dass Solarflächen Böden versiegeln.
Scheinbar hat sich noch keiner der Mitkommentatoren so eine Anlage in natura angeschaut.
Freiflächen Photovoltaik versiegelt wirklich nichts. Das Regenwasser dort versickert vor Ort und wird durch die Verschattung sogar noch vor der Verdunstung bewahrt. Anders als normale Ackerflächen bringt Photovoltaik also einen Zugewinn für das Grundwasser.