Steckhölzer von Weiden und Schwarzerlen vom gegenüberliegenden Mainufer hat das beim Ausbau des Flusses federführende Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg in den jüngst geschaffenen flachen Uferbereich unterhalb der Brücke über den Main und die A 70 (zwischen Forst und Weyer) gepflanzt. Wachsen soll ein "einem Auwald ähnliches Gehölz", sagte der Redaktion der für die Ausgleichsflächen zuständige Biologe des Wasserstraßen-Neubauamts Gerd Karreis.
Wichtig war Karreis, dass die Steckhölzer von einer Größe, die den Bezeichnung Pfosten rechtfertigt, nicht von irgendwoher, sondern aus der Nachbarschaft kamen. Die Nähe zum Fluss und damit auch zum Grundwasser soll jetzt für eine schnelle Bildung des Wurzelwerks und damit für ein baldiges Austreiben aus den geschnittenen Ästen und Zweigen sorgen.
An den Ausbaustrecken des Mains für längere und schwere Schiffe soll es künftig auch mehr Natur geben. Allein an der Stauhaltung vor Schweinfurt entstehen Ausgleichsgebiete mit einer Gesamtfläche von 14 Fußballfeldern. Ein Fünftel der geschätzten 14,3 Millionen Euro für den Ausbau der Schifffahrtsstraße zwischen Ottendorf und Schweinfurt wird in die Rückzugsgebiete für Fische, Eidechse, Hasel- und Fledermaus, Wildbienen und Grabwespen investiert.
Noch heuer soll die Tieferlegung der Flusssohle von 2,5 auf 2,9 Meter vor Schweinfurt abgeschlossen werden. Gleiches gilt für die Verbreiterung der Fahrrinne von 36 auf 40 Meter. Die Vorbereitungen für die Ausgleichsmaßnahmen begannen schon vor drei Jahren. Dazu gehörte auch die Verlegung einer Teilstrecke des Maintalradwegs und die Anlage von Steinhaufen sowie der mit Bretterverschlägen und grobem Sacktuch vor einem Abschwemmen gesicherten Wurzelstockhaufen.
Platz für 190 Meter lange Schubverbände
In der 13 Kilometer langen Stauhaltung Schweinfurt waren die Eingriffe im Uferbereich (auf 3,8 Kilometer Länge) massiv – vor allem auf der Mainseite zwischen Gädheim und Forst. Um mehrere Meter wurde hier das Ufer zurückgenommen, wobei insbesondere in den Flussbiegungen Platz für bis zu 190 Meter lange und elf Meter breite Schubverbände geschaffen wurde.
Breiter wurde und wird der Fluss mit Rücksicht auf die Natur in allen Ausbauabschnitten immer nur an einem Ufer. Mit ausschlaggebend war bei der Planung die Bedeutung der einzelnen Uferstrecken für die Tier- und Pflanzenwelt. "Die Umwelt zu schonen, war dabei das Ziel", so der Biologe Gerd Karreis.
An den neu gestalteten Uferbereichen schließt sich der hohen und oftmals steilen Böschung ein zehn bis 40 Meter breiter Wiesenstreifen auf ehemaligen Ackerland an. Direkt am Wasser gibt es Einbuchtungen und damit einen unregelmäßig verlaufenden Uferbereich. Diese tief liegenden Landstreifen überschwemmt ein Hochwasser, was auch für den Bereich unterhalb der Brücke über die Autobahn gelten wird. Entwickeln wird sich so ein Auwaldstreifen. In etwa fünf Jahren wird der Fluss hier eine Dynamik entwickeln, die der Main vor seiner ersten großen Regulierung für die Schifffahrt in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte.
Die Blühwiesen oberhalb des Flussbettes sind mit einem für den Standort typischen Saatgut bestückt und werden künftig ein- bis zweimal im Jahr gemäht, aber nicht gedüngt. Wo die Mähweisen besonders breit und trocken sind, entstanden drei "Brennen" (zusammen rund 1000 Quadratmeter). Dort ist der Mutterboden abgetragen. Auf Kies wird eine mit Erde vermischte Sandschicht die Voraussetzung für einen Lebensraum bieten, der einst zwischen den zahlreichen Armen des nicht regulierten Flusses zu finden war und vor allem Wildbienen und Grabwespen Heimat ist.
Die vor drei Jahren angelegten Wurzelstock- und Steinhaufen zwischen Gädheim und Schonungen boten und bieten Eidechsen Zuflucht, die vor den Baggern aus den alten Steinen der früheren Uferverbauung flüchteten. Umgezogen in die im rückwärtigen Raum aufgestellten Höhlen sind Fledermäuse (vorher in den Bäumen des Steilufers) und die Haselmaus, die Sträucher bevorzugt.
Zwischen Ottendorf und der Staustufe Schweinfurt summieren sich die Ausgleichsmaßnahmen an Land auf 48 000 Quadratmeter (zehn Fußballfelder) und im Wasser auf 18 000 Quadratmeter. Für das nasse Element ist in erster Linie der Ausbau der Buhnen zu nennen. Diese den Main begleitenden Teiche mit Öffnung zum Fluss sind Relikte aus der ersten Ausbauphase für die Schifffahrt im 19. und 20. Jahrhundert und dienten der Mittelwasserregulierung. Heute sind diese auch Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Heuer sollen die Arbeiten in der Stauhaltung Schweinfurt enden. Weiter geht es dann auf der Strecke bis zur Staustufe Garstadt. Die Ufer müssen hier kaum reguliert werden. So steht vor allem die Vertiefung der Fahrrinne an. Ebenfalls noch in diesem Jahr werden die Arbeiten für den Teilbereich Garstadt-Wipfeld ausgeschrieben, auf dem es mehrfach zu Uferregulierungen kommen wird.
Anschließend fehlt beim Ausbau der Großschifffahrtsstraße nur noch die Strecke Ottendorf bis Knetzgau, wofür auch Uferumgestaltungen angesagt sind. Noch läuft das Planfeststellungsverfahren. Mit Baurecht rechnet das Neubauamt in den kommenden Monaten.