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Gerolzhofen
"Luisa ist hier!": Kampagne zum Schutz vor sexueller Belästigung auf dem Gerolzhöfer Weinfest
Niederschwellig sollen Frauen und Mädchen, die sich belästigt fühlen, Hilfe erhalten. Konsequent möchte die Stadt gegen radikale Parolen und Wildpinkler vorgehen.
Ausgelassene Stimmung gehört, wie dieses Bild aus dem vergangenen Jahr zeigt, zum Weinfest ebenso dazu. Wer sich auf dem Weinfest in Gerolzhofen körperlich bedrängt fühlt, erhält über die Kampagne 'Luisa ist hier!' niederschwellige Hilfe.
Foto: René Ruprecht (Archivfoto) | Ausgelassene Stimmung gehört, wie dieses Bild aus dem vergangenen Jahr zeigt, zum Weinfest ebenso dazu. Wer sich auf dem Weinfest in Gerolzhofen körperlich bedrängt fühlt, erhält über die Kampagne "Luisa ist hier!" ...
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 23.07.2024 02:40 Uhr

Damit das bevorstehende 48. Gerolzhöfer Weinfest vom 19. bis 22. Juli möglichst ohne ernsthafte Zwischenfälle über die Bühne geht, haben die Veranstalter ihr in den Vorjahren angewandtes Sicherheitskonzept verfeinert. Größte Neuerung in diesem Jahr ist die Umsetzung einer Initiative, die vor sexualisierter Gewalt schützen soll.

Dabei geht es um "Luisa ist hier!", wie Eventmanager Andreas Leubner von der Tourist-Information, neben Beate Glotzmann und Erich Servatius einer der drei Festleiter, erläutert. Diese von einer Frauenberatungsstelle in Münster ins Leben gerufene, zwischenzeitlich bundesweit verbreitete Kampagne richtet sich vor allem an Frauen und Mädchen, die sich ungewollt bedrängt und/oder sexuell belästigt fühlen. Diese können sich mit dem Code "Ist Luisa hier?" Hilfe suchend an jeden Weinfest-Stand wenden.

Das dortige Personal wird die Betroffene zunächst in einen geschützten, nicht-öffentlichen Bereich bitten und auf Wunsch hin zur Festleitung ins Alte Rathaus begleiten. Dort würden gegebenenfalls die Polizei oder Mitarbeiter der Security verständigt – vorausgesetzt die Betroffene möchte dies. Ohne deren Willen, versichert Leubner, passiert nichts.

Betroffene aus der Schusslinie bringen

Die Mitarbeitenden an den Ständen würden Betroffene auch von sich aus nicht fragen, weshalb diese den Luisa-Code ausgesprochen haben. "Dies ist, falls es so weit kommt, Aufgabe der Polizei oder der Security", stellt Leubner klar. Die für die Kampagne geschulten Helferinnen und Helfer sollen Betroffene "aus der Schusslinie" und aus einer für diese unangenehmen Situation bringen. Im Festbüro erhalten Betroffene auch Informationsmaterial der Fachberatungsstelle bei häuslicher und sexualisierter Gewalt in Schweinfurt (siehe Infobox), mit der die Festleitung zusammenarbeitet.

Anzeige für den Anbieter Mapcreator über den Consent-Anbieter verweigert

Deren fachliche Leiterin Alona Isheim begrüßt die Kampagne auf dem Gerolzhöfer Weinfest. Die Veranstalter würden damit klar signalisieren, dass sie Gewalt und Übergriffen keinen Platz einräumen. "Deshalb ist ,Luisa‘ mehr als eine akute Hilfe in einer Notsituation", sagt Isheim. Es gehe auch darum, Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene in der Region publik zu machen. Die Schulung des Personals vor Ort sei wichtig, um in einer Akutsituation diskret und sensibel reagieren zu können.

"Luisa ist hier!" richtet sich in erster Linie ans weibliche Geschlecht, das laut Statistik sexualisierter Gewalt weit häufiger ausgesetzt ist als Männer. Deshalb werden die Info-Plakate zur Kampagne beim Weinfest in den Damentoiletten hängen. Doch dies bedeute nicht, dass sich nicht auch Männer Hilfe suchend an die Stände wenden können. "Auch Männern, die sich bedrängt fühlen, wird geholfen", versichert Leubner. Ihm zufolge würden alle am Weinfest beteiligten Vereine die erstmals auf einer Gerolzhöfer Großveranstaltung umgesetzte Kampagne begrüßen.

Evakuierungshelfer und Megafone für den Notfall

Neu aufgenommen in das Sicherheitskonzept sind laut Leubner Signalwesten, um die Evakuierungshelfer, die jeder Stand stellt, leichter zu erkennen. Diese sollen im Falle eines Falles beitragen, Besucherinnen und Besucher möglichst zügig vom Festgelände zu bringen, etwa falls ein Unwetter aufzieht. Megafone sollen auch dann Durchsagen an die Menschen auf dem Festgelände ermöglichen, falls der Strom ausfällt und Lautsprecher nicht mehr funktionieren.

Andreas Leubner hält ein Plakat in Händen, das für die Kampagne 'Luisa ist hier!' wirbt. Diese möchte Betroffenen von sexualisierter Gewalt unkompliziert Hilfe anbieten.
Foto: Michael Mößlein | Andreas Leubner hält ein Plakat in Händen, das für die Kampagne "Luisa ist hier!" wirbt. Diese möchte Betroffenen von sexualisierter Gewalt unkompliziert Hilfe anbieten.

Nicht unbedingt zur Sicherheit, aber doch zum Wohlbefinden aller soll das konsequente Verfolgen von Wildpinklern beitragen. Wer seine Blase an Hauswänden, Bäumen oder im Gebüsch entleert und von der Security oder Festverantwortlichen erwischt wird, muss eine Reinigungsgebühr von 20 Euro zahlen. Dieses Vorgehen ist nicht neu und absolut gerechtfertigt, sagt Leubner.

Er verweist auf ausreichend Toilettenwagen, die übers Fest verteilt stehen. Zudem seien die Toiletten im Bürgerspital geöffnet und es gebe zwei Toiletten, die für Menschen mit Behinderung geeignet sind. Es müsse also niemand seine Notdurft an der nächsten Ecke erledigen.

Um möglichen Straftaten vorzubeugen, ist es den auftretenden Künstlerinnen und Künstlern untersagt, das Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino zu spielen. Dieser im Original unverfängliche Partyhit ist zuletzt wiederholt in Verruf geraten, weil im Zusammenhang mit diesem rechtsradikale, ausländerfeindliche Parolen gegrölt wurden. Dem möchte die Stadt vorbeugen. Wer gegen das Verbot verstößt, wird Leubner zufolge konsequent angezeigt und erhält einen Platzverweis für die Dauer des kompletten Weinfestes.

Straßensperren und Sammelplätze für Biotonnen

Zur Sicherheit der Festgäste und Anwohner (Stichwort "Freihalten von Rettungswegen") tragen auch die aus den Vorjahren bekannten Sperrungen von Straßen bei, über die die Stadt Anlieger auch per Brief informiert. Bis Dienstagabend, 23. Juli, sind neben dem Marktplatz folgende Straßen für den Verkehr voll gesperrt: Kirchgasse, Marktstraße (ab Kreuzung Breslauer-Straße bis Kreuzung Salzstraße), Weiße-Turm-Straße (Hausnummer 2 bis Ecke NKD-Parkplatz), Schulgasse, Spitalstraße und der Parkplatz P4 an der Graben- bzw. Breslauer Straße.

Von Freitag, 15 Uhr, bis Dienstagmorgen gilt zusätzlich in der Centgasse, in der Salzstraße (nördliche Straßenseite), in der Ludwig-Derleth-Straße und in der Bürgermeister-Weigand-Straße (Kreuzung Breslauer Straße bis Eulenturm) ein einseitiges Halteverbot. Während der Festzeiten, wenn die Stände geöffnet haben und die Musik spielt, sind die Breslauer Straße und die Bürgermeister-Weigand-Straße (vom Marktplatz bis zur Häfnergasse) für den Verkehr gesperrt.

Falls parkende Fahrzeuge Rettungs- und Fluchtwege blockieren sollten, werde man diese im Notfall, wenn die Besitzer nicht erreicht werden, abschleppen lassen, kündigt Leubner an. Die Stadt bittet die Anwohnerinnen und Anwohner in den genannten Straßen, ihre Fahrzeuge während der genannten Zeiträume zu entfernen und außerhalb zu parken. Dies würde die Aufbauarbeiten erleichtern, sagt Leubner. Für die Biotonnen von Anwesen in den gesperrten Straßenzügen, die am Freitag, 19. Juli, geleert werden sollen, sind wieder Sammelplätze eingerichtet.

Anlaufstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt

Die Fachberatungsstelle bei häuslicher und sexualisierter Gewalt in Schweinfurt hat ihr Büro am Markt 31. Sie ist telefonisch erreichbar unter Tel. (09721) 185233 oder per E-Mail an office@fachberatung-schweinfurt.de.
Betroffene erhalten dort Informationen, Beratung, Begleitung und eine Vermittlung von Rechtsbeistand – kostenlos, vertraulich, mehrsprachig, auf Wunsch auch anonym.
Jeden Donnerstag von 14 bis 16 Uhr wird eine offene Sprechstunde ohne TErminvereinbarung angeboten.
Weitere Infos im Internet: www.fachberatung-schweinfurt.de
mim
 
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