
Anfang Januar war in einer Schweinfurter Facebook-Gruppe die Rede von Wohnhäusern, die von Legionellen betroffen sein sollen. Dabei handelt es sich um Bakterien, die in Trinkwasserleitungen vorkommen und sich unter Ausschluss von Sauerstoff vermehren. Anstecken kann man sich dort, wo Aerosolbildung möglich ist, etwa beim Duschen, wenn man den Wasserdampf inhaliert. Gerade bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder älteren Personen können Legionellen schwere Erkrankungen auslösen: Symptome wie bei einer Grippe, bis hin zur Lungenentzündung.
Alle betroffenen Mieterinnen und Mieter wurden per Brief informiert. Julia Brimer und Michael Radler von der Stadt- und Wohnbau GmbH (SWG) in Schweinfurt können Betroffenen die Angst nehmen und warnen vor einer Panikmache in den Sozialen Medien. "Der Umgang mit Legionellen gehört zum Job eines Vermieters oder Immobilienhalters mit dazu", erklärt Brimer.
Mehr Legionellen seit Heizkosten-Anstieg
Seit dem Anstieg der Heiz- und Nebenkosten stellt die SWG, die in Schweinfurt für 5000 eigene Wohnungen und 3000 Wohnungen im Fremdbestand verantwortlich ist, vermehrt erhöhte Legionellenwerte in den Wohnungen fest. Es sei davon auszugehen, dass die Mieter weniger Wasser verwenden, um hier Einsparungen zu erzielen, erklärt die SWG. Insgesamt kommen die Bakterien öfter in Objekten mit wenig Bewohnerinnen und Bewohnern vor.
Denn das Problem sei oft stagnierendes Wasser in der Leitung, in dem sich die Bakterien bilden können. "Wenn man nach drei Wochen aus dem Urlaub kommt, kann man davon ausgehen, dass Legionellen da sind", sagt Radler. Gerade dann sei Spülen sehr wichtig. Auch eine zu niedrig eingestellte Wassertemperatur kann ausschlaggebend für einen Befall sein. Legionellen haben ideale Wachstumsbedingungen bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius; bei Wassertemperaturen oberhalb von 55 Grad wird das Wachstum wirksam gehemmt, bei 60 Grad sterben sie ab.
Proben müssen spätestens alle drei Jahre erfolgen
Ein Befall wird durch regelmäßige Proben, zu denen Vermieter von Mehrfamilienhäusern verpflichtet sind, festgestellt. Diese sind spätestens alle drei Jahre durchzuführen. Hierbei werden Wasserproben an unterschiedlichen Stellen im Gebäude genommen – an der Wasseraufbereitungsanlage selbst und in den obersten Stockwerken, also in den Wohnungen, die am weitesten von der Warmwasseraufbereitung entfernt liegen.
Dann kommt es auf die sogenannten koloniebildenden Einheiten (KBE) an, die aufgefunden werden: Bei einem Wert von weniger als 100 KBE/100 ml sind keine Maßnahmen notwendig. Bei Werten zwischen 100 und 1000 KBE/100 ml muss eine weitere Untersuchung binnen vier Wochen folgen. Bei einem Wert höher als 1000 KBE/100 ml bedarf es umgehend weiterer Maßnahmen. Liegt der Wert bei über 10.000 KBE kann ein Duschverbot verhängt werden.
Meistens reicht es, die Leitungen gut durchzuspülen
Davon sei man bei den eigenen Objekten in Schweinfurt aktuell "weit entfernt", erklärt Brimer. "Im Wesentlichen liegt bei den meisten Fällen ein geringer Befall vor", fügt Radler hinzu. In der Regel reiche es, die Leitungen mehrmals am Tag durchzuspülen, das Wasser richtig heiß zu machen. Und zwar nicht nur den Wasserhahn in Bad, Dusche und Badewanne, sondern auch sämtliche andere Anschlüsse in der Wohnung. Je nach Wert sollen Mieterinnen und Mieter dies mindestens vier Wochen lang regelmäßig machen.
Wenn der Wert nach vier Wochen nicht deutlich zurückgegangen ist, muss der Vermieter zu einer chemischen Reinigung, etwa mit Chlor, greifen. Selbst bei einem Extremfall von mehr als 10.000 KBE müssen sich Mieterinnen und Mieter nicht wesentlich umstellen: Selbst das Wasser zu trinken, sei in der Regel kein Problem, auch baden nicht, sagt Radler von der SWG.