Wenn das menschliche Herz seinen Dienst versagt, aus dem Takt gerät oder gar streikt, dann steht der Tod schon vor der Tür. In solchen Fällen ist schnelle Hilfe gefragt, um das Leben der Betroffenen zu retten. In erster Linie bleibt den Helfern als einziges Hilfsmittel die Herz-Lungen-Wiederbelebung, um damit die Zeit zu überbrücken, bis fachmännische medizinische Hilfe vor Ort ist. Kann jemand einen Defibrillator aus erreichbarer Nähe holen, dann erhöht dies die Überlebenschancen in vielen Fällen deutlich.
Ein solches Gerät – korrekt und vollständig heißt es: Automatisierter Externer Defibrillator (AED), oder kurz "Defi" – ist ab sofort jetzt auch bei der Polizeiinspektion (PI) Gerolzhofen in der Dreimühlenstraße 3 einsatzbereit. Dieser kompakte Lebensretter, dessen eingebauter Akku sechs Jahre hält und dann ausgetauscht wird, ist nicht nur zum Schutz der dort arbeitenden Beamten und Angestellten gedacht. Der AED kann von jeder und jedem geholt und eingesetzt werden, der oder die bei einem plötzlichen Herzstillstand als Ersthelfer um das Leben des zusammengebrochenen Menschen kämpft.
Nachdem die Inspektion rund um die Uhr besetzt und geöffnet ist, ist der AED, der gleich in der Pforte an der Wand hängt, ebenfalls Tag und Nacht zu erreichen. Im Notfall einfach bei der PI klingeln oder sogar schon vorab, während man dorthin eilt, bei der PI anrufen (lassen) unter der Telefonnummer (09382) 9400. Dann steht ein Beamter mit dem AED vielleicht schon vor der Tür, wenn der Helfer dort eintrifft.
Polizei beschaffte den Defi auf eigene Kosten
Die Kosten für den AED hat die PI von ihrem eigenen Budget finanziert, sagt Inspektionsleiter Michael Hußlein. Damit möglicherweise einmal ein Menschenleben zu retten – "das soll's uns wert sein", sagt er. Die Anregung zum Kauf eines AED, der auch den Menschen vor Ort zugute kommt, sei aus den Reihen der dort arbeitenden Polizisten, die den Umgang damit beim jährlichen Erste-Hilfe-Kurs trainieren, gekommen. Ein grün-weißes Hinweisschild am Zugang zur PI verweist auch Passanten auf den AED-Standort.
Die Funktionsprinzip eines AED ist rasch erklärt: Im Falle eines Herzkammerflimmerns sorgt das Gerät mit Hilfe gezielter Stromstöße dafür, dass das Herz wieder seinen regulären Rhythmus aufnimmt und das Blut wieder im Körper zirkuliert – und damit der lebensnotwendige Sauerstoff zu den Organen, allen voran zum Gehirn, gelangt. Der große Vorteil eines AED ist, dass auch ungeschulte Laien solche Geräte problemlos einsetzen können. Sobald das Gerät eingeschalten ist, erklärt eine Stimme dem Benutzer alle notwendigen Handgriffe. Auch die Gefahr eines versehentlich abgegebenen Stromstoßes, der dem Patienten womöglich mehr schadet als hilft, existiert nicht. Denn falls die medizinischen Voraussetzungen für einen Strom-Schock fehlen, erkennt dies der AED von selbst und sagt: "Kein Schock empfohlen".
Rettungsdienst-Leiter: Überlebenschancen steigen deutlich
Aus Sicht von Florian Biber, dem Leiter des Rettungsdienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Schweinfurt, sind AED "Gold wert". Diese steigerten die Überlebenschancen nach einem schweren Herzanfall deutlich und seien bei Herzkammerflimmern ein wirkungsvolles Instrument, um die Zeit zu überbrücken, bis die medizinischen Profis vom Rettungsdienst mit Rettungswagen und Notarzt vor Ort sind.
Laut Biber sollte sich jeder darüber klar sein, wo sich in seiner Umgebung der nächste für jedermann zugängliche AED befindet. Hier gelte es, sich vor Ort schlau zu machen. Zwar gebe es im Internet mehrere Online-Kataster, etwa definetz.online sowie auch eine Defi-App des BRK selbst. Doch enthalten diese in der Regel nicht sämtliche tatsächlich vorhandenen AED-Standorte, denn diese müssen dort zunächst gemeldet worden sein. Zudem gibt Biber zu bedenken, dass im Notfall viele Ersthelfer schlicht und ergreifend zu nervös seien, um auch noch per Handy-App nach dem nächstgelegenen AED zu suchen. Da sei es viel wichtiger, sich dieses Wissen vorher anzueignen.
Nicht alle Defibrillatoren sind immer zugänglich
In Gerolzhofen sind nach Kenntnisstand dieser Redaktion neben dem jüngst hinzugekommenen AED bei der Polizei solche Geräte an mehreren weiteren Standorten verfügbar. Im Wohnstift Steigerwald hängen zwei Geräte, eines im Foyer des Haupteingangs am Philipp-Stöhr-Weg 9, das zweite Gerät auf der Ostseite, in der Balthasar-Neumann-Straße 35, am Eingang zum Betreuten Wohnen – beide Geräte sind dort rund um die Uhr erreichbar. Jeweils ein AED ist zu den dort geltenden Öffnungszeiten an folgenden Standorten verfügbar: in der BRK-Rettungswache in der Jahnstraße, in der Geomed-Klinik sowie im gegenüberliegenden Geomaris in der Dingolshäuser Straße, im Gymnasium und in der benachbarten Ludwig-Derleth-Realschule in der Dreimühlenstraße, am Kreisbauhof in der Schallfelder Straße, im Staatlichen Bauhof am Bischwinder Weg (Rügshofen) und in der etwas abseits gelegenen Kompostanlage hinter der Kläranlage.
Auch wenn ein AED darauf ausgelegt ist, auch von jemandem eingesetzt zu werden, der ein solches noch nie zuvor in Händen gehalten hat, so empfiehlt das BRK grundsätzlich jeder und jedem, alle drei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren. In dessen Rahmen üben die Teilnehmer auch den Einsatz eines AED. Die Herzlungenwiederbelebung (HLW), also die Abfolge von Herzdruckmassagen und Atemspenden, bleibt unabhängig vom AED-Einsatz weiter elementarer Bestandteil der Ersten Hilfe, erklärt Rettungsdienst-Leiter Biber. Denn falls kein AED in Reichweite ist, ist und bleibt die HLW das entscheidende Mittel, um das Leben der Betroffenen zu retten. Zudem kann es notwendig sein, trotz AED-Einsatzes die HLW fortzuführen. Auch dies erkennt das Gerät übrigens automatisch und gibt diese Info an den Anwender weiter.
Leitfäden der Rettungsdienste, etwa des Roten Kreuzes, zum Ablauf der HLWlassen sich leicht im Internet finden.