Auf große Resonanz ist die Berichterstattung der Main-Post über die in der Region öffentlich zugänglichen Automatisierten Externen Defibrillatoren (kurz: AED) gestoßen. Diese Geräte können Leben retten, wenn sie bei einer Person, die plötzlich – wie neulich in Sulzheim geschehen – mit Herz-Kreislauf-Stillstand zusammengebrochen ist, für die Wiederbelebung zum Einsatz kommen. Ein dosierter Stromstoß des AED sorgt bei Kammerflimmern dafür, dass das Herz des Patienten wieder seinen Rhythmus aufnimmt und die lebenswichtige Sauerstoffzufuhr zum Gehirn gewährleistet bleibt. Im Ernstfall sollen Handy-Apps dafür sorgen, schnellstmöglich ein AED in der unmittelbaren Nähe zu finden. Jetzt zeigt sich aber: Die verschiedenen Apps haben lückenhafte Informationen.
Auch im Wohnstift Steigerwald gibt es zwei Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED). Dies teilt jetzt die Geschäftsführerin des Sozialzentrums, Isabella Steinmüller, mit. Das eine Gerät hängt im Foyer am Haupteingang am Philipp-Stöhr-Weg 9, das andere auf der Ostseite des Wohnstifts in der Balthasar-Neumann-Straße 35 im Eingangsbereich zum Betreuten Wohnen. Die lebensrettenden Geräte können auch außerhalb des Sozialzentrums zum Einsatz kommen, wenn es in der Nachbarschaft zu einem medizinischen Notfall kommen sollte. Der Vorteil: Die AEG sind rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, für jedermann erreichbar. Und wenn Not am Mann ist, könnten auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialzentrums gleich mit zur Hilfe eilen, sagt Isabella Steinmüller.
Weitere Geräte in Gerolzhofen gibt es im Gymnasium, in der Ludwig-Derleth-Realschule, am Kreisbauhof in der Schallfelder Straße, im Staatlichen Bauhof am Bischwinder Weg, an der Kompostanlage des Landkreises hinter der Kläranlage, im Geomaris, in der Geomed-Kreisklinik und in der BRK-Rettungswache in der Jahnstraße – so zumindest der momentane Kenntnisstand der Redaktion.
Die Gemeinde Sulzheim hat in einer vorbildlichen Investition in den vier Gemeindeteilen Sulzheim, Alitzheim, Mönchstockheim und Vögnitz AED aufgehängt. Diese Geräte sind auch von medizinischen Laien unkompliziert bedienbar, denn sie erklären sich im wahrsten Sinn des Wortes selbst, indem eine Stimme die nächsten Schritte erklärt. Das am Bankautomaten am Rathaus in Sulzheim öffentlich zugängliche Gerät hat bereits dafür gesorgt, dass ein Menschenleben gerettet werden konnte.
Es gibt mehrere Apps
Bislang waren die vier AED auf dem Sulzheimer Gebiet noch nicht in der Defi-App des Bayerischen Roten Kreuzes gelistet. Diese "Defi-App" ist kostenlos. Wenn man sich die Applikation auf das Smartphone heruntergeladen hat, kann man im Ernstfall ganz einfach einen Notruf zur nächstgelegenen Integrierten Leitstelle absetzen. Gleichzeitig wird auch die Adresse des AED in der unmittelbaren Umgebung angezeigt. Über die App kann man auch neu hinzugekommende Standorte von AED melden. Der Schweinfurter BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Lindörfer hatte diese App, die vom Roten Kreuz in Augsburg betreut wird, empfohlen.
Markus Bohlender-Saukel, Assistent des Sulzheimer Bürgermeisters Jürgen Schwab, teilt nun mit, dass die App des BRK entgegen der Aussage von Lindörfer derzeit aber nur für iPhones erhältlich sei und man nur über ein iPhone dort neue AED melden könne. "Da ich persönlich ein Android-Smartphone nutze, habe ich mit dem zuständigen Mitarbeiter des dortigen BRK telefoniert und die Standorte werden mit ins Verzeichnis aufgenommen." Bislang ist allerdings nur der AED-Standort bei der Feuerwehr Alitzheim neu ins Verzeichnis der "Defi-App" aufgenommen worden. Auch Isabella Steinmüller vom Wohnstift Steigerwald hat die zwei AED in ihrem Haus inzwischen bei der "Defi-App" gemeldet. Im Verzeichnis der verfügbaren Geräte in der App sind aber auch sie noch nicht aufgetaucht.
Kein Abgleich der Informationen
In Deutschland gebe es Dutzende Verzeichnisse über AED-Standorte, berichtet Bohlender-Saukel. Leider würden sich diese nicht untereinander abgleichen. Die Gemeinde Sulzheim ist Mitglied bei "Definetz". Im dortigen Defi-Kataster im Internet (auch als App erhältlich) sind die vier Sulzheimer AED gelistet. "Bei einigen anderen Verzeichnissen habe ich, oft mehrfach, die Standorte gemeldet. Leider wurden diese in den meisten Fällen nicht eingetragen. Warum das so ist, konnte bisher nicht beantwortet werden", teilt Bohlender-Saukel abschließend mit.
Im "Definetz" ist die Auswahl an AED in der Tat größer als bei der vom BRK betriebenen Defi-App. Im "Definetz" sind in Gerolzhofen auch die Geräte in der Ludwig-Derleth-Realschule, in Geomaris und am Kreisbauhof in der Schallfelder Straße aufgeführt. Das AED des BRK in der Rettungswache in der Jahnstraße, das in der "Defi-App" zu finden ist, fehlt hier allerdings, ebenso wie die übrigen in Gerolzhofen bereits vorhandenen Geräte.
Ideal wäre nur eine einzige App
Auch Isabella Steinmüller hat bei ihrer Recherche im Internet festgestellt, dass es mehrere Verzeichnisse mit verfügbaren Defibrillatoren gibt, die jeweils unterschiedlich umfangreich sind. Ein Manko. Dies zeigt anschaulich, wie nützlich und sicherlich auch lebensrettend der Abgleich von Daten zwischen den verschiedenen App-Anbietern wäre. "Das Beste wäre es, wenn es nur eine einzige App gäbe, mit der ich alle AED finden könnte."
Es sei eine Bürgerpflicht, sagt Thomas Lindörfer, medizinisch in Not geratenen Mitmenschen umgehend und sachgerecht zu helfen. Dafür biete das BRK ständig Erste-Hilfe-Kurse an, bei denen auch der Einsatz eines AED geübt werde. Und es sei ratsam, diesen Kurs alle drei Jahre aufzufrischen. Das BRK befürworte ausdrücklich den Einsatz von AED durch Laien, betont der Kreisgeschäftsführer. Bei diesen modernen Geräten könne man nichts falsch machen, weil alle Schritte, wie bereits angeklungen, vom Gerät selbsterklärend vorgegeben werden.
BRK berät bei Neuanschaffung
Wenn es jetzt konkrete Überlegungen zur Anschaffung eines Defibrillators gebe, dann stehe das BRK gerne beratend zur Seite, welches Gerät am besten geeignet sei. Ideal, so Lindörfer, seien solche AED-Modelle, die im Ernstfall kompatibel mit den Profi-Geräten seien, die der hinzukommende Notarzt und die Rettungssanitäter verwenden. Dann müssten beim Patienten beispielsweise nicht erst die bereits aufgeklebten Elektroden getauscht werden.