Es war am frühen Nachmittag des 11. Mai. Gerade hatte die Geburtstagsfeier in einem Garten in der Sulzheimer Siedlung begonnen. Der Gastgeber stand am Grill und begrüßte gut gelaunt die ersten Gäste. Darunter war sein 57 Jahre alter langjähriger Freund, mit dem er auch sogleich eine fröhliche Unterhaltung begann. Doch plötzlich sank der Freund bewusstlos in sich zusammen.
Kein Puls und keine Atmung waren mehr festzustellen. Sofort wurde der Notarzt gerufen und Festgäste begannen mit der Herzdruckmassage und Beatmung des Mannes, was zunächst aber kaum einen Erfolg zeigte. Einer der Gäste erinnerte sich schließlich daran, dass sich in Sulzheim am Sparkassen-Geldautomat ein Defibrillator befindet und holte diesen herbei. Dank der einfachen Handhabung war es kein Problem, das Gerät beim Patienten anzulegen.
Drei Elektroschocks
Das Gerät stellte selbstständig fest, dass bei dem Mann kein Herzschlag mehr vorhanden war und löste daraufhin dreimal einen Elektroschock aus. Dann übernahm der eintreffende Rettungsdienst die Versorgung und der Patient kam noch vor Ort wieder zu sich. Notarzt und Sanitäter lobten ausdrücklich das entschiedene Handeln der Ersthelfer und den Einsatz des Defibrillators - hatte das Gerät doch ihrer ersten Einschätzung nach entscheidend dazu beigetragen, dass das Leben des Patienten gerettet werden konnte.
Ein paar Tage später erhielten die mutigen Ersthelfer von der Ehefrau des Patienten die frohe Nachricht: "Heute ist mein Mann im Krankenhaus auf ein normales Zimmer verlegt worden. Ich bin euch für den Rest meines Lebens unendlich dankbar. Ab jetzt hat er zweimal im Jahr Geburtstag!"
Die Ersthelfer möchten nicht als Helden gefeiert und deshalb in der Zeitung auch nicht namentlich genannt werden. Aber es ist ihnen trotzdem sehr wichtig, dass ihre Geschichte an die Öffentlichkeit gelangt. Denn sie soll eine Ermutigung für die Bevölkerung sein, keine Angst zu haben, von den Defibrillatoren Gebrauch zu machen.
Jede Minute zählt
Der meist durch Kammerflimmern ausgelöste plötzliche Kreislaufstillstand stellt eine der Haupttodesursachen in Europa dar. Er kann jeden treffen, auch scheinbar völlig gesunde Menschen. Betroffene benötigen sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen, noch lange bevor der Rettungsdienst eintrifft. Jede Minute, die zwischen dem Eintreten des Kammerflimmerns und dem ersten Reanimieren vergeht, reduziert die Überlebenschance erheblich.
Um für solche Fälle gewappnet zu sein, hat die Gemeinde Sulzheim an zentralen Plätzen in Sulzheim, Alitzheim, Mönchstockheim und in Vögnitz je einen sogenannten Automatisierten Externen Defibrillator (AED) angebracht und übernimmt auch die Wartung der Geräte. Diese AED sind für die Bedienung durch unerfahrene Laien ohne medizinische Ausbildung gedacht und ihre Handhabung ist deshalb denkbar einfach. Solange der Defibrillator geholt wird, sollte allerdings bereits mit der Herzdruckmassage und Beatmung begonnen werden. Im Wechsel werden 30 Herzdruckmassagen und dann zwei Beatmungen durchgeführt.
Das Gerät führt den Benutzer
Sobald der Defibrillator geöffnet wird, bekommt man per Sprachanleitung klare, genaue Anweisungen, was nun zu tun ist. Es werden zwei Elektroden auf den Körper des Patienten aufgeklebt, woraufhin das Gerät untersucht, welche Maßnahmen nun sinnvoll sind und weitere Anweisungen gibt. Gegebenenfalls fordert es die Ersthelfer auf, den Patienten nicht mehr zu berühren und gibt dann einen Elektroschock ab. Auch Anleitung zur weiteren Herzdruckmassage und Beatmung gibt der AED.
Ängste, man könne etwas falsch machen, sind völlig unbegründet. Der größte Fehler, den man machen kann ist, nichts zu tun. Wer sich genauer mit dem Thema auseinandersetzen will, findet im Internet zahlreiche Videos, auf dem der Einsatz des AED erklärt wird. Auch bei jedem Erste-Hilfe-Kurs des Roten Kreuzes ist inzwischen eine Einführung in die Handhabung des Gerätes standardmäßig mit dabei.
1500 Euro für ein Leben
Der Patient im oben beschriebenen Fall hatte großes Glück, dass sein Kreislaufstillstand in Sulzheim eintrat. Denn noch nicht in allen Gemeinden sind Defibrillatoren angebracht. Die Ersthelfer im beschriebenen Fall sind sich einig: Es wäre schön, wenn die Verantwortlichen aller Gemeinden sich wie der Sulzheimer Gemeinderat und Bürgermeister entscheiden würden, die Anschaffungskosten von 1500 Euro pro Gerät zu investieren, um im Notfall das Leben ihrer Bürger schützen zu können.