Ein Defibrillator kann Leben retten. Dies wurde - wie berichtet - kürzlich in Sulzheim eindrucksvoll unter Beweis gestellt, als an einem Samstag ein Gast einer Geburtstagsfeier plötzlich mit Herzstillstand zusammensackte. Seine Freunde konnten den 57-Jährigen zunächst mit Herzdruckmassage per Hand und Beatmen, dann sehr wirkungsvoll mit einem in aller Eile herbeigeholten Defibrillator wiederbeleben, noch ehe der Rettungsdienst eintraf. Jetzt kann der Mann zweimal im Jahr seinen Geburtstag feiern.
Die Investition der Gemeinde Sulzheim, die an zentralen Plätzen in Sulzheim, Alitzheim, Mönchstockheim und in Vögnitz je einen Automatisierten Externen Defibrillator (AED) angebracht hat, hat sich also schon bezahlt gemacht. Doch stellt sich die Frage: Wie erfahre ich im Ernstfall, wo der nächste AED hängt?
Kostenlose Applikation
Thomas Lindörfer, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Schweinfurt, verweist im Gespräch mit dieser Redaktion auf eine äußerst nützliche Smartphone-App, die den Weg zum nächstgelegenen Defibrillator weist. Diese "Defi-App" ist kostenlos und sowohl für Apple als auch für Android verfügbar. Wenn man sich die Applikation heruntergeladen hat, kann man dann ganz einfach einen Notruf zur nächstgelegenen Integrierten Leitstelle absetzen. Gleichzeitig wird auch die Adresse des AED in der unmittelbaren Umgebung angezeigt.
Die App wird vom BRK Schwaben in Augsburg betreut, berichtet Lindörfer. Allerdings kann die App immer nur so gut sein, wie die Bevölkerung konkret mithilft. Soll heißen: Neue Standorte von AEDs können über die App den Betreuern gemeldet werden, die sie dann in die interaktive Karte einpflegen. Hier in der Region gibt es durchaus noch großen Nachholbedarf. Bislang meldet die App für den Raum Gerolzhofen nur einen einzigen Defibrillator, und zwar das Gerät in der Rettungswache in der Jahnstraße. Die vier Geräte im Gemeindegebiet von Sulzheim sind offenbar in Augsburg noch nicht gemeldet worden und werden deshalb von der App auch nicht angezeigt.
Nachmeldungen nötig
Nächstgelegene AED rund um Gerolzhofen sind laut der "Defi-App" nur in Donnersdorf (in der Sparkasse) und in Kolitzheim (in der VR-Bank) zu finden. Die Gemeinde Sulzheim oder egagierte Ehrenamtliche sollten sich also berufen fühlen und die Standorte der Geräte dem BRK Schwaben nachmelden, um den Schutz durch die Defibrillatoren noch wirkungsvoller zu machen.
Auch das Stadtgebiet von Gerolzhofen müsste noch nachgebessert werden, denn neben dem Gerät in der Rettungswache des BRK in der Jahnstraße gibt es weitere AED, die der "Defi-App" noch nicht bekannt sind und deshalb nicht angezeigt werden. Dies zeigen Recherchen dieser Redaktion.
Im Geomaris hängt ein Gerät im Innern des Bades neben dem Aufsichtsraum für die Schwimmmeister. In erster Linie ist das Gerät natürlich für Besucher des Schwimmbades gedacht, allerdings kann der AED auch geholt werden, wenn in der Nähe außerhalb vom Geomaris ein medizinischer Notfall eintritt. "Der AED steht aber nur dann zur Verfügung, wenn das Bad geöffnet ist", sagt Geomaris-Betriebsleiter Wolfgang Schulz.
Das Problem der nur eingeschränkten Erreichbarkeit gibt es auch bei den anderen Defibrillatoren, die in Gerolzhofen hängen. Zum Beispiel in der Ludwig-Derleth-Realschule. Der Landkreis Schweinfurt hat dort als Sachaufwandsträger ein AED angeschafft, das im Schulgebäude neben dem Krankenzimmer hängt. Als Außenstehender kommt man im Notfall an das Gerät nur heran, wenn die Schule geöffnet ist. Gleiches gilt für das Gymnasium, wo ebenfalls ein "Defi" vorhanden ist. Weitere lebensrettende Geräte gibt es im Kreisbauhof des Landkreises an der Schallfelder Straße, an der Kompostanlage des Landkreises nördlich der Kläranlage und am Staatlichen Bauhof am Bischwinder Weg. Übrigens: Die Schulen am Lülsfelder Weg, also Grund- und Mittelschule, haben noch keinen AED vor Ort.
Banken wären ideal
Als idealer Standort für einen öffentlich zugänglichen Defibrillator haben sich die Schalter-Vorräume von Banken herauskristallisiert, denn sie haben 24 Stunden an sieben Tagen die Woche geöffnet. Dort hängt der AED neben Geldautomat und Kontoauszugsdrucker vor der Witterung gut geschützt und ist außerdem noch unter dem Schutz der Video-Überwachung. Ein grünes Schild außen an der Fassade macht auf den Standort des lebensrettenden Geräts aufmerksam.
Doch bislang hängt noch kein einziger Defibrillator in den Vorräumen der Gerolzhöfer Banken. Warum? "Es gibt keinerlei gesetzliche Grundlage oder Pflicht, dass Defibrillatoren aufgehängt werden müssen", erklärt Thomas Lindörfer. Dort, wo es solche Geräte schon gibt, waren es Goodwill-Aktionen der Gemeinde oder von Vereinen, die Spenden aufgetrieben haben, um einen AED für rund 2000 Euro zu finanzieren. In Kolitzheim beispielsweise war es eine wirklich beispielgebende Gemeinschaftsaktion von Sportverein, Eigenheimer, Feuerwehr, Musikverein, Frauenbund, Landfrauen, Pfarrcaritasverein und der örtlichen Tanzgruppe.
Auf der Homepage des BRK Schwaben fehlen auch die entscheidenden Details.
Schade, dass diese Funktion noch nicht in der "DRK Rotkreuz-App" enthalten ist.