Größer konnte die Unterstützung für Florian Töpper nicht ausfallen: 100 Prozent der SPD-Delegierten votierten am Freitagabend dafür, mit dem Amtsinhaber in die Landratswahl am 15. März 2020 zu ziehen. Damit erhielt der 40-Jährige das gleiche Resultat wie bei seiner ersten Nominierung 2012. Töpper kann offenbar auf ein breites Bündnis von Unterstützern bauen. Nicht nur die Grünen wünschen sich seine Wiederwahl, sondern für die Überraschung des Abends sorgte der ehemalige Sennfelder Bürgermeister Emil Heinemann (CSU), der als Sprecher einer bislang nicht bekannten "Überparteiliche Wahlinitiative" zum Mikrophon schritt und einen Auszug aus einer Namenslisten von Persönlichkeiten aus dem Landkreis verlas, die ebenfalls Töpper unterstützen. Auch Ewald Öftring (Freie Wähler) bekannte sich in Sennfeld zu Töppers Kandidatur.
Töpper bilanziert "erfolgreiche Jahre"
Selbstbewusst präsentierte sich Töpper den Delegierten. Die vergangenen sechseinhalb Jahre seiner Amtszeit bezeichnete er als "erfolgreiche Jahre". Sie schreibe er sich nicht selbst auf die Fahnen, sondern würdigte diejenigen, die mit ihm zusammengearbeitet haben. Und damit meinte er auch explizit die Mitarbeiter im Landratsamt. Eines der wichtigsten Elemente, um den Landkreis stark zu machen, sei es, dass die "Ausstrahlung einer Region" stimmen müsse. Insofern rückte er die Begriffe Souveränität und Zusammenarbeit in den Mittelpunkt. "Landrat für alle" zu sein, so Töppers Replik auf seinen Wahlkampfslogan von 2012, bedeute für ihn, auf Menschen offen zugehen und sie mitzunehmen: "Erfolg setzt eine Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Bürgern voraus, die ihre Heimat gestalten wollen und sie nicht Parteien überlassen, die sich jenseits des verfassungsmäßigen Rahmens befinden", sagte er.
Der Landrat zog auch inhaltlich Bilanz seiner bisherigen Amtszeit. Für ihn gehörten Wirtschaft und Soziales zusammen, deswegen sei eine professionell gemachte Wirtschaftsförderung im Landratsamt zum Wohle der Gemeinden und Betriebe wichtig: Die Zahl sozialversicherungspflichtiger Jobs sei im Landkreis Schweinfurt 2018 doppelt so stark gewachsen wie im bayerischen Durchschnitt. Das wichtigste Anliegen seiner Bewerbung von 2012, die Öffentliche Nahverkehr, werde derzeit umgesetzt. Mit dem Beitritt zum Verkehrsverbund Mainfranken werde das Mobilitätskonzept des Landkreises als "Avantgarde-Projekt" etabliert. Und es stelle sicher, dass es keine Zweiklassengesellschaft gebe zwischen zentralen und abgelegenen Orten.
Beim Thema Bildung strich Töpper den Gerechtigkeitsaspekt und die Gleichwertigkeit der Bildungskarrieren heraus. So sei auch die Investition in das Berufsschulzentrum zu sehen. Für gut angelegtes Geld hält er auch den Aufbau von Jugendsozialarbeit an Schulen. Nicht zuletzt sprach Töpper den zivilen Umbau der ehemaligen Conn-Kaserne an, den auch sein Kontrahent Lothar Zachmann zum Wahlkampfthema auserkoren hat. Dabei habe man kämpfen müssen, damit der Landkreis überhaupt eine Zuständigkeit erhalten habe, um mitgestalten zu können: "Wir sind gut im Rennen", bilanzierte er.
Gerade der Umgang mit den "Flüchtlingsbewegungen", wie Töpper formulierte, habe gezeigt, dass im Landkreis Leistungsfähigkeit und Menschlichkeit zugleich vorhanden seien. Der Umgang mit den Geflüchteten in vielen Gemeinden zählten zu den bewegendsten Momenten seiner Amtszeit. Sie hätten ihn zusätzlich motiviert: "In der Politik geht es nicht darum, jemand zu sein, sondern etwas zu tun", sagte Töpper, als es mucksmäuschenstill im Raum wurde. Die Bürger seien seine besten Berater, gerade weil sie kritisch seien.
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Lob auch von Freien Wählern
Töppers Ansprache gingen eineinhalbstündige Lobreden voraus. Inklusive jener Überraschung Emil Heinemanns als Sprecher der "Überparteilichen Wahlinitiative". Darin haben sich eine "lange Liste von Menschen aus dem Landkreis" zusmmengefunden, die Töppers Wiederwahl unterstützen. Demnach befinden sich darunter die ehemaligen Bürgermeister Traudl Epp (Grettstadt), Peter Seifert (Niederwerrn), Robert Finster (Frankenwinheim) und Rainer Fröhlich (Stadtlauringen) sowie Musikerin Steffi List, Schauspielerin Silvia Kirchhof und Biobauer Peter Jonathan. Auch Ewald Öftring, Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag, sagte Töpper seine persönliche Unterstützung zu. Letzterer genieße große Wertschätzung in seiner Gruppierung. Öftring deutete an, dass sich die Freien Wähler, von denen auch Oliver Brust und Peter Neubert anwesend waren, "vielleicht" noch öffentlich äußern würden.
Rückenwind von den Grünen
Rückenwind gab es auch von Johannes Weiß von den Grünen, die Töpper zwar nicht wie 2012 ebenfalls nominiert haben, aber ihm "maximale Unterstützung" versprochen haben: "Er wird auch in Zukunft unser Landrat sein." Seitens der SPD würdigten Kreisvorsitzender Kai Niklaus, und die beiden Fraktionschefs im Kreistag, Hartmut Bräuer und Stefan Rottmann, wie schon die Gastredner zuvor vor allem die menschlichen Qualitäten Töppers: Vordenker und Ideengeber waren nur einige Attribute. Die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit würden von den Bürgern geschätzt, ebenso wie der Sachverstand und das analytische Denken. Wie Bräuer sagte, gehöre es zu den Stärken des Landrats, Probleme zu erkennen und sie anzupacken.
57 von 57 Delegierten votierten in der geheimen Abstimmung für Töppers Kandidatur. Als das Resultat bekannt wurde, war die Erleichterung beim Landrat mit Händen zu greifen: "Ihr wisst gar nicht, wie sehr mich dieses Ergebnis freut."
"Mit dem Beitritt zum Verkehrsverbund Mainfranken werde das Mobilitätskonzept des Landkreises als "Avantgarde-Projekt" etabliert." Das wird ein Verbund mit einer größeren Fläche als der MVV! Da käme die 50 km lange Steigerwaldbahn genau zur rechten Zeit, als Nord-Süd-Achse. Verbünde brauchen Schienen-Achsen als Expresswege, mit quer angetakteten Buslinien. Statt einer strukturlosen Masse, mit einem Irrgarten von Buslinien. Ein "Avantgarde-Projekt", statt nur einer Worthülse, ist der Vorschlag von Wittek-Brix.