EUERBACH
Landratswahl: Auf Töpper ruhen große Hoffnungen
Gegenüber dieser Zeitung sprach Töpper von einer "offenen Wahl"; er verstehe sich nicht als Zählkandidat. Zwar habe er keinen Amtsbonus, aber die Schonunger Wahl habe gezeigt, dass "die alten Mechanismen der CSU nicht mehr automatisch funktionieren". Der knappe Erfolg von Stefan Rottmann in der zweitgrößten Landkreisgemeinde hat der Kreis-SPD offenbar frischen Elan verliehen. Fast alle Redner bemühten am Samstag dieses Beispiel, um die Chancen auf einen Wechsel an der Spitze des Landratsamts zu beschreiben.
In der Vergangenheit hatten Sozialdemokraten gegen Leitherer keine Chance: Theo Laugsch erreichte 1994 nur 25 Prozent, Ewald Öftring sechs Jahre später 27 Prozent. 2006 hatte der damals 27-jährige Töpper eine Kandidatur noch abgelehnt. Diesmal setzt die SPD große Hoffnungen in ihn. Auch SPD-Kreisvorsitzender Peter Pfister stichelte angesichts der 100 Prozent für Töpper gegen Leitherer: Davon könne Letzterer nur träumen. Bei der CSU-Nominierung im Oktober 2011 hatten nur 77,5 Prozent der Delegierten dem Amtsinhaber ihre Ja-Stimme für dessen vierte Bewerbung gegeben.
Töpper wird im Wahlkampf den Politikstil des Amtsinhabers zu einem der Hauptthemen machen, dies wurde in seiner mit langem Applaus quittierten Nominierungsrede deutlich. "Intergieren statt polarisieren" sei die Aufgabe eines Landrats, sagte er an die Adresse Leitherers. Und er monierte in für seine Verhältnisse scharfen Worten den Umgang mit den Minderheitsgruppierungen im Kreistag. Vielmehr sollte deren Vielfalt nutzbar gemacht und nicht Anträge als "bodenlos" abqualifiziert werden. Auch in Sachen Partnerschaft und Bürgernähe will Töpper Defizite ausgemacht haben: "Da liegt bei uns einiges im Argen." Als Beispiel nannte er das Waldzentrum in Handthal: Landrat Leitherer hätte von Anfang an die Botschaft aussenden sollen, dass alle - auch die Naturschutzverbände - an diesem Projekt gemeinsam mitwirken können. "Die Wahl ist entscheidend für die politische Kultur des Landkreises", sagte Töpper.
Inhaltlich äußerte der Kandidat, dass ein Landrat nur Rahmenbedingungen setzen könne, die Arbeit werde zuvorderst in den Gemeinden geleistet. Zudem müsse man sich darauf einstellen, dass "wir uns finanziell auf einem neuen Feld bewegen": Nach dem Aus für die Atomkraft, das er immer gewollt habe, müsse man mit weniger Einnahmen rechnen. Der Landkreis habe seine Rücklagen schon jetzt fast aufgebraucht, die Verschuldung liege über dem Landesdurchschnitt. Töpper will darauf setzen, dass die soziale Infrastruktur erhalten bleibt, weswegen er ein Plädoyer für den Erhalt der defizitären Geomed-Klinik in Gerolzhofen hielt.
Zudem, so sagte er, wolle er der Prävention mehr Raum einräumen. Beim Personennahverkehr sprach sich Töpper für neue Konzepte aus - eventuell in Kooperation mit Hochschulen erstellt: "Mobilität wird künftig eine andere Rolle auf dem Land spielen." Bei der Energiewende griff Töpper auf einen Antrag der Grünen zurück, wonach der Landkreis langfristig autark werden müsse. Als Beispiel nannte er Initiativen im Landkreis Haßberge: "Hier muss ein neues Blatt aufgeschlagen werden. Dem Landkreis kommt dabei eine Führungsrolle zu." Und ein langjähriger CSU-Landrat könne nicht unbedingt darauf bauen, dass er es weiter "mit Vertretern seiner eigenen Partei auf Landesebene zu tun haben wird", gab sich Töpper kämpferisch im Hinblick auf die Umfragewerte der SPD.
Die Vorstellung des SPD-Bewerbers hatte der Ex-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Hartmut Bräuer, übernommen. Töpper habe mit seinem Berufsweg bewiesen, zielstrebig auf ein Ziel hinarbeiten zu können. Als Amtsrichter stehe ihm niemand zur Seite; er müsse frei nach Recht und Gesetz entscheiden. In seinen Ansichten und Ansagen sei Töpper Wankelmut fremd. "Wir können diesem jungen Mann dieses Amt mit gutem Gewissen anvertrauen", sagte Bräuer. Töpper kündigte an, im Erfolgsfall seine Parteiämter "Stück für Stück" abzugeben. Der anwesende Kreisrat Walter Rachle gab bekannt, dass die Grünen eine eigene Nominierungsversammlung mit Töpper planen.
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Ich kann nur hoffen, dass Landrat Leitherer wieder gewählt wird, denn der Landkreis Schweinfurt steht nach dem Atomausstieg vor schweren Zeiten. Und hierfür ist Leitherer jedenfalls der richtige Mann.
Offensichtlich sind Sie mit selbstverliebten CSU Landrat zu frieden ?!