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EUERBACH
Landratswahl: Auf Töpper ruhen große Hoffnungen
Florian Töpper       -  Blumen für den Kandidaten: Florian Töpper (rechts) bedankt sich für seine 100-Prozent-Nominierung als Landratskandidat. Auch SPD-Kreisvorsitzender Peter Pfister ist äußerst zufrieden.
Foto: Josef Schäfer | Blumen für den Kandidaten: Florian Töpper (rechts) bedankt sich für seine 100-Prozent-Nominierung als Landratskandidat. Auch SPD-Kreisvorsitzender Peter Pfister ist äußerst zufrieden.
Von unserem Redaktionsmitglied Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 25.05.2012 18:10 Uhr
 Mit einem nicht zu übertreffenden Ergebnis hat die Schweinfurter Landkreis-SPD den Fraktionschef im Kreistag, Florian Töpper (Dittelbrunn), zum Herausforderer von Landrat Harald Leitherer (CSU) gekürt. Er erhielt am Samstagnachmittag in Euerbach alle 56 abgegebenen Delegiertenstimmen. Auch die Grünen wollen den 33-jährigen Amtsrichter offiziell zu ihrem Kandidaten machen. Mit Blick auf die für die SPD erfolgreiche Bürgermeisterwahl in Schonungen sagte Töpper: "Vielleicht gelingt uns ja wieder eine Sensation." Die Landratswahl ist am 23. September.

Gegenüber dieser Zeitung sprach Töpper von einer "offenen Wahl"; er verstehe sich nicht als Zählkandidat. Zwar habe er keinen Amtsbonus, aber die Schonunger Wahl habe gezeigt, dass "die alten Mechanismen der CSU nicht mehr automatisch funktionieren". Der knappe Erfolg von Stefan Rottmann in der zweitgrößten Landkreisgemeinde hat der Kreis-SPD offenbar frischen Elan verliehen. Fast alle Redner bemühten am Samstag dieses Beispiel, um die Chancen auf einen Wechsel an der Spitze des Landratsamts zu beschreiben.

In der Vergangenheit hatten Sozialdemokraten gegen Leitherer keine Chance: Theo Laugsch erreichte 1994 nur 25 Prozent, Ewald Öftring sechs Jahre später 27 Prozent. 2006 hatte der damals 27-jährige Töpper eine Kandidatur noch abgelehnt. Diesmal setzt die SPD große Hoffnungen in ihn. Auch SPD-Kreisvorsitzender Peter Pfister stichelte angesichts der 100 Prozent für Töpper gegen Leitherer: Davon könne Letzterer nur träumen. Bei der CSU-Nominierung im Oktober 2011 hatten nur 77,5 Prozent der Delegierten dem Amtsinhaber ihre Ja-Stimme für dessen vierte Bewerbung gegeben.

Töpper wird im Wahlkampf den Politikstil des Amtsinhabers zu einem der Hauptthemen machen, dies wurde in seiner mit langem Applaus quittierten Nominierungsrede deutlich. "Intergieren statt polarisieren" sei die Aufgabe eines Landrats, sagte er an die Adresse Leitherers. Und er monierte in für seine Verhältnisse scharfen Worten den Umgang mit den Minderheitsgruppierungen im Kreistag. Vielmehr sollte deren Vielfalt nutzbar gemacht und nicht Anträge als "bodenlos" abqualifiziert werden. Auch in Sachen Partnerschaft und Bürgernähe will Töpper Defizite ausgemacht haben: "Da liegt bei uns einiges im Argen." Als Beispiel nannte er das Waldzentrum in Handthal: Landrat Leitherer hätte von Anfang an die Botschaft aussenden sollen, dass alle - auch die Naturschutzverbände - an diesem Projekt gemeinsam mitwirken können. "Die Wahl ist entscheidend für die politische Kultur des Landkreises", sagte Töpper.

Inhaltlich äußerte der Kandidat, dass ein Landrat nur Rahmenbedingungen setzen könne, die Arbeit werde zuvorderst in den Gemeinden geleistet. Zudem müsse man sich darauf einstellen, dass "wir uns finanziell auf einem neuen Feld bewegen": Nach dem Aus für die Atomkraft, das er immer gewollt habe, müsse man mit weniger Einnahmen rechnen. Der Landkreis habe seine Rücklagen schon jetzt fast aufgebraucht, die Verschuldung liege über dem Landesdurchschnitt. Töpper will darauf setzen, dass die soziale Infrastruktur erhalten bleibt, weswegen er ein Plädoyer für den Erhalt der defizitären Geomed-Klinik in Gerolzhofen hielt.

Zudem, so sagte er, wolle er der Prävention mehr Raum einräumen. Beim Personennahverkehr sprach sich Töpper für neue Konzepte aus - eventuell in Kooperation mit Hochschulen erstellt: "Mobilität wird künftig eine andere Rolle auf dem Land spielen." Bei der Energiewende griff Töpper auf einen Antrag der Grünen zurück, wonach der Landkreis langfristig autark werden müsse. Als Beispiel nannte er Initiativen im Landkreis Haßberge: "Hier muss ein neues Blatt aufgeschlagen werden. Dem Landkreis kommt dabei eine Führungsrolle zu." Und ein langjähriger CSU-Landrat könne nicht unbedingt darauf bauen, dass er es weiter "mit Vertretern seiner eigenen Partei auf Landesebene zu tun haben wird", gab sich Töpper kämpferisch im Hinblick auf die Umfragewerte der SPD.

Die Vorstellung des SPD-Bewerbers hatte der Ex-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Hartmut Bräuer, übernommen. Töpper habe mit seinem Berufsweg bewiesen, zielstrebig auf ein Ziel hinarbeiten zu können. Als Amtsrichter stehe ihm niemand zur Seite; er müsse frei nach Recht und Gesetz entscheiden. In seinen Ansichten und Ansagen sei Töpper Wankelmut fremd. "Wir können diesem jungen Mann dieses Amt mit gutem Gewissen anvertrauen", sagte Bräuer. Töpper kündigte an, im Erfolgsfall seine Parteiämter "Stück für Stück" abzugeben. Der anwesende Kreisrat Walter Rachle gab bekannt, dass die Grünen eine eigene Nominierungsversammlung mit Töpper planen.
 
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Kommentare
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  • W. G.
    Als Mitglied einer Oppostionsgruppierung im Kreistag kann ich nur sagen: Ein Wechsel täte gut! Zumimdest was das Thema: Miteinander angeht!
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  • U. S.
    Wenn man den Artikel liest könnte man meinen, dem Landkreis Schweinfurt ginge es schlecht. Das Gegenteil ist der Fall! Die Arbeitslosenquote ist eine der geringsten in ganz Deutschland (obwohl inmitten die Stadt mit stolzen 12% thront), der Zustand der Infrastruktur eine der besten in Deutschland (mit einem Radwegenetz das in Bayern seines Gleichen sucht). Sowas ist keine Selbstverständlichkeit, sondern harte Arbeit und hier hat Leitherer einen sehr großen Anteil. Man kann von seinem autoritären Auftreten halten was man will, aber er ist einer der "macht" und zu dem steht was er macht. Im Gegesatz zu den ganzen Kaspern in Berlin oder sonst wo, die nur nach dem Wind wehen. Echte Politgrößen die noch etwas bewegt haben im Land wie Strauss, Kohl und Stoiber gibt es ja leider nicht mehr.
    Ich kann nur hoffen, dass Landrat Leitherer wieder gewählt wird, denn der Landkreis Schweinfurt steht nach dem Atomausstieg vor schweren Zeiten. Und hierfür ist Leitherer jedenfalls der richtige Mann.
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  • C. R.
    Ich denke man wird mit einem Sieg vom Herrn Töpper rechnen können. Spätestens seit Michael Adam, dem Landrat aus Regen, ist ein CSU-Kandidat nicht zwangsläufig gewählt. Und Herr Töpper, Amtsrichter und hochintelligent, ist ein passabler Kandidat. Er wird auch im Wählerreservoir von dem Landrat Leitherer fischen können. Mal schauen, ob es der Leitherer schafft auf seine Kritiker zuzugehen und das Ruder nochmal rumzureißen. Ich denke, ein frischer Wind würde dem Landkreis gut tun.
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  • B. J.
    Schwach von diesen beiden, großen Fraktionen im Kreistag SW ?!
    Offensichtlich sind Sie mit selbstverliebten zwinkern CSU Landrat zu frieden ?!
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