
Alle drei Geehrten pflegen Landschaften und setzen sich ein für deren Erhalt: Silvia Kirchhof aus Gerolzhofen, Erich Rößner aus Alitzheim und Peter Vollert aus Üchtelhausen. Dennoch sind sie auf unterschiedlichen Gebieten aktiv, in der Natur und Kultur.
In ihrem Wirken sind sie erfolgreich und und weit über das übliche Maß hinaus aktiv. Deshalb zeichnete der Landkreis Schweinfurt sie am Donnerstagabend im Steigerwaldzentrum in Handthal mit seiner Ehrenurkunde aus. Damit sind die drei ungeschriebene "Ehrenbürger" des Landkreises.
Ohne Menschen gebe es keine Landschaften, die zu es zu bewahren gilt, stellte Landrat Florian Töpper in Anlehnung an Schriftsteller Siegfried Lenz fest. Zugleich seien die Menschen dafür verantwortlich, das Schützenswerte davor zu bewahren, dass es unwiederbringlich verloren geht. Diesen Verdienst hätten sich die drei Geehrten erworben, sagte Töpper vor den eingeladenen früheren Trägerinnen und Trägern der Kreis-Ehrenurkunde. 89 Frauen und Männer im Landkreis haben diese Urkunde. Ein Großteil von diesen war nach Handthal zur diesjährigen Verleihung gekommen.
Den "Kreis-Ehrenbürgern" 2023 käme laut Töpper das Privileg zu, in "unübersichtlichen Zeiten, voller Impulse, die dem Pessimismus Vorschub leisten", Zuversicht zu verbreiten. Ihr Engagement für die Heimat, mache die Gesellschaft widerstandsfähiger. "Sie sind im besten Sinn prägend für unseren Landkreis", sagte Töpper an Kirchhof, Rößner und Vollert und die Preisträger früherer Jahre gerichtet. Ihnen sei es zu verdanken, "dass wir uns dieser unserer Landschaft anhaltend zugehörig fühlen können, in ihr gerne heimisch sind", stellte der Landrat fest.
Kulturelles Aushängeschild: Silvia Kirchhof aus Gerolzhofen
Theaterleiterin, Regisseurin, Schauspielerin, Sängerin, Clown – Silvia Kirchhof lässt sich in keine bestimmte Schublade stecken. Die Schauspielerei wurde der Gerolzhöferin im Jahr 1969 "bereits in die Wiege gelegt", sagte Landrat Töpper während seiner Laudatio. Ihr Großvater war akademischer Maler und Unterhaltungskünstler. Ihr künstlerisches Profil, das sie heute auszeichnet, habe sie mit zahlreichen Lehrerinnen und Lehrern entwickelt.

Im Jahr 2007 war sie Töpper zufolge daran beteiligt, den Verein "Klinikclowns Lachtränen Würzburg" zu gründen, und wirke als Clown "Machnix" als Künstlerin und Therapeutin. "Ich bewundere Sie für Ihre Arbeit inständig", sagte Töpper, "denn Ihnen gelingt es regelmäßig Menschen, denen oft eher wenig nach Lachen zumute ist, wieder Zuversicht und Heiterkeit mit auf den Weg zu geben."
2011 gründete Kirchhof das "Kleine Stadttheater Gerolzhofen". Amateure und Profis haben seitdem etliche Stücke auf die Bühne gebracht, von denen der Landrat das historische Stück "Fräulein Schmitt und der Aufstand der Frauen" (2015) als eine der bedeutendsten Inszenierungen hervorhob und als "Meisterwerk" bezeichnete. Seit dem Jahr 2018 habe das "Kleine Stadttheater" im Theaterhaus in Gerolzhofen eine feste Heimat. Als dessen Leiterin habe Kirchhof im vergangenen Jahr mit dem Freilichtstück "Robin Hood – eine Legende" für den Verein Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf die Herausforderung als Regisseurin mit Bravour gemeistert. Nicht nur deshalb sei sie eine wichtige Kulturbotschafterin für den gesamten Landkreis.
Wachsames Auge auf die Natur: Erich Rößner aus Alitzheim
In jungen Jahren wurde in Erich Rößner die Liebe zur Natur entfacht, berichtete Töpper. Rößner stellte sich früh dem von ihm erkannten "Raubbau an der Natur" entgegen, studierte Landespflege und übernahm später den elterlichen landwirtschaftlichen Hof und gestaltete diesen nach ökologischen Gesichtspunkten um.

Als Mitglied des Vorstands der Kreisgruppe des Bund Naturschutzes Schweinfurt und der Ortsgruppe Gerolzhofen sei Rößner ein "geschätzter sowie hilfsbereiter Ansprechpartner", wann immer jemand Expertise in Sachen Naturschutz sucht. Seit dem Jahr 1986 ist Rößner zudem Naturschutzwächter des Landkreises Schweinfurt und ein "sehr engagierter Streiter und Sachverwalter für die Belange des Naturschutzes", wie der Landrat herausstellte.
Fachwissen, Augemaß und der Blick für das Machbare prägten Rößners Wirken. Es gehe ihm darum, den Wege zu ebnen, um Naturschutz nachhaltig zu fördern. Dabei sei er für die Naturschutzbehörde im Landratsamt ein freundlicher und konstruktiver Partner.
Kunstschaffender Kunstlehrer: Peter Vollert aus Üchtelhausen
Von Üchtelhausen aus, wo er 1940 geboren wurde, wirkt Peter Vollert noch immer als einer der bekanntesten Bildhauermeister der Region. 1972 machte er sich als Bildhauer selbstständig und war zwei Jahre später Gründungsmitglied der Gruppe "Schweinfurter Künstler", sagte Töpper. Als Kulturschaffender trage er bis heute maßgeblich zum Erscheinungsbild seiner Heimatgemeinde sowie des ganzen Landkreises und der Stadt Schweinfurt bei.

Zu den bekanntesten von Vollerts zahlreichen Werken zählen laut Töpper der "Heilige Bruno" in Niederwerrn, der "Röthleiner Bär" oder die Schweine im "Schweinfurter Zürch". Der Künstler arbeite mit unterschiedlichsten Werkstoffen und stelle seine Figuren stets als "beseelte Kreaturen" dar.
Doch Vollert erzeuge nicht nur selbst Kunst, er bringe als Kursleiter Teilnehmerinnen und Teilnehmern seit Jahrzehnten etwas bei und teile sein "enormes kulturelles und gestalterisches Können", lobte der Landrat.