"Blumenverkauf, unbedingt Blumenverkauf!", das müsse es auf jeden Fall bei der Landesgartenschau (LGS) 2026 geben, sagt eine Frau mit Nachdruck, als Baureferent Ralf Brettin nach Wünschen und Anregungen fragt. "Und nicht nur Fastfood", schließt sich eine andere Frau an, die sich zusammen mit gut 50 anderen Leuten auf Einladung der Freunde der Landesgartenschau bei einer Führung das ehemalige Ledward-Gelände und das Kessler Field gegenüber anschaut.
In zwei Gruppen geht es Corona-regelgemäß über das Gelände. Ralf Brettin und Stadtgrün-Chef Mathias Graupner, Nachfolger von Axel Meffert, führen die eine Gruppe vom ehemaligen Ehrenhof bis hin zum Kessler-Field.
Die zweite Gruppe folgt dem Freundeskreisvorsitzenden Florian Dittert und Marcus Peter vom Servicebetrieb Bau und Stadtgrün. Neugier, was schon alles verändert ist, Interesse, wie es weitergehen wird, scheint die Leute hierher zu bringen. Im Februar war die erste Baustellenführung.
Bei manchem, der zum Beispiel bei der US-Army gedient hat, ist aber auch Wehmut zu spüren. Viel ist aus der Kasernen-Zeit nicht mehr erhalten. Der Ehrenhof bleibt aber in der bekannten Form, sagt Brettin. Hätte man die von der amerikanischen Armee genutzten Gebäude nicht erhalten können? Sie seien doch schließlich gar nicht so lange vor dem Abzug der Amerikaner überholt worden, fragt eine Frau. Die Gebäude seinen mit Schadstoffen belastet gewesen, entsprachen auch nicht deutschen Brandschutzbestimmungen, sagt Brettin. Sie herzurichten, wäre viel zu teuer gewesen.
Ein Gefühl dafür bekommen, wie groß das Gelände ist, was hier alles möglich sein kann: Das soll die Führung vermitteln. Brettin macht dabei immer wieder drei Punkte deutlich: Die Landesgartenschau, die auf zwölf Hektar Gelände im Nordwesten Ledwards und am Kessler Field stattfinden soll, sei keine Blümchenschau sondern ein Element und ein Motor der Stadtentwicklung.
Sie soll kein Einzelereignis sein, sondern in die Zukunft wirken. Und sie soll ein Bürgerprojekt werden. Wer Ideen hat, darf und soll sie einbringen. Punkt drei: Aus den Erfolgen und den Fehlern anderer lernen. In Würzburg haben man die Vereine nicht miteinbezogen, das will man in Schweinfurt ändern.
"Es gibt aber auch Gegner?", kommt es zum Abschluss am Kessler-Field, wo einmal ein neues Wohngebiet entstehen soll. Ja, es gibt eine Bürgerintitiative dagegen, außerdem wollen zwei Stadträte Anträge einbringen, um das Projekt noch zu stoppen, sagt Brettin. "Wir hoffen, dass wir weitermachen können." Meinungsverschiedenheiten, kontroverse Diskussionen gehören zur Demokratie, meint er: aber auch das Akzeptieren einer Mehrheitsentscheidung.
Ohne Landesgartenschau würden zum Beispiel EU-Zuschüsse nicht fließen, zwei Modellprojekte wären laut Baureferent nicht mehr machbar. Ausstiegsszenarien seinen jederzeit denkbar, beantwortet er eine Frage aus dem Publikum. Nur müsse man sich klar sein, dass dann auch Schadensersatzforderungen, von Planern zum Beispiel, fällig werden können. Stichwort Planer: Der nächste Schritt ist ein Architektenwettbewerb.
Ein Element der Stadtentwicklung ist sie nicht, da im größeren LGS-Bereich in Ledward der nachfolgende Bürgerpark im Abseits liegt. In WÜ errichtete man am Rand des LGS-Areals viele Wohnungen mit Parkblick, was man in Ledward nicht plant.
Ein Motor der Stadtentwicklung ist sie auch nicht, sondern ein Bremsklotz. Bis 2056 darf das Areal nicht anderweitig genutzt werden, da sonst die Zuschüsse zurückbezahlt werden müssen. Weshalb sich die Stadt SW vom Freistaat bestätigen ließ, dass er das Areal bis 2056 für Hochschuleinrichtungen nicht braucht. Das ist 1. unseriös, weil kein Mensch eine so langfristge Prognose machen kann und 2. unsäglich, weil die Stadt vom Freistaat eine Bestätigung für das wollte, was sie am dringendsten braucht!
Zudem ist die LGS seit Jahren ein Bremsklotz für die Stadtentwicklung, da die (Bau)Verwaltung keine Zeit mehr für viel wichtigere Dinge hat.