Nur wenige Wochen nach Beginn des Ausbaus der Keltenstraße musste dieser Mitte September gestoppt werden. Der Anlass war kein erfreulicher für die Stadt Gerolzhofen: Bei Untersuchungen stieß man auf ungeklärte Müllreste und Altlasten im Untergrund. Bevor die Bauarbeiten weitergehen, musste zunächst geklärt werden, ob es sich dabei um gefährliche Stoffe handelt. Dem Stadtbauamt liegen jetzt die Ergebnisse der Laboruntersuchung vor.
Welcher Straßenbereich ist konkret betroffen?
Es handelt sich um die Keltenstraße gegenüber dem Steigerwald-Stadion in Gerolzhofen an der Schallfelder Straße. Der bislang nicht asphaltierte Weg wird seit August als Zufahrt zum neuen Baugebiet "Am Nützelbach II" hergerichtet.
Warum mussten die Bauarbeiten gestoppt werden?
Bei Straßenbaumaßnahmen wird das Erdreich routinemäßig auf Kampfmittel untersucht. Die Stadt hatte damit eine Spezialfirma beauftragt. Diese wurde schnell fündig, und zwar auf Höhe der Tennisplätze des TC Rot-Weiss: Munition oder Sprengkörper fand sie zwar nicht im Untergrund, stattdessen unter anderem Reste von Lkw- und Hausmüll sowie Altmetall aus früheren Zeiten, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt werden konnte. Im Stadtrat kam die Vermutung auf, ob es sich um eine frühere Mülldeponie gehandelt habe.
Welche Maßnahmen hat die Stadt eingeleitet?
Die Stadtverwaltung stoppte daraufhin die Ausbauarbeiten der Straße auf unbestimmte Zeit und beauftragte ein Labor mit der Analyse von Bodenproben. Diese sollten klären, welche gefährlichen Stoffe an dieser Stelle in der Erde schlummern und wie diese gegebenenfalls entsorgt werden müssen.
Hat das Labor Gefahrenstoffe ermittelt?
Ja, es wurden belastete Proben gefunden. Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann informierte auf Anfrage dieser Redaktion zu den Ergebnissen des Labors, die seit kurzem vorliegen. Darunter sind mehrere Schadstoffe wie zum Beispiel Benzole, Arsen, Asbest sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (kurz PAK). PAK werden unter anderem als Weichmacher in Produkten genutzt und kommen vielfältig vor, darunter in Gummiprodukten, Handtaschen, Armbändern, Kosmetik oder Spielzeugen. Einige sind gesundheitsschädlich und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Wie gefährlich sind diese Altlasten?
Nach Auskunft von Hoffmann liegen einzelne Proben "teils sehr stark" über den jeweiligen Grenzwerten. "Es gibt hohe Deklarationsklassen", teilt sie mit. Das bedeutet: Die belasteten Bodenbereiche bedürfen einer gesonderten Behandlung und speziellen Entsorgung.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Stadt Gerolzhofen steht derzeit mit verschiedenen Behörden aufgrund des weiteren Vorgehens im Austausch, darunter mit dem Staatlichen Bauamt, dem Landratsamt Schweinfurt und dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Kürzlich gab es einen Vor-Ort-Termin. Hoffmann geht davon aus, dass sich alle beteiligten Ämter in den nächsten Tagen auf einen gemeinsamen Fahrplan mit allen notwendigen Maßnahmen festlegen werden. Zu klären sind noch einzelne Fragen, wann welche Straßenbereiche ausgehoben werden und auf welchen Deponien die einzelnen Gefahrenstoffe und Abfälle entsorgt werden dürfen. Ob Bereiche großflächig ausgehoben werden müssen, prüft derzeit das Wasserwirtschaftsamt. Eine Entscheidung dazu soll spätestens nächste Woche fallen. Für die Stadt wird die Entsorgung der Problemstoffe jedenfalls mit Mehrkosten verbunden sein. Die Stadtbaumeisterin kann im Moment noch nicht genau beziffern, ob diese im fünf- oder sechsstelligen Euro-Bereich liegen werden.
Was ist bislang noch bekannt?
Der belastete Bereich ist wohl größer als zunächst angenommen. Die bekannte Verdachtsfläche in der Keltenstraße hat sich nach Auskunft der Stadt erweitert. Auch hier handelt es sich entweder um eine frühere Deponie, die aber bislang eigentlich nur vom benachbarten FC-Sportplatz bekannt sei, so Hoffmann. Oder, so eine weitere Vermutung, der Abfall und die Schadstoffe im Untergrund der Zufahrtsstraße rühren von illegalen Müllentsorgungen her.
Wann können die Straßenbauarbeiten weitergehen?
Das Stadtbauamt hofft, dass die Arbeiten am 16. Oktober wieder aufgenommen werden. Maria Hoffmann geht von keinen großen zeitlichen Verzögerungen bei dieser Baumaßnahme aus. Offen ist für die Stadtbaumeisterin aber aktuell, ob die Baufirma rechtzeitig wiederkommen kann.