Während die ersten Baugrundstücke im Neubaugebiet "Am Nützelbach II" bereits verkauft sind, hat nun der Ferienausschuss des Stadtrats den künftigen Erschließungsstraßen einen Namen gegeben. Bei den Abstimmungen zur Namensfindung kam es zu einer Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen der CSU und der Freien Wähler.
Zunächst wurde die Grundsatzfrage geklärt, wie viele Straßen das Neubaugebiet überhaupt haben soll. Die Verwaltung schlage vor, dass es drei Straßen mit eigenen Namen geben sollte, sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak: Neben den beiden Straßen direkt im Baugebiet sollte auch die Zufahrtsstraße von der Schallfelder Straße bis zum Baugebiet einen eigenen Namen bekommen, "auch wenn diese Straße erst einmal unbewohnt bleibt". Aber vielleicht komme es später bei einer Erweiterung des Baugebiets zu einer Bebauung längs dieser Straße. Der Stadtrat signalisierte seine Zustimmung.
Zahlreiche Ideen
Für die drei Straßen gab es im Vorfeld zahlreiche Namensvorschläge. Die SPD-Fraktion hatte sich für eine "Marie-Juchacz-Straße" und eine "Rodewischer Straße" stark gemacht. Die CSU schickte "Dr.-Angela-Merkel-Straße", "Zu den Weinbergen", "Zum Arlesgarten", "Zum Biberbau", "Zur Dachshöhle" und "An der Weidach" ins Rennen. Die Ideen der Freien Wähler lauteten: "Zur Keltensiedlung", "Keltenstraße", "Alte Siedlungsstraße", "An der Lehmgrube" "Nützelbachaue" und "Am Gießgraben". Die Fraktion von Geo-net brachte zudem eine "Abt-Wilhelm-Sölner-Straße" in die Diskussion ein.
2. Bürgermeister Erich Servatius (SPD) erhielt, obwohl er kein Mitglied des Ferienausschusses des Stadtrates ist, ausnahmsweise ein Rederecht ohne Stimmrecht. Er warb nochmals für die beiden Vorschläge seiner Fraktion: Es gebe mit Josefine Schmitt bislang nur eine einzige Frau, die mit einem Straßennamen in Gerolzhofen gewürdigt werde und deshalb sei es an der Zeit, auch der Sozialdemokratin, Frauenrechtlerin und Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz, diese Ehre zuteil werden zu lassen. Und Rodewisch sei die einzige Partnerstadt von Gerolzhofen, an die noch mit keinem Straßenschild erinnert werde. Auch hier bestehe Handlungsbedarf.
Keine "Gender-Diskussion"
Stefanie Döpfner (Geo-net) signalisierte neben dem eigenen Vorschlag für den aus Gerolzhofen stammenden Zisterzienser-Abt Sölner auch eine Unterstützung ihrer Fraktion für die SPD-Idee "Marie Juchacz", weil es in der Stadt tatsächlich noch viel zu wenig Frauennamen auf Straßenschildern gebe.
Günter Iff (Freie Wähler) sah dies anders. Er wollte bei der Vergabe von Straßennamen, so wörtlich, "keine Gender-Diskussion" eröffnen. Bei "Marie Juchacz" fehle schlicht der regionale Bezug zu Gerolzhofen und die Schreibweise des Familiennamens sei auch nicht ganz einfach.
Auch Arnulf Koch (CSU) wollte nicht "über Frauennamen diskutieren". Man unterstütze aber den SPD-Vorschlag, die Partnerstadt Rodewisch mit einer eigenen Straße zu würdigen. Für die zwei anderen Straßennamen sollte man lieber auf alte örtliche Flurnamen zurückgreifen. Als "Zeichen des Entgegenkommens" zog Koch die von der CSU eingebrachten Vorschläge zurück.
Nach längerer Diskussion und der Streichung einiger Namensvorschläge, weil sie historisch nicht korrekt oder zu ähnlich mit bereits existierenden Namen waren, blieben zuletzt nur noch folgende Straßennamen im Topf: "Abt-Sölner-Straße", "Rodewischer Straße", "Rodewisch-Weg", "Keltenstraße", "Zum Arlesgarten" und "Marie-Juchacz-Straße".
Zuerst wurde über die Zufahrtsstraße entlang der Tennisplätze abgestimmt. Hier setzte sich eine Mehrheit von CSU samt Bürgermeister Wozniak und Freie Wähler (FW) mit sechs zu vier Stimmen durch: Die Straße heißt künftig "Keltenstraße" in Erinnerung an die keltische Siedlung, die vor einigen Monaten auf dem Gebiet von "Nützelbach II" von Archäologen ergraben worden war.
Jeweils sechs zu vier Stimmen
Für die Straße, die im Baugebiet unten im Bereich des Baches entlang führen wird, entschied sich die gleiche Mehrheitskonstellation gegen die Sozialdemokratin Marie Juchacz und statt dessen für die "Rodewischer Straße". Und die dritte Straße, die den Hang hinauf in Richtung Süden gebaut wird, wurde ebenfalls mit sechs zu vier Stimmen von CSU und FW als "Zum Arlesgarten" getauft.
Die Abstimmungen erbrachten somit das etwas kuriose Ergebnis, dass es künftig wie von der SPD gewünscht eine "Rodewischer Straße" geben wird, obwohl die SPD-Fraktion gegen ihren eigenen Vorschlag gestimmt hatte, mit dem gescheiterten Ziel, lieber eine "Marie-Juchacz-Straße" durchzubringen.